EZB-Präsidentin Christine Lagarde
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(Symbolbild) EZB senkt zum sechsten Mal in Folge ihren Leitzins.

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EZB senkt Leitzins: Was Verbraucher wissen müssen

EZB senkt Leitzins: Was Verbraucher wissen müssen

Die Europäische Zentralbank hat ihre Zinsen weiter auf 2,5 Prozent gesenkt. Doch es geht um mehr als Zinsen: Denn die gewaltigen Finanzpakete der neuen Bundesregierung haben schlagartig die Welt der EZB erschüttert. Was das für Verbraucher heißt.

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500 Milliarden Euro für die deutsche Infrastruktur und ein nahezu unbegrenztes Sondervermögen für die Verteidigung – die künftige Bundesregierung aus Union und SPD hat alle überrascht, auch die Europäische Zentralbank. Die als "Meister des Sparens" bekannten Deutschen greifen tief in die Trickkiste der Staatsfinanzierung und schöpfen beim Schuldenmachen aus dem Vollen. Die schlechte Nachricht für Verbraucher: Das könnte mittelfristig die Inflation befeuern.

Rückkehr der Inflation?

Nach Ausbruch des Ukrainekrieges schossen die Inflationsraten in vielen Euro-Ländern auf zehn Prozent und mehr. Die Verbraucher bekamen und bekommen das im Supermarkt, an Tankstellen oder bei den Strom-, Gas- und Ölrechnungen zu spüren. Nach dem Preisschock hat sich die Lage an der Preisfront beruhigt. Die EZB konnte ihre Zinsen seit vergangenem Sommer deutlich senken.

Im Januar lag die Teuerungsrate in der Eurozone bei 2,5 Prozent, im Februar ging sie auf 2,4 Prozent zurück. Aus volkswirtschaftlicher Sicht und damit aus Sicht der EZB eine gute Entwicklung. Trotzdem stöhnen die Verbraucher weiter über die hohen Lebensmittelpreise. Sie sind nicht billiger geworden, sie werden nur etwas langsamer teurer.

Hohe Staatsausgaben sind meist ein Inflationstreiber. Das sind die Lehren aus der Schuldenkrise von vor gut zehn Jahren. Ein Indikator sind die Renditen an den Anleihemärkten – also an den Märkten, über die die Staaten ihre Schulden machen.

Kurz nach der Bekanntgabe der riesigen Finanzpakete durch den künftigen Bundeskanzler Friedrich Merz stieg die Rendite der wichtigