US-Präsident Joe Biden hört bei einer Zeremonie zu, die Hände gefaltet, den Blick nach unten gerichtet
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Susan Walsh

US-Präsident Joe Biden steht nach seinem Fernsehduell mit Donald Trump in der Kritik - bekommt aber auch Unterstützung aus den eigenen Reihen.

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Biden bekommt Rückendeckung von Gouverneuren der US-Demokraten

Verwirrt, fahrig, nervös: Seit dem schwachen Auftritt von US-Präsident Joe Biden im TV-Duell mit Donald Trump gibt es Zweifel an seiner Eignung fürs Amt. Doch jetzt stärken ihm mehrere führende Mitglieder seiner Demokratischen Partei den Rücken.

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Steigt Joe Biden aus dem US-Präsidentschaftswahlkampf aus oder bleibt er? Das ist derzeit die Frage, die in den USA wohl am meisten diskutiert wird. Seit der US-Präsident beim TV-Duell mit seinem designierten Herausforderer Donald Trump gepatzt hat, sinken seine Umfragewerte, einige Medien und Parteimitglieder fordern seinen Rückzug aus dem Rennen um die Präsidentschaft.

Nun aber haben mehrere Gouverneure aus den Reihen der US-Demokraten ihre Unterstützung für Biden bekräftigt. "Der Präsident ist unser Kandidat. Der Präsident ist unser Parteiführer", sagte Gouverneur Wes Moore aus Maryland nach einem Treffen mit Biden.

Gouverneure schwanken zwischen Sorge und Zuversicht

Biden hatte am Mittwochabend gut eine Stunde lang im Weißen Haus persönlich und virtuell mit mehr als 20 Gouverneuren seiner Partei gesprochen. Die Teilnehmer nannten den Austausch offen. Allerdings äußerten sich die Gouverneure auch besorgt über den Stand des Wahlkampfs und Bidens Auftritt bei der TV-Debatte vergangene Woche. Tim Walz, Gouverneur von Minnesota und Vorsitzender der Demokratischen Gouverneursvereinigung, räumte ein, dass Bidens Auftritt in der Debatte schwach gewesen sei.

Am Ende aber überwog offenbar die Zuversicht: Moore sagte, Biden habe bei dem Treffen "sehr deutlich gemacht, dass er angetreten ist, um zu gewinnen". Die Gouverneurin von New York, Hochul, betonte, sie fühle sich zuversichtlich. Und auch Walz bekräftigte seine Überzeugung, dass Biden für das Amt geeignet sei. Er warnte außerdem vor den Gefahren einer weiteren Trump-Präsidentschaft, die er als "Chaos und Zerstörung" bezeichnete.

Weißes Haus dementiert Bericht über möglichen Rückzug

Und auch Biden selbst gibt sich kämpferisch: Insider berichten aus einem Telefonat mit seinem Wahlkampfteam. Darin habe er sich entschlossen gezeigt, für die Demokraten bei der Präsidentschaftswahl anzutreten. "Ich werde kandidieren", habe Biden da erklärt. Auch seine Sprecherin Karine Jean-Pierre antwortete auf die Frage, ob der 81-Jährige einen Rückzieher prüfe: "Absolut nicht."

Ein Bericht der "New York Times" hatte zuvor für Aufsehen gesorgt. Demnach soll sich Biden gegenüber einem Verbündeten besorgt gezeigt haben über die Aussichten für seinen Wahlkampf. Ein Biden-Sprecher wies den Bericht allerdings als "absolut falsch" zurück.

Der Unmut in der Partei der Demokraten schwelt

Doch trotz Bidens Bemühungen mehren sich auch die Anzeichen, dass in der Partei die Unterstützung für den Präsidenten schwindet. Der Abgeordnete Raúl Grijalva aus Arizona sagte der "New York Times", er unterstütze Biden, solange dieser kandidiere. Der Präsident trage jedoch Verantwortung dafür, wie es mit seinem Amt weitergehe, und ein Teil dieser Verantwortung bestehe darin, aus dem Rennen auszusteigen.

Ähnlich äußerte sich ein wichtiger Spender der Demokraten, Netflix-Mitbegründer Reed Hastings: "Biden muss beiseite treten, damit ein starker demokratischer Führer Trump besiegen und uns Sicherheit und Wohlstand bringen kann", sagte er. Selbst aus Deutschland werden derartige Stimmen laut: CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen sagte im ARD-Morgenmagazin am Donnerstag, die TV-Debatte habe Bidens Verfassung gezeigt – und die trage nicht für viereinhalb Jahre. "Wenn er bleibt, glaube ich, ist das der sichere Weg in die Niederlage der Demokraten und die Übergabe an Donald Trump", so Röttgen.

Spekulation über mögliche neue Kandidatin

Ein hochrangiger Demokrat spekulierte derweil erstmals über den möglichen Ablauf nach einem Ausscheiden Bidens. Der Abgeordnete Jim Clyburn – der den Ruf eines Königsmachers bei den Demokraten genießt – sagte dem Sender CNN, es könne "Mini-Vorwahlen" geben. Er sprach sich für Vizepräsidentin Kamala Harris als Ersatzkandidatin aus, sollte es so weit kommen.

Die Zeit für Biden scheint also langsam knapp zu werden: Laut jüngsten Umfragen, die die "New York Times" und das "Wall Street Journal" veröffentlicht haben, liegt der republikanische Bewerber Donald Trump übereinstimmend mit sechs Prozentpunkten vor Biden. Im August steht der Nominierungsparteitag der Demokraten an – noch ist also Zeit für Diskussionen.

Mit Informationen von dpa, AFP und Reuters

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