Die USA haben Donald Trump ein weiteres Mal zum Präsidenten gewählt. Wurde vorab ein knappes Rennen vorausgesagt, ist das Ergebnis nun recht deutlich. Wie kam es zustande?
Grafik: US-Wahl 2024 – Trump hat die Wahl gewonnen
Trump legt bei Hispanics deutlich zu
Die Demokraten galten lange als politische Heimat für die hispanischen Wähler in den USA. Barack Obama holte 2012 noch 71 Prozent der Hispanic-Vote. Trump, dachten viele, würde mit seinen teils rassistischen Kommentaren bei dieser Bevölkerungsgruppe nicht punkten können. Das Gegenteil ist der Fall.
Als Trump die Wahl 2016 gewann, stimmten 28 Prozent der Hispanics für ihn. Als er 2020 gegen Joe Biden verlor, ging der Anteil der Hispanics, der für ihn stimmte, deutlich nach oben: um zehn Prozentpunkte auf 38 Prozent. Bei dieser Wahl hat er ersten Daten von NEP/Edison/Reuters zufolge abermals in dieser Bevölkerungsgruppe zugelegt. Demnach stimmten diesmal sogar 45 Prozent der Hispanics für Trump. Über 36 Millionen Hispanics waren wahlberechtigt.
Auch unter Afro-Amerikanern ging der Anteil der Trump-Wähler nach oben: Waren es 2020 noch 8 Prozent, sind es nach ersten Befragungen bei dieser Wahl 12 Prozent. Bei Jungwählern schnitt Trump ebenfalls besser ab: Menschen unter 30 stimmten vor vier Jahren zu einem Drittel für Trump ab, dieses Mal sind es laut Befragungen von AP rund 40 Prozent.
Welche Themen wahlentscheidend waren
Laut Nachwahlbefragungen von NEP/Edison waren für die Wähler die wichtigsten Themen der Zustand der Demokratie (34 %), die Wirtschaft (31 %) und Abtreibungsrecht (14 %) und Migration (11 %).
Das will auf den ersten Blick nicht zu Trumps Erfolg passen: Der Republikaner war es, der 2020 seine Niederlage nicht akzeptierte und einen friedlichen Machtwechsel verhinderte. Auch seine Rhetorik in diesem Wahlkampf hat dem Zustand der Demokratie wohl kaum geholfen: Politische Gegner bezeichnete er als "Ungeziefer" und sprach davon, das Militär gegen "Feinde im Inneren" einzusetzen.
Hohe Inflation unter Biden
Auch die Wirtschaft auf Platz zwei passt nur bedingt zu den Daten. Die Arbeitslosigkeit sank unter Joe Biden auf 4,1 Prozent. Das Bruttoinlandsprodukt stieg in Bidens ersten drei Jahren um 5,9 Prozent (2021, Erholung nach Corona spielte eine Rolle), 1,9 Prozent (2022) und 2,5 Prozent (2023).
Ein großes Problem für Biden – wie auch für andere Regierungschefs – war die Inflation. Zwar konnte man das Problem mit "Inflation Reduction Act" lindern, doch in den Augen vieler hatte die Regierung zu spät reagiert. Die Lebenshaltungskosten in den USA sind enorm gestiegen – die Löhne vieler dagegen nicht in gleichem Maße, oder gar nicht. Laut einer Gallup-Umfrage sagt mehr als die Hälfte der US-Amerikaner, dass sie finanziell schlechter dastehen als vor vier Jahren.
Auch beim Thema Migration war Harris stets in der Defensive. Biden hatte sie beauftragt, sich um die Krise an der Grenze zu Mexiko zu kümmern. Dass ihr das gelungen ist, behaupten selbst unter Demokraten nur wenige.
Grafik: Harris vs. Trump - wer holte welchen Bundesstaat?
Schwierige Bedingungen für Harris
Es gab auch andere Faktoren, warum Harris nicht überzeugte. Die Demokratin hatte deutlich weniger Zeit, sich auf den Wahlkampf vorzubereiten. Während Trump seit Mitte März als Kandidat der Republikaner feststand, stand Harris erst mit Bidens Rückzug Ende Juli in der ersten Reihe. Die Demokraten werden das als einen Grund für die Niederlage anführen.
Aber es gab auch zweifelhafte Entscheidungen des Harris-Teams: Lange gab die Kandidatin keine Interviews, absolvierte nur durchgeplante Termine. Anstatt sich den US-Amerikanern ausführlich vorzustellen, führten die Demokraten einen risikofreien – und wie sich nun gezeigt auch – erfolglosen Wahlkampf.
Harris überzeugt die Amerikaner nicht
Warum sie bei politischen Themen ihre Meinung änderte, konnte sie häufig nur unzureichend erklären. Als sie anfing, Interviews zu geben, brachte sie als Argument für sich häufig, wie schlimm Donald Trump sei. Die Message scheint bei den meisten Amerikanern keine Wirkung gehabt zu haben.
Harris konnte sich auch nicht glaubhaft von Joe Biden absetzen. Es war ein Drahtseilakt für sie: Sie war dreieinhalb Jahre unter Biden Vize-Präsident und konnte ihn kaum glaubhaft kritisieren. Biden ist aber einer der unbeliebtesten Präsidenten in der Geschichte der USA. Doch auch beim leichten Absetzen tat sie sich schwer. In einem Interview mit dem Fernsehsender ABC antwortete sie auf diese Frage, ob sie etwas anders gemacht hätte als Biden: "Da gibt es nichts, was mir direkt einfällt."
Und so werden sich viele Demokraten fragen: Was wäre gewesen, wenn Biden früher einen Rückzieher gemacht und es einen Vorwahlkampf in der Partei gegeben hätte?
Quellen: Wir veröffentlichen alle Daten nach dem Mehrquellen-Prinzip: Bestätigung des Ergebnisses in einem Bundesstaat durch mindestens zwei Quellen. Unsere Quellen sind: Nachrichtenagenturen, CNN, New York Times, Washington Post.
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