Der Stromnetzbetreiber Bayernwerk tritt Kritik entgegen, er mache es Kunden unnötig schwer, ihre Stromrechnung zu senken. Das Unternehmen mit Sitz in Regensburg und weitere deutsche Netzbetreiber wurden wegen "Mondpreisen" für den Einbau intelligenter Stromzähler abgemahnt. Damit können Kunden dynamische Stromtarife nutzen und ihren Verbrauch gezielt in günstige Tageszeiten legen, wenn der Wind stark weht oder viel Sonne scheint.
Die Kosten für einen Zählereinbau auf Kundenwunsch "unterliegen einer marktgerechten Kalkulation", betont das Bayernwerk auf BR-Anfrage. Mehrere Stromlieferanten, die mit dynamischen Tarifen werben, finden sie jedoch viel zu hoch. Der Anbieter Tibber hat das Bayernwerk jetzt abgemahnt.
Intelligenter Stromzähler: 150 bis 890 Euro Einbaukosten
Tatsächlich verlangt der Konzern bis zu 890 Euro für einen Zählertausch auf Wunsch des Kunden - aber nicht von allen. Haushalte mit hohem Stromverbrauch zahlen deutlich weniger, knapp 150 Euro, und gerade sie sind es, die von einem dynamischen Stromtarif profitieren können, etwa weil sie eine Wärmepumpe oder ein Elektroauto haben. Somit bezahlen den hohen Preis im Grunde nur die, die unbedingt einen intelligenten Stromzähler wollen, aber nicht wirklich brauchen.
Wer warten kann, zahlt nichts
Wer wartet, muss für den Zählertausch sogar gar nichts bezahlen. Denn Haushalte, die viel Strom brauchen (über 6.000 kWh/Jahr), bekommen automatisch irgendwann einen intelligenten Zähler, so schreibt es das Gesetz vor, aber das kann dauern. "Ein intelligentes Messsystem kostet die Kunden in diesen Pflichteinbaufällen kein Einmalentgelt. Einmalentgelte verlangen wir ausschließlich für die vorzeitige Ausstattung auf Kundenwunsch", erklärt das Bayernwerk.
Man baue allein in diesem Jahr mehr als 90.000 intelligente Messsysteme ein, so das Unternehmen. Bislang seien mehr als 126.000 Geräte im Netzgebiet verbaut. "Die Bayernwerk Netz verhindert zu keiner Zeit den Smart Meter-Rollout", so ein Sprecher. Bis zum Jahr 2032 sollen intelligente Messsysteme, sogenannte Smart Meter, bei größeren Verbrauchern und Einspeiseanlagen Standard sein.
Verbraucherzentrale: Erschwerter Zugang zu dynamischen Stromtarifen
Abgemahnt wurde in Bayern auch LEW Verteilnetz in Schwaben - in diesem Fall vom Stromanbieter Rabot Energy, weil LEW 825,53 Euro für eine Smart-Meter-Installation verlangt habe. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) sieht die Gebühren der Netzbetreiber für einen Zählertausch auf Kundenwunsch kritisch: "Den privaten Haushalten wird nicht nur der Zugang zu dynamischen Stromtarifen erschwert, sondern in der Folge auch der Überblick über den eigenen Stromverbrauch", schreibt er in einer Stellungnahme.
Intelligente Stromzähler geben sehr detailliert Aufschluss über den eigenen Stromverbrauch. Das können aber auch die einfacheren modernen Stromzähler. Deren Einbau auf Kundenwunsch kostet beim Bayernwerk rund 150 Euro - oder nichts, wenn man auf den Pflichttausch des Zählers wartet. Ansonsten bietet auch ein Tarifvergleich in Vergleichsbörsen Potential, Energiekosten zu senken. Dynamische Stromtarife setzen voraus, dass man sich aktiv in der App informiert, wann der Strom wieder günstig ist - das ist nicht jedermanns Sache. Außerdem kann der Strom auch mal viel teurer sein als in einem Festpreisvertrag.
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