Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) kann in der Hallertau wohlbestandene Hopfengärten betrachten. Der Grund: In den wichtigen Wachstumsmonaten Juni, Juli und August hat das Wetter mitgespielt.
Überdurchschnittliche Ernte trifft auf gesättigten Markt
Vor allem gab es ausreichend Regen, teils sogar zu viel. Entsprechend fällt die erste Ernteprognose aus: Der Hopfenpflanzerverband erwartet einen leicht überdurchschnittlichen Ertrag. Die Landwirte werden wohl bundesweit knapp 49.000 Tonnen Hopfen einfahren können und damit deutlich mehr als in den vergangenen beiden Jahren. Durchschnittlich fällt dagegen die Qualität aus, konkret der Gehalt an Alphasäure, die beim Kochen des Hopfens die Bitterstoffe ins Bier bringt.
Die vergleichsweise gute Hopfenernte trifft auf einen gesättigten Markt. Das werde den Preis deutlich drücken, schätzt der Verband.
Klimawandel: Trockenphasen stressen den Hopfen
Auch wenn in diesem Jahr das Wetter gut für den Hopfen war, sorgen sich die Hopfenpflanzer um die Folgen des Klimawandels. Zum einen verträgt der Hopfen als Schattenpflanze nicht allzu viel Hitze, zum anderen braucht er für ein gutes Gedeihen ausreichend Wasser. Die Schwankungen im Niederschlag stellen für die Hopfenpflanzer ein großes Risiko dar, erklärt Erich Lehmair, Geschäftsführer des Hopfenpflanzerverbandes und zudem Vorstandsmitglied in der Hopfenverwertungsgenossenschaft HVG.
"Der Hopfen benötigt in den Haupt-Vegetationsmonaten Juni, Juli und August insgesamt irgendwo zwischen tausend und 1.500 Kubikmeter pro Hektar Wasser. Das meiste fällt zwar nach wie vor vom Himmel, aber bereits Trockenphasen von nur zwei, drei Wochen stressen den Hopfen – dann bekommt er schon einen Knacks." Erich Lehmair, Geschäftsführer des Hopfenpflanzerverbandes und zudem Vorstandsmitglied in der Hopfenverwertungsgenossenschaft HVG
Landespolitik unterstützt Bewässerungskonzept
Gemeinsam arbeiten die beiden Hopfen-Organisationen deshalb seit Jahren an einem Bewässerungskonzept für die Hallertau. Darauf schauen alle Hopfenpflanzer in Deutschland, denn die Hallertau umfasst mit knapp 17.000 Hektar über drei Viertel der Hopfenanbaufläche in der Bundesrepublik. Auf nieder- und oberbayerischem Boden gelegen ist sie das weltweit größte zusammenhängende Hopfenanbaugebiet der Welt.
Maßgeblich beteiligt an der Erarbeitung eines Bewässerungskonzepts sind die Landesanstalt für Umwelt und das Bayerische Umweltministerium, das das Konzept fördert. Entsprechende Zusagen hat Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bereits bei der Hopfenrundfahrt im vergangenen Jahr gegeben. Ein Sprecher des Umweltministeriums betonte auf BR-Nachfrage: "Der Freistaat will die Bewässerung durch die nachhaltige Bewirtschaftung der Wasserressourcen weiterhin ermöglichen."
Der Fokus liege auf einer "nach Möglichkeit grundwasserunabhängigen Wasserbezugsquelle". Geprüft werde "die Wasserentnahme aus Oberflächengewässern in Verbindung mit einer Zwischenspeicherung", lässt sich der Sprecher des Umweltministeriums zitieren.
Wasser aus Donau, Isar und Amper
In der Praxis bedeutet das, dass für die Hallertau bei starkem Regen Wasser aus Flüssen abgezweigt und gespeichert werden soll. Mittlerweile steht fest, dass die kleinen Flüsse, die durch die Hallertau fließen, dafür nicht in Frage kommen. Konkret schließt Erich Lehmair aus, dass die rechten Donau-Nebenflüsse genutzt werden. "Paar, Ilm, Abens und Laber können nicht zur Bewässerung dienen".
Geprüft werden müsse die mögliche Wasserentnahme aus den drei großen Flüssen an den Grenzen der Hallertau: Im Süden die Amper und die Isar und im Norden die Donau. Auch dort beschränkt sich, so Lehmair, die Wasserentnahme auf die Zeit nach starken Regenfällen: "Dann spricht auch nichts aus Umweltschutzgründen dagegen, dass man dann, wenn diese Flüsse hohe Mengen Wasser führen, zum Teil zu hohe Mengen daraus entnimmt und in Speicherbecken speichert."
Mehrere Speicherbecken in der Hallertau
Die Hopfenpflanzer wollen das Wasser für den Hopfenanbau dezentral speichern, so Lehmair: "Es wird kein neuer See entstehen, sondern mehrere kleinere Becken in der Hallertau, auch weil es von der Technologie her einfacher ist". Offen ist noch, wie viel Speicherkapazität diese Becken insgesamt haben werden. Es werde aber "nicht der gesamte Wasserbedarf für den Hallertauer Hopfen vorgehalten" werden können, weiß man beim Verband.
Bei knapp 17.000 Hektar Hopfenanbaufläche in der Hallertau und einem Wasserbedarf von mindestens 1.000 Kubikmetern pro Hektar wären das nämlich rund 17 Millionen Kubikmeter, nur etwas weniger als der oberbayerische Pilsensee fasst. Lobbyist Lehmair kann sich "vorstellen, dass man vielleicht 30 Prozent anfangs speichern könnte und später 50 oder eine andere Zahl. Das wissen wir alles noch nicht."
Gründung eines Bewässerungsverbands im Herbst
Wie groß das Speichervolumen ausfallen soll, hängt stark davon ab, wie viele der Hopfenpflanzer in der Hallertau sich an dem Bewässerungskonzept finanziell beteiligen. Ein entsprechender Bewässerungsverband soll in diesem Herbst gegründet werden. Das Interesse sei groß, betont Lehmair: "Die Mehrheit hat sich sehr positiv geäußert und will das machen". Bis 2026 sollen dann die Detailpläne auf dem Tisch liegen.
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