Die Kandidaten haben auf den letzten Metern noch versucht, Unentschlossene in den sogenannten Swing States zu überzeugen. Nun sind die Wähler am Zug. Das Duell Donald Trump gegen Kamala Harris - alle wichtigen Informationen zur US-Präsidentschaftswahl im Überblick.
Wer wird gewählt?
Die US-Amerikaner entscheiden darüber, wer auf Joe Biden folgen und ins Weiße Haus einziehen wird. Entweder ersetzt Vize-Präsidentin und Demokratin Kamala Harris ihren Chef oder der Republikaner Donald Trump zieht nach 2016 ein zweites Mal ins Weiße Haus ein.
Aber es geht nicht nur um die Präsidentschaft: Auch die beiden Kammern des Parlaments stehen im Fokus. Über alle 435 Sitze im Repräsentantenhaus wird abgestimmt sowie über 34 der 100 Sitze im Senat. Die Zusammensetzung der beiden Kammern hat großen Einfluss darauf, wie viel ein zukünftiger Präsident von seiner Politik durchsetzen kann. Zudem stehen in elf Bundesstaaten Gouverneurs-Kandidaten auf den Wahlzetteln.
Wie wird gewählt?
In den USA gewinnt nicht zwingend der Kandidat, der die meisten Stimmen bekommt, sondern der- oder diejenige, die im Electoral College, dem Wahlmänner-Gremium, die Mehrheit hat. Jeder Staat entsendet Wahlmänner, die stellvertretend für die Bevölkerung den Präsidenten wählen. Fast alle Staaten tun dies nach dem "The Winner takes it all"-Prinzip: Hat ein Kandidat auch nur eine knappe Mehrheit in einem Staat, bekommt er alle Stimmen der Wahlmänner.
Insgesamt gibt es 538 Wahlmänner-Stimmen, für eine Mehrheit braucht es 270. Bei der letzten Wahl kam Joe Biden auf 306 und Donald Trump auf 232 Stimmen im Electoral College.
Wer darf wählen?
Rund 244 Millionen US-Amerikaner sind wahlberechtigt, darunter rund drei Millionen US-Bürger, die im Ausland leben. In Deutschland sind es rund 80.000. Jeder Wähler muss am Wahltag 18 Jahre oder älter sein. Die Wahlbeteiligung ist in den USA traditionell gering im Vergleich zu beispielsweise Deutschland. Allerdings hatten die USA bei der letzten Präsidentschaftswahl 2020 den höchsten Wert seit 1900: Zwei Drittel der Wahlberechtigten gaben ihre Stimme ab.
Bei dieser Wahl haben 82 Millionen Amerikaner bereits gewählt - entweder per Briefwahl oder per vorzeitiger Stimmabgabe. Wie diese Möglichkeiten geregelt sind, ist von Staat zu Staat verschieden.
Auf welche Staaten kommt es an?
Im Fokus stehen besonders die "Swing States", auch "Battleground States" genannt. Hier wird ein besonders knappes Ergebnis erwartet. Sieben Staaten gelten bei dieser Wahl als Swing States: Arizona, Georgia, Michigan, Nevada, North Carolina, Pennsylvania und Wisconsin. Bei den anderen 43 Staaten gilt es als sicher oder zumindest als sehr wahrscheinlich, wer der Sieger sein wird.
Als großer Preis gilt Pennsylvania: Mit 19 Wahlmänner-Stimmen hat der Staat im Nordosten die meisten unter den Swing States. Mit Spannung wird auch auf Georgia geblickt: Trump hatte in dem Staat vor vier Jahren versucht, das Wahlergebnis zu manipulieren.
Wann schließen die Wahllokale?
Um Mitternacht deutscher Zeit schließen die ersten Wahllokale an der Ostküste. Interessant wird es um 1 Uhr, dann schließen die Wahllokale im Swing State Georgia und es folgt eine halbe Stunde später North Carolina und um 2 Uhr unter anderem Pennsylvania und Michigan.
Der bevölkerungsreichste Staat Kalifornien schließt die Wahllokale um 5 Uhr deutscher Zeit und als Letztes sind Alaska und Hawaii dran (6 Uhr).
