Waldrappe gelten in Deutschland als ausgestorben und sollen wieder angesiedelt werden. Aber die auffälligen Ibis-Verwandten sind Zugvögel, und jedes Jahr ist es wieder spannend, ob sie die lange Reise in ihre Winterquartiere schaffen. Nun gibt es einen Erfolg – mit menschlicher Unterstützung.
Von Menschen aufgezogen und im Fliegen trainiert
Die 36 junge Waldrappe, um die es geht, sind nach Angaben des österreichischen Unternehmens "Waldrappteam" in diesem Jahr unter anderem im Tierpark Rosegg in Kärnten geschlüpft. Sie wurden mit der Hand aufgezogen. In Taching am See in Oberbayern absolvierten sie dann ein Flugtraining, um sich auf die weite Reise ins Winterquartier vorzubereiten. Laut dem Tierpark Hellabrunn in München, der das Waldrappteam unterstützt, folgen die Tiere ihren menschlichen Bezugspersonen. Diese hätten täglich mit den Tieren geübt und die Tagesleistung nach und nach auf 300 Kilometer erhöht.
Bisher überwintern viele der fast 300 bislang in Europa ausgewilderten Waldrappe laut Waldrappteam in der Toskana. Wegen der Klimaerwärmung werde der Zug dorthin immer schwieriger. Die Vögel brächen später im Jahr auf und bekämen dann wegen schlechterer Thermik Probleme, die Alpen zu überqueren, so die Fachleute. Deshalb setzen sie nun auf ein neues Winterquartier: Südspanien. Auf der Route dorthin müssen die Zugvögel keine Gebirge überwinden.
Ultraleichtflieger begleiten 36 Waldrappe aus Bayern nach Spanien
Mitte August brachen die 36 Waldrappe vom Waginger See auf in Richtung Andalusien, wo sie den Winter verbringen sollen. Ihre menschlichen Zieheltern begleiteten sie mit Autos und einem Ultraleichtflugzeug. Zu Beginn der Reise flogen die Jungvögel, so das Waldrappteam, noch zuverlässig. Später seien einige oder alle Tiere trotz mehrfacher Versuche am Startplatz sitzen geblieben. Sechs der 19 Tagesetappen hätten die Vögel schließlich im Auto zurücklegen müssen. Projektleiter Fritz geht dennoch davon aus, dass die Vögel trotz der fehlenden Flugerfahrung den Weg zurück in ihr Brutgebiet finden.
Noch nie seien Menschen mit so vielen Jungvögeln und über eine so lange Strecke geflogen, teilte er mit. Die Reise zeige, dass eine Wiederansiedlung von Zugvögeln machbar sei.
Waldrapp-Brutkolonie in Burghausen etabliert
In Deutschland gelten Waldrappe als praktisch ausgestorben, in Bayern seit Anfang des 17. Jahrhunderts. Nach Angaben des Bayerischen Landesamtes für Umwelt wurden sie durch Jagd ausgerottet sowie dadurch, dass die Jungvögel aus den Nestern entnommen und verzehrt wurden. Zurzeit existiert ein Wiederansiedelungsprojekt für den Waldrapp im oberbayerischen Burghausen.
Mit Material von dpa
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