Wer Windräder bauen will, hat es in Bayern teilweise noch immer schwer. Mancherorts ist sogar zu hören, dass Bayern gar kein "Windland" sei. Der geplante Windpark bei Altötting zum Beispiel, das größte Windkraftprojekt Bayerns, stößt bei der Bevölkerung vor Ort weiterhin auf großen Widerstand. Anfang des Jahres haben sich Anwohnerinnen und Anwohner in Mehring in einem Bürgerentscheid mit deutlicher Mehrheit dagegen ausgesprochen. Diese Ablehnung könnte Folgen für das gesamte Projekt haben.
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Drei Windräder südlich von München geplant
Südlich von München sieht die Sache anders aus. Dort sollen heuer im Herbst drei Windräder an der A8 aufgestellt werden. Der geplante "Windpark Hofoldinger Forst" soll jeweils aus einem Windrad in den Gemeinden Aying, Sauerlach und Otterfing bestehen, auf dem Grund der Bayerischen Staatsforsten.
Der Geschäftsführer des Windparks, Martin Sterflinger aus Sauerlach, berichtet, dass man bei der langwierigen Planung sehr viel Wert auf Bürgerbeteiligung gelegt habe. Und auch bei der Finanzierung seien die Bürgerinnen und Bürger beteiligt gewesen - mittels Crowdfunding. Dass die Anwohnerinnen und Anwohner mit ins Boot geholt werden, sei "von Anfang an klar" gewesen, so der Geschäftsführer des neuen Windparks im Hofoldinger Forst. "Das sieht man ja an anderen Beispielen, wenn man die Bürger nicht beteiligt von Anfang an, dann geht das in die Hose".
Elf Jahre von der Planung bis zur Umsetzung - Was hat so lange gedauert?
Die drei Gemeinden hatten allerdings viel Zeit, den Windpark zu planen und dadurch die Bürger einzubinden. Bereits 2013 wurde eine Arbeitsgemeinschaft gegründet und jetzt, elf Jahre später, geht es an die Umsetzung. Warum hat es so lange gedauert?
Das hat vor allem auch politische Gründe, wie die sogenannte "10H-Regel", die 2014 in Bayern nach Protesten von Windkraftgegnern eingeführt wurde und auch im Falle des geplanten Windparks Hofoldinger Forst die Realisierung erschwert hat. Das Otterfinger Windrad ist beispielsweise 2,3 Kilometer vom Ort entfernt. Der Otterfinger Bürgermeister Michael Falkenhahn berichtet von vielen Sitzungen, einer langen Planung und einem insgesamt sehr aufwändigen Genehmigungsverfahren.
Bürgermeister: Einstellung zum Windrad hat sich in der Gesellschaft geändert
"Vor zehn Jahren war die Grundeinstellung nicht so 'Pro Wind', wie sie jetzt ist. Da hat sich in der Gesellschaft ein deutlicher Wandel vollzogen", so Michael Falkenhahn. Und diese Grundeinstellung habe sich nach Erfahrungen des Bürgermeisters auch in den Behörden gezeigt. "In den ersten acht Jahren war es etwas zögerlich und in den letzten zwei Jahren war es Vollgas. Alle, auch die Genehmigungsbehörden, waren dann mehr auf Zack".
In der Bevölkerung habe es eine hohe Akzeptanz für das Projekt gegeben, berichtet der Bürgermeister weiter. "Von Bürgerseite her gab es keine größeren Probleme". Es seien aber auch viele Informationsveranstaltungen angeboten und die Bedenken der Anwohnerinnen und Anwohner seien ernst genommen worden.
Wie geht es jetzt weiter?
Nächste Woche starten archäologische Untersuchungen. Auf dem Otterfinger Gebiet wurde nämlich eine Art Kellergewölbe entdeckt. Dabei handelt es sich wahrscheinlich um Flakstellungen aus dem Zweiten Weltkrieg. Diese Tunnel werden jetzt noch genauer untersucht und die Kommunen hoffen, dass es dadurch keine Zeitverzögerungen gibt.
Die Fläche im Wald wurde bereits gerodet, im Mai starten die Erdarbeiten. Im Herbst werden dann die Windräder angeliefert über die A8 - und dafür werden auch eigene Behelfsausfahrten an der Autobahn entstehen. Das ermöglicht ein direktes Anfahren der drei Standorte.
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