Aus den ostbayerischen Hochwasser-Gebieten kommen vorsichtige Signale der Entspannung. Doch immer noch gilt in einigen Kommunen die höchste Warnstufe 4 (Archivbild vom 04.06.)
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Noch immer gilt in einigen Kommunen die höchste Warnstufe 4 (Archivbild vom 04.06.)

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Hochwasserlage bleibt angespannt - Erneut Regen erwartet

Auch wenn der Sonnenschein vielerorts einen anderen Eindruck vermittelt hat: Von Entwarnung kann in den bayerischen Hochwassergebieten keine Rede sein. Zwar sinken die Pegel in Regensburg und Passau leicht, doch es droht lokal neuer Regen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Nur langsam fließt das gewaltige Hochwasser an der unteren Donau ab. Zwischen Kelheim und Passau war die Lage am Donnerstag weiterhin angespannt – besonders in Regensburg. Es gibt allerdings erste Anzeichen von Verbesserung. Die schwäbischen und oberbayerischen Hochwasser-Landkreise sind ebenfalls noch längst nicht zurück in der Normalität. Drei Menschen wurden laut Innenministerium am Vormittag noch vermisst.

Neue Regenfälle erwartet

Laut dem BR-Wetterexperten Christian Lorenz simulieren die Modelle für den Süden Bayerns von Freitag bis Dienstagabend Regenmengen von 30 bis 60 Liter auf den Quadratmeter, vor allem in Richtung Alpen stellenweise 70 bis 90 Liter auf den Quadratmeter und ganz vereinzelt sogar bis zu 100 Liter auf den Quadratmeter. Das sind erneut große Regenmengen, aber nicht so ergiebige Mengen wie vor einer Woche und sie fallen über einen längeren Zeitraum.

Im Süden Bayerns werden am Samstag und Sonntag zahlreiche Gewitter erwartet, die lokal auf eng begrenztem Raum mit heftigem Starkregen, Hagel und Sturmböen verbunden sein können. Somit sind punktuell größere Regenmengen möglich, die zu Überschwemmungen, vollgelaufenen Kellern und Unterführungen führen können.

Verletzte durch bei Aufräumarbeiten ausgetretene Lauge

Derweil gehen die Aufräumarbeiten nach dem Hochwasser weiter. Bei eben solchen im nördlichen Oberbayern mussten am Donnerstag sieben Menschen nach Kontakt mit einem zunächst unbekannten Stoff ärztlich behandelt werden. Der Stoff sei in Baar-Ebenhausen auf dem Gelände eines Privatanwesens ausgetreten, teilte die Polizei am Nachmittag mit. Mehrere Menschen hätten über gereizte Atemwege geklagt. Die Substanz stellte sich später als Lauge zur Goldbestimmung heraus. Der Stoff konnte abtransportiert werden.

Leichte Entspannung in Regensburg

In Regensburg richteten sich die Blicke weiter vor allem auf die Werftstraße. Um dort den Druck von den Schutzwänden zu nehmen, verzichtete die Stadt am Mittwoch zeitweise darauf, das durch die Schutzwände fließende Wasser zurück in die Donau zu pumpen. Aus Sorge, dass der weiche Boden versagen und dadurch die Schutzelemente abrutschen könnten, wurde ein gewisser Zufluss zugelassen.

Diese "gezielte Erhöhung des Wasserspiegels" habe bisher dazu geführt, dass die Straße und die Schutzwände stabil blieben, teilte die Stadt mit. Der Pegelstand der Donau (Pegel Eiserne Brücke 14.45 Uhr: 5,97 Meter) und der Grundwasserstand sanken jedoch weiterhin nur langsam. Am frühen Nachmittag teilte die Stadtverwaltung dann mit, dass die Anwohner der Werftstraße ab Freitag (14.00 Uhr) in ihre Häuser zurückkehren dürfen. Für Rad- und Autofahrer bleibe die Straße aber vorerst gesperrt. 

Ansonsten herrschte in der Regensburger Altstadt weitgehend Alltagsstimmung. An den Anblick von Absperrungen und Schutzwänden scheinen sich Einheimische wie Touristen gewöhnt zu haben. Bei Sonnenschein tummelten sich viele Menschen in Straßencafés oder flanierten über die Steinerne Brücke, unter der laut tosend das braune Donauwasser rauschte. Ein Besuchermagnet, die Historische Wurstküche, war noch gesperrt. 

Appell an die Vernunft der Bürger: Deiche keine Partyzone

Etwa 45 Kilometer donauabwärts in Straubing dauerten die Schutzmaßnahmen ebenfalls noch an. Die Stadtverwaltung verwies auf den dort ebenfalls hohen Grundwasserspiegel und bat die Bürgerinnen und Bürger um Vorsicht und Geduld. "Ein hoher Grundwasserspiegel kann dazu führen, dass Wasser in Kellerräume eindringt", hieß es in einer Mitteilung.

Aus dem Landkreis Deggendorf meldete Landrat Bernd Sibler (CSU) am Vortag stabile Deiche bei einer nur langsam abfließenden Hochwasserwelle. Der Kommunalpolitiker appellierte an die Vernunft der Bürgerinnen und Bürger: Deiche seien "keine Partyzone". Immer wieder bereiteten uneinsichtige Menschen den Einsatzkräften zusätzliche Arbeit, etwa, wenn sie mit Kanus durch Hochwassergebiete führen.

Sehr langsam sinkende Pegel in Passau

Weiter flussabwärts in Passau gingen die Pegelstände an Donau und Inn langsam zurück – allerdings auf hohem Niveau. Oberbürgermeister Jürgen Dupper (SPD) richtete den Blick nach vorn: "Die nächsten Tage werden ganz im Zeichen von Aufräumarbeiten stehen." Doch wegen des langsam fließenden Wassers bat auch er um Geduld. Ab Donnerstag öffneten Schulen und Kindergärten in der Altstadt wieder.

Bahnverkehr normalisiert sich schrittweise

In vielen Regionen Bayerns waren inzwischen wieder Fernverkehrszüge der Bahn auf wichtigen Strecken unterwegs. Der aktuellen Betriebslage zufolge gab es auf den Strecken Ulm-Augsburg-München und Donauwörth-Augsburg am Donnerstag keine flutbedingten Einschränkungen mehr. 

Suche nach Feuerwehrmann

In Schwaben dauerte die Suche nach einem Feuerwehrmann an, der bei einem Hochwasser-Einsatz am Sonntag in Offingen mit seinem Boot gekentert und als vermisst gemeldet worden war. Zwei weitere Menschen seien am Donnerstag noch als vermisst gemeldet gewesen, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Insgesamt kamen bei dem Hochwasser in Süddeutschland mindestens sechs Menschen ums Leben – vier davon in Bayern.

Mit Material von dpa.

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