Das Netzwerk "Wunsiedel ist bunt" veranstaltet auch in diesem Jahr wieder am Samstag vor dem Volkstrauertag am 16. November ein Fest für Toleranz, Demokratie und Menschenwürde. Vor genau zehn Jahren ging der kreative Widerstand der Wunsiedler gegen Neonazi-Aufmärsche in ihrer Stadt um die Welt: In einer Geheimaktion hatten sie den Aufmarsch der Neonazi-Kleinstpartei "Der III. Weg" 2014 zum unfreiwilligsten Spendenlauf Deutschlands umfunktioniert.
"Rechts (laufen) gegen Rechts": Rundstrecke in Wunsiedel
Für jeden gelaufenen Meter der Rechtsextremen gingen Spenden an das Aussteigerprogramm "Exit-Deutschland" – einer Initiative, die Menschen hilft, die mit dem Rechtsextremismus brechen und sich ein neues Leben aufbauen wollen. Zum zehnjährigen Jubiläum dieses Erfolges soll es am Samstag jetzt einen freiwilligen Spendenlauf für alle geben – unter dem Motto "Rechts (laufen) gegen Rechts". Dazu wird in der Wunsiedler Innenstadt eine etwa 500 Meter lange Rundstrecke ausgewiesen. Für jede absolvierte Runde jedes Teilnehmers wird laut "Wunsiedel ist bunt" an gemeinnützige Organisationen gespendet, die sich aktiv für ein demokratisches und tolerantes Miteinander einsetzen.
Nach Angaben des Landratsamtes ist "Wunsiedel ist bunt" nach aktuellem Stand die einzige Organisation, die eine Veranstaltung am Samstag in der Stadt Wunsiedel gemeldet hat. Aktuell sind demnach weder Veranstaltungen des "III. Weges" noch der Antifa gemeldet. Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken sagte auf BR-Anfrage, dass die Polizei gut gewappnet sei. Man beobachte die mögliche Meldung weiterer Veranstaltungen und werde mit eigenen, oberfränkischen Polizeikräften an die Lage angepasst reagieren. Das ist anders als in den vergangenen Jahren, in denen stets auch Unterstützungskräfte aus anderen Regierungsbezirken in Wunsiedel zugegen waren.
Keine Neonazis beim Marsch im vergangenen Jahr
Der Ursprung der Aufmärsche von Rechtsextremen in Wunsiedel war die Grabstätte von Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß, der nach seinem Suizid im Jahr 1987 auf dem dortigen Friedhof begraben wurde. In der Folge wurde dieses Grab zur Pilgerstätte für Neonazis. Nachdem es 2011 aufgelöst und jeder direkte Veranstaltungsbezug auf Heß verboten wurde, verlagerten sich die Versammlungen der Rechtsextremen als "Heldengedenken" auf den Vorabend des Volkstrauertages. Im Jahr 2023 war die Neonazi-Kleinstpartei "Der III. Weg", die seit 2014 als Veranstalter des Marsches aufgetreten war, erstmals seit 1988 ohne ersichtlichen äußeren Grund nicht nach Wunsiedel gekommen.
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