Der politische Führer der Hamas, Ismail Hanija, ist in Teheran getötet worden, wo er an der Amtseinführung des iranischen Präsidenten Massud Peseschkian teilgenommen hatte. Das bestätigten die militante Palästinenserorganisation und die iranischen Revolutionsgarden. Bei dem Angriff auf ein Haus in Teheran sei auch ein Leibwächter von Hanija getötet worden.
Die Hamas macht Israel für den Anschlag verantwortlich und spricht von einer schweren Eskalation. Auch Palästinenser-Präsident Abbas verurteilte den Anschlag. Die Fraktionen im Westjordanland riefen zu Massendemonstrationen auf. Die israelische Seite äußerte sich bislang nicht zu dem Angriff.
Iran: "Es wird eine harte Bestrafung geben"
Der oberste Führer des Irans, Ajatollah Ali Chamenei, hat Vergeltung für den Tod des politischen Anführers der islamistischen Hamas, Ismail Hanija, in Teheran angekündigt. "Das kriminelle zionistische Regime (Israel) hat unseren Gast in unserem Haus ermordet", wurde Chamenei auf seiner Website zitiert. "Es wird eine harte Bestrafung geben."
Entsprechend reagierten auch die Verbündeten Irans aus der sogenannten "Achse des Widerstands". Die Hisbollah-Miliz im Libanon, die Huthi-Rebellen und die Gruppe Palästinensischer Dschihad sagten der Hamas weitere Unterstützung zu.
Vermittler Katar stellt Gaza-Gespräche infrage - Türkei fürchtet Ausweitung des Krieges
Auch Katar kritisierte die Tötung Hanijas scharf. Zugleich stellte der wichtige Vermittler bei Gesprächen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg die Verhandlungen nach dem gewaltsamen Tod von Hamas-Führer Ismail Hanija infrage. "Politische Morde und wiederholte Angriffe auf Zivilisten im Gazastreifen während der Gespräche lassen uns fragen, wie kann man erfolgreich vermitteln, wenn eine Partei den Vermittler auf der anderen Seite ermordet?", schreibt Katars Ministerpräsident Mohammed bin Abdulrahman Al Thani bei X.
Die Türkei warf Israel vor, den Gaza-Krieg in der Region ausweiten zu wollen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan schrieb auf der Plattform X von einem hinterhältigen Anschlag auf seinen "Bruder" Hanija.
Bundesregierung beruft Krisenstab ein
US-Außenminister Anthony Blinken dementierte jede Beteiligung der USA an dem Anschlag und nannte eine Waffenruhe im Gazastreifen "zwingend erforderlich".
Die Bundesregierung warnt vor einer weiteren Eskalation der Lage im Nahen Osten. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock stehe in engstem Kontakt mit den EU-Partnern und Vertretern der Region des Nahen Ostens. Am Mittag kam erneut der Krisenstab der Bundesregierung zur Lage im Nahen Osten zusammen – wie schon am Freitag und am Montag.
Iranische Staatsmedien veröffentlichen Details
Iranische Staatsmedien veröffentlichen währenddessen weitere Einzelheiten zum Tod des politischen Hamas-Anführers Ismail Hanija. Hanija sei am Mittwoch gegen 2.00 Uhr in der Nacht getötet worden, hieß es in den Berichten. Er habe sich in einer Residenz für Kriegsveteranen im Norden der iranischen Hauptstadt Teheran aufgehalten. Seine Wohnung sei von einem Geschoss aus der Luft getroffen worden, berichtete das Nachrichtenportal Nournews. Weitere Untersuchungen liefen, etwa um zu klären, von wo das Geschoss abgefeuert worden sei.
Im Gazastreifen waren in den vergangenen Monaten mehrere von Hanijas Angehörigen getötet worden. Er selbst lebte nicht mehr dort, sondern hielt sich vor allem in der Türkei und in Katar auf.
Mit Informationen von AP, dpa und Reuters.
Im Video: Israel droht ein Mehrfrontenkrieg
Im Video: Interview mit ARD-Korrespondent Christian Limpert zur aktuellen Lage in Nahost
Im Audio: Wer war Ismail Hanija?
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