Das Nürnberger Max-Morlock-Stadion ist längst nicht mehr zeitgemäß und muss dringend saniert werden. Da sind sich alle einig. Der 1. FC Nürnberg als Hauptnutzer. Und die Stadt Nürnberg als Eigentümerin. Seit gut einem Jahr gibt es eine Machbarkeitsstudie für den Umbau. Rund 330 Millionen Euro soll der kosten. Aber jetzt ist die Finanzierung nicht mehr sicher. Es fehlen rund 100 Millionen Euro. Die Stadt muss nachbessern. Das teilten Vertreter der CSU- und SPD-Fraktion im Stadtrat sowie der Stadtverwaltung am Mittwoch mit.
Um den Neubau realisieren können, sei es notwendig, das Projekt erst einmal auf wirtschaftlich und finanziell tragfähige Füße stellen, sagt Andreas Krieglstein, der Vorsitzende der CSU-Fraktion im Rathaus. "Das bedeutet, dass wir in den nächsten Wochen noch einmal konkret in die Planungen einsteigen werden, um ein Konzept zu entwickeln, das für beide Seiten auch machbar ist.“
Weder Tiefgarage noch Hotel: Plan wird abgespeckt
Die Pläne für den Umbau, die es in der Machbarkeitsstudie bereits gibt, sehen vor, dass die Leichtathletik-Laufbahn verschwindet und die Tribüne näher an das Spielfeld rückt. Alles andere wird auf den Prüfstand gestellt - eine Tiefgarage und ein Hotel zum Beispiel. Herauskommen soll ein Stadion pur. Oder, wie Nürnbergs Stadion-Bürgermeister Christian Vogel (SPD) sagt: "Wolkenkuckucksheim ist gestrichen." Es dürfe nun nicht mehr nach dem Prinzip gehen, alles Wünschenswerte in das Projekt reinzupacken. "Wir müssen jetzt sagen, es steht ein Betrag zur Verfügung. Und dann müssen wir sehen, was wir dafür bekommen."
Finanzdeckel soll das Projekt retten
Die Stadt will also einen Finanzdeckel einziehen. Da sind sich die Stadträte von CSU und SPD einig, die im Nürnberger Rathaus ein Bündnis geschlossen und eine Mehrheit haben. In welcher Höhe der Finanzdeckel eingezogen wird, müsse mit dem Club noch verhandelt werden. Dann werde sich zeigen, wie groß das neue Stadion werden kann und wie viele Zuschauer Platz haben, erläutert Stadionplaner Vogel.
Neues Stadion nicht um jeden Preis
"Wir wollen, dass der Club wieder erfolgreich wird. Und dafür brauchen wir auch ein neues Stadion", sagt Nasser Ahmed, der sportpolitische Sprecher der SPD-Fraktion. Er fragt sich allerdings: "Muss es Champignons-League sein, oder reicht Bundesliga?" Bei aller Unterstützung müsse die Rathaus-Politik auch an die leeren Kassen der Stadt denken. Der Stadionbau dürfe deshalb nicht zulasten anderer Projekte wie Schulen, Kindergärten, Verkehrsinfrastruktur und Klimaschutz gehen, sagt Ahmed. Seine Partei wolle den Club unterstützen. "Aber ich sage auch ganz klar, die Nürnbergerinnen und Nürnberger fordern: nicht um jeden Preis.“
Berechnung war bisher zu optimistisch
Hintergrund für die Neuausrichtung des Stadion-Projekts ist eine Wirtschaftlichkeitsberechnung, die vor einigen Tagen bekannt wurde. Die ergibt, dass die ursprünglichen Annahmen zur Finanzierung zu optimistisch waren. Der Komplettumbau des Stadions war in der Machbarkeitsstudie auf rund 330 Millionen Euro veranschlagt worden. Diese Summe hätte zu einem Großteil über Kredite finanziert werden müssen. Doch die voraussichtlichen Einnahmen, mit denen Zinsen und Tilgung hätten bezahlt werden müssen, reichen nicht aus. Es entsteht laut der aktuellen Wirtschaftlichkeitsberechnung eine Lücke von rund 100 Millionen Euro.
"Stadion-Groschen" könnte Teil des Ticketpreises werden
Der 1. FC Nürnberg hatte daraufhin die Bremse gezogen. Der Verein will aber, genauso wie die Stadt, weiterhin am Umbau des Stadions festhalten. Der Club könne sich vorstellen, dass die Fans künftig beim Kauf eines Tickets einen sogenannten zusätzlichen "Stadion-Groschen" bezahlen, heißt es aus Kreisen des Vereins.
Die Grundlage, dass Stadt und Verein eine gemeinsame Betreibergesellschaft für das Stadion gründen, bleibe bestehen. Beide Partner wollen sich mit jeweils 30 Millionen Euro daran beteiligen. Die Stadträte schließen aus, dass die Stadt ihren Anteil erhöhen werde. Die Summe sei nicht verhandelbar. Sie entspricht dem, was die Stadt sowieso hätte ausgeben müssen, um das Stadion auch ohne Umbau in den kommenden Jahren verkehrssicher zu halten. Bis zum Sommer sollen nun die geänderten Pläne vorliegen.
Der Artikel wurde um 18.14 Uhr komplett überarbeitet.
Der Umbau des Max-Morlock-Stadions in Nürnberg muss neu geplant werden.
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