Der große KI-Gipfel am Montag und Dienstag soll in Paris der Beginn vom etwas Großem sein: Einer Aufholjagd der europäischen KI-Industrie. Wie genau das aussehen soll, wird nun klar: Am Abend vor Beginn des Gipfels hat eine Reihe von Kapitalgebern angekündigt, in den kommenden fünf Jahren 150 Milliarden Europa in Europäische KI zu investieren – für Unternehmen, Rechenzentren und KI-Talente. Wie das "Handelsblatt" (externer Link, möglicherweise Bezahl-Inhalt) berichtet, geht die Initiative vor allem auf die deutsche Investorin Jeannette zu Fürstenberg zurück – und wird von Investmentgesellschaften wie Balderton, Blackstone und KKR begleitet.
Bereits kurz zuvor hatte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron signalisiert, dass sich Investitionen von insgesamt 109 Milliarden Euro in Frankreich ansiedeln sollen – unter anderem aus Mitteln der Vereinigten Arabischen Emirate.
Antwort auf "Stargate"
Die Ankündigungen kommen zu einem heiklen Zeitpunkt. Im internationalen Wettlauf um die leistungsstärksten KI-Systeme gilt Europa unter Experten mittlerweile als Außenseiter. Zwar gibt es in Europa, Deutschland und Frankreich hochklassige Forschung und Talente – aber wenn es um den Erfolg von KI-Unternehmen selbst geht, liegen die Marktführer meist in den USA und China.
Die Ankündigung, dass private Kapitalgeber über das "Stargate"-Programm in den USA in den nächsten Jahren 500 Milliarden Dollar in die amerikanische KI-Wirtschaft pumpen wollen – zusätzlich zu hunderten Milliarden Investitionen von Tech-Unternehmen wie Microsoft und Google – ließ die Sorge aufkommen, dass das Rennen nun endgültig entschieden sein könnte. Die Ankündigung der milliardenschweren Investitionen in die europäische KI-Industrie sind wohl auch deshalb als Antwort auf Amerika und China zu verstehen. Europa, so die Botschaft gibt sich nicht geschlagen.
🎧 Wie verändert KI unser Leben? Und welche KI-Programme sind in meinem Alltag wirklich wichtig? Antworten auf diese und weitere Fragen diskutieren Gregor Schmalzried, Marie Kilg und Fritz Espenlaub jede Woche in Der KI-Podcast – dem Podcast von BR24 und SWR.
Macht DeepSeek Hoffnung?
Dass sich die Zeichen im KI-Wettlauf schnell drehen können, zeigte vor Kurzem ausgerechnet ein chinesisches KI-Modell: Die KI "R1" des chinesischen Start-ups DeepSeek. "Das DeepSeek-Modell hat sehr eindrucksvoll gezeigt, dass man auch mit begrenzten Rechenressourcen sehr gute State-of-the-Art-Modelle machen kann", meint der Würzburger KI-Professor Andreas Hotho.
Und das ist vielleicht nicht nur eine Chance für China – sondern auch für Europa. "Vor ein paar Wochen, als DeepSeek noch nicht veröffentlicht war, hätte ich gesagt, dass wir chancenlos abgeschlagen sind", meint Hotho. "Mittlerweile sehe ich eine Chance, dass wir mit den Erkenntnissen, die mit DeepSeek auf dem Markt sind, eine Chance haben, einen Restart hinzulegen."
Besinnung auf europäische Stärken
Genau dieser Neustart soll im Fokus des französischen KI-Gipfels stehen. Dafür wollen Politiker und Wirtschaftsvertreter nicht nur versuchen, USA und China zu kopieren – sondern auch eigene, europäische Akzente setzen. Eine "Initiative für europäische KI-Champions" soll nun dafür sorgen, dass Kapital, Forschung und etablierte Industrie besser ineinandergreifen. Daran sind auch Konzerne wie Airbus, Lufthansa, SAP und Mercedes-Benz beteiligt.
Ein weiteres Thema auf dem Gipfel dürfte die technische Infrastruktur sein, die von der KI benötigt wird. Expertinnen wie die KI-Gründerin Elisabeth L’Orange, die auch den Podcast "Tech & Tales" hostet, empfehlen den Fokus auf eine "Souvereign Cloud" und staatlich subventionierte Rechenleistung für kleine Unternehmen und Start-ups.
Auch wird eine starke Präsenz des französischen Start-ups Mistral erwartet, das mit seinen eigenen Sprachmodellen durchaus ChatGPT & Co Paroli bieten kann. Hier wird bewiesen: Mit den richtigen Talenten hat Europa im KI-Wettstreit noch jede Menge Chancen.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!