Spätestens seit dem tödlichen Messerangriff in Solingen hat die Debatte über den richtigen Pfad in der Migrationspolitik in Deutschland wieder Fahrt aufgenommen. Vor allem die Union macht bei dem Thema Druck und fordert einen deutlich härteren Kurs, mit teils deutlichen Worten.
CSU-Bürgermeister wirft seiner Partei Polemik bei Asylthemen vor
Richard Reischl, CSU-Bürgermeister von Hebertshausen, kritisiert das Agieren seiner eigenen Partei in der Asylpolitik. Im Interview mit BR24 fordert er mehr Ehrlichkeit und weniger Polemik von der Parteispitze. "Dieses Thema war noch nie geeignet für Stimmungsmache", so Reischl. Er bedaure, dass die CSU versuche, Migration genau dafür zu nutzen – unter dem Deckmantel, sich um das Wohl der Bürger zu sorgen.
Zwar räumt er auch für Hebertshausen Probleme mit Asylbewerbern ein: "Ja, die gibt es auch bei uns, das ist nicht zu verheimlichen." Diese Probleme seien aber nicht überdurchschnittlich groß.
Reischl: Hürden bei Arbeitsaufnahme zu hoch
Während CSU-Chef Markus Söder kürzlich äußerte, er wolle Asylbewerber "weg von der Straße" in Arbeit bringen, vor allem durch gemeinnützige Arbeit, hat Reischl andere Wünsche an die Staatsregierung: mehr Unterstützung beispielsweise, um die Menschen schneller in einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz zu bekommen. Da sei derzeit der bürokratische Aufwand noch sehr hoch: "Unsere Helferkreise berichten oft von wahnsinnigen Bürokratien und Hürden, die ihnen von den Ämtern und der Ausländerbehörde in den Weg gelegt werden."
Dies bestätigen laut Reischl auch immer wieder Betriebe in Hebertshausen und Umgebung. Sie würden "viele Stunden verbraten und Fachstellen brauchen, damit sie jemanden in Arbeit brächten". "Das muss alles viel schneller gehen", fordert er. Es müsse die Devise gelten: Ein Dokument mit Unterschrift und "dann geht es los". Denn je schneller Asylbewerber einen Job bekämen, desto größer sei die Akzeptanz der Bevölkerung, erklärt Reischl.
Asylbewerber durch Arbeit in Hebertshausen gut integriert
Dem Bürgermeister zufolge arbeiten Asylbewerber in seiner Gemeinde auch in Bereichen, wie etwa in Bäckereien und der Gastronomie, die vielerorts unter Fachkräftemangel leiden. Das rund 6.000 Einwohner zählende Hebertshausen hatte in der Vergangenheit Schlagzeilen gemacht, weil dort die Integration von Flüchtlingen in der Regel sehr gut gelang und Hebertshausen zum Teil deutlich mehr Flüchtlinge aufnahm, als von den Behörden gefordert.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!