Als "Bruchlandung der schwarz-grünen Stadtregierung" bezeichnet der baupolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Augsburger Stadtrat die neueste Kostensteigerung bei der Sanierung des Augsburger Staatstheaters.
Am Donnerstag war bekannt geworden, dass die Kosten dafür stärker steigen als bislang angenommen – um 77 Millionen Euro mehr auf insgesamt 417 Millionen Euro. Augsburgs Regierung habe den Überblick über die Sanierung des Staatstheaters schon lange verloren, heißt es von der sozialdemokratischen Opposition, und: Man habe schon lange gewarnt, dass die Kosten ins Utopische steigen, wenn die Stadtspitze an den Planungen festhalte.
"Es ist auch noch überhaupt nicht klar, ob der Freistaat erneut die enorme Kostensteigerung mittragen wird", gibt SPD-Stadtrat Gregor Lang zu bedenken. Bislang beteiligt sich der Freistaat mit einer finanziellen Förderung von über 50 Prozent der Gesamtkosten an der Theatersanierung.
Opposition fordert ein Abspecken der Pläne
Während Augsburgs Sozialdemokraten trotzdem noch hinter der Sanierung insgesamt stehen, werden andere Fraktionen deutlicher: Als "Super-Luxustheater, das Augsburg sich eigentlich nicht leisten kann" bezeichnet die Fraktion der bürgerlichen Mitte die Pläne, nach denen das Große Haus in der Innenstadt aktuell saniert und erweitert wird. Die Fraktion aus FDP, Freien Wählern und Pro Augsburg fordert, die Pläne für die laufenden Bauarbeiten "abzuspecken". "Es ist zu überlegen, ob zum Beispiel der Neubau der kleinen Bühne in die Zukunft verschoben wird", heißt es in der Mitteilung. Ein ähnlicher Vorschlag kommt von der FDP, die fordert, den Neubau des Betriebsgeländes auszulagern.
Die Gelder, die nun zusätzlich ins Staatstheater fließen müssen, werden an anderer Stelle fehlen – so die Befürchtung, beispielsweise von der FDP. "Die Situation an den Augsburger Schulen und Kitas ist extrem angespannt", sagte Ralf Neugschwender von den Liberalen, "dort zu kürzen wäre daher fatal für die Zukunftschancen der Kinder und Jugendlichen in unserer Stadt."
Schwarz-grüne Stadtregierung bekräftigt Sanierungsentscheidung
Von Augsburgs schwarz-grüner Stadtregierung sind hingegen überwiegend bekräftigende Worte zur Kostensteigerung zu hören. "Wenn wir heute an der falschen Stelle sparen, sind die gesellschaftlichen Folgekosten unkalkulierbar", so werden die Fraktionsvorsitzenden von CSU und den Grünen, Leo Dietz und Peter Rauscher, am Donnerstag gemeinsam zitiert. Eine solche Entwicklung sei nicht ansatzweise vorhersehbar gewesen und erfordere nun "Anstrengungen und Ausdauer für die großen und langfristigen Projekte", heißt es dort weiter.
Auch Raphael Brandmiller von der "Generation Aux" sieht einen pauschalen Sparkurs als genau falschen Weg: "Ich finde ein Staatstheater im Zentrum weiterhin wichtig, weil es auch ein Impuls für die Stadtentwicklung ist – und bei diesen Summen nun umso mehr sein muss." Im Hinblick auf die Kostensteigerung fordert er, das Umfeld des Staatstheaters nicht aus dem Blick zu verlieren: "Deshalb wäre es falsch, angesichts der hohen Kosten beispielsweise bei der Entwicklung des Theaterviertels zu sparen."
Voraussichtlich muss die Stadt Augsburg in den Haushaltsjahren 2027 und 2028 deutlich mehr Geld für die Theatersanierung einplanen. Finanziert werden soll das zur Hälfte durch Rücklagen und Kreditaufnahmen.
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