Wann ist mit Ergebnissen zu rechnen?
Das hängt davon ab, wie knapp das Rennen wird. Bei der letzten Wahl dauerte es vier Tage, bis Joe Biden als endgültiger Sieger feststand. Das hatte auch mit der coronabedingten hohen Anzahl an Briefwählern zu tun. Manche Staaten haben ihre Regelungen geändert, um den Prozess zu beschleunigen. In Pennsylvania dagegen dürfen nach wie vor die Briefwahl-Stimmen erst nach Schließung der Wahllokale gezählt werden.
Bis alle Stimmen in allen Staaten ausgezählt sind, dauert es. Aber auf Basis erster Zwischenstände machen TV-Sender und Nachrichtenagenturen Hochrechnungen und verkünden einen "projected winner", wenn sie davon ausgehen, dass ein Vorsprung nicht mehr aufzuholen ist. Die Nachrichtenagentur "Associated Press" (AP) gilt dabei als Goldstandard und hat seit 1848 jedes Präsidentschaftsrennen korrekt ausgerufen.
Wird es wie vorausgesagt ein enorm knappes Rennen, dürfte es in der Wahlnacht vielleicht eine Tendenz geben, wer Präsident oder Präsidentin wird - das endgültige Ergebnis aber wahrscheinlich erst nach ein bis zwei Tagen.
Warum im Verlauf der Auszählungen häufig erst die Republikaner vorn liegen und dann die Demokraten aufholen, erklären wir hier.
Was sagen die Umfragen?
Laut dem Portal "FiveThirtyEight" liegt Harris im Schnitt der landesweiten Umfragen knapp vorn: 48,0 zu 46,8 Prozent. In vier der sieben Swing States führt dagegen Trump, Harris dafür im wichtigen Pennsylvania.
Allerdings liegt der Vorsprung teils deutlich unter einem Prozentpunkt - eine verlässliche Tendenz ist das also nicht.
Wie könnte die Wahl ausgehen?
Szenario 1: Harris gewinnt. Holt Harris die Swing States Pennsylvania, Michigan und Wisconsin, in denen sie laut Umfragen - wenn auch teils denkbar knapp - vorn liegt und gehen die Nicht-Swing-States wie erwartet aus, hätte sie genau die nötige Mehrheit von 270 Wahlmänner-Stimmen. Dass Trump einen Sieg Harris' anerkennen wird, gilt als unwahrscheinlich.
Szenario 2: Trump gewinnt. Dafür müsste der Republikaner Harris einen der drei oben genannten Staaten streitig machen. Ihm würden beispielsweise unter den Swing States Pennsylvania, North Carolina und Georgia reichen, um eine Mehrheit zu holen.
Szenario 3: Nicht ausgeschlossen ist, dass Trump-gesinnte Offizielle in manchen Bundesstaaten die Zertifizierung eines Ergebnisses für Harris verhindern. Kommt durch einen solchen Eingriff kein Kandidat auf die nötige Mehrheit von 270 Wahlmänner-Stimmen, würde das Repräsentantenhaus über den Präsidenten entscheiden - allerdings nicht über eine normale Mehrheit: Jeder Staat bildet eine Delegation und hat jeweils eine Stimme. Nach jetzigem Stand hätten die Republikaner in so einem Szenario die Mehrheit. Das wäre aber - wenn es keine berechtigten Zweifel an dem Wahlergebnis im betroffenen Staat gibt - eine Wahlmanipulation von historischem Ausmaß. Ob eine große Mehrheit der Republikaner dabei mitziehen würde, ist fraglich.
Szenario 4: Das Repräsentantenhaus würde auch über den zukünftigen Präsidenten entscheiden, sollte es ein Patt geben und beide Kandidaten bei 269 Wahlmänner-Stimmen landen. Dieser Fall ist aber äußert unwahrscheinlich.
In den Szenarien 3 und 4 würde wiederum der Senat, in dem die Demokraten gegenwärtig die Mehrheit haben, über den Vize-Präsidenten entscheiden, sodass in der Theorie eine kuriose Konstellation möglich wäre: Präsident und Vize-Präsident aus unterschiedlichen Parteien.
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