Schmerzmittel, Fiebersenker, bestimmte Antibiotika oder Hustensäfte: Bei Arzneiprodukten waren die Lieferketten in den vergangenen Jahren immer wieder gestört, vielerorts waren die oft dringend benötigten Medikamente nicht verfügbar. Laut einer Mitteilung des nordrhein-westfälischen Gesundheitsministeriums fehlt es derzeit in Deutschland akut an Kochsalzlösungen. Vom Bund heißt es dagegen, dass kein Versorgungsengpass bestehe.
NRW-Gesundheitsministerium: Kochsalzlösung wird knapp
Auslöser der aktuellen Aufregung ist ein Bericht der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (externer Link, möglicherweise Bezahlschranke). Darin zeigte sich das Land Nordrhein-Westfalen höchst alarmiert über die Versorgungslage: "In den letzten Wochen sind Kliniken aus Nordrhein-Westfalen, darunter auch Universitätsklinken, auf das Ministerium zugekommen, weil sie sehr große Probleme haben, sich im ausreichenden Maß mit steriler isotonischer Kochsalzlösung sowohl zu Infusions- als auch zu Spülzwecken zu versorgen", sagte ein Sprecher des NRW-Gesundheitsministeriums der Zeitung.
Das Ministerium bestätigte dem Blatt demnach zudem, dass die Krankenhäuser in NRW und in ganz Deutschland bereits seit mehreren Monaten nur noch mit rund 80 Prozent der Bedarfe beliefert würden - zuletzt sogar nur noch mit rund 50 Prozent. Auch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) warnt und erklärte, die Engpässe würden noch Monate andauern. "Die Lieferengpassmeldungen des Zulassungsinhabers Fresenius Kabi Deutschland GmbH prognostizieren das Lieferengpassende für die drei gemeldeten Arzneimittel für den 31.12.2024", hieß es.
Bundesgesundheitsministerium: Kein Versorgungsengpass
Das Bundesgesundheitsministerium in Berlin betont indes, dass der Lieferengpass kein Versorgungsengpass bedeute, weil es Alternativen zu dem Produkt gebe. Gleichwertige Produkte würden ersatzweise verwendet oder importiert, allerdings teilweise zeitverzögert.
Außerdem befänden sich zusätzliche Produktionskapazitäten in Deutschland im Aufbau. Diese sollen "vollumfänglich" in Betrieb gehen. Für isotonische Kochsalzlösungen zum Spülen habe das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte bereits eine Sonderzulassung erteilt. Die Lage habe sich insgesamt stabilisiert und erhöhte Warenmengen stünden zur Belieferung zur Verfügung.
Bayerisches Gesundheitsministerium will Angelegenheit auf höchster Ebene klären lassen
In Bayern gibt es nach Auskunft des Gesundheitsministeriums ebenfalls eine eingeschränkte Versorgung mit natriumchloridhaltigen Arzneimitteln und Medizinprodukten. Deshalb habe man das Thema auch auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung des Beirats beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) setzen lassen, so eine Sprecherin auf Nachfrage des BR.
"Aus unserer Sicht muss im Rahmen dieser Sitzung klargemacht werden, ob von Seiten des Bundes ein Versorgungsmangel gemäß § 79 Absatz 5 AMG für natriumchloridhaltige Arzneimittel bekannt gegeben werden wird", hieß es. Wenn der Bund offiziell einen Versorgungsmangel feststellt, könnten die zuständigen Regierungen von Oberbayern und Oberfranken Allgemeinverfügungen erlassen, die den erleichterten Import von Arzneimitteln aus dem Ausland ermöglichen. Bayern habe das Instrumentarium bereits mehrfach genutzt, betont die Ministeriumssprecherin.
BRK will weiter beobachten
Auch das Rote Kreuz im Freistaat verzeichnet seit etwa einem Jahr eine angespannte Versorgungslage bei Natriumchloridlösungen (ugs. Kochsalzlösungen), die z.B. im Rettungsdienst als Trägerlösung für die Infusion von Medikamentenzubereitungen verwendet werden. Dem Bayerischen Rundfunk schrieb das BRK, man werde die Situation weiter genau zu beobachten.
Mit Informationen von AFP
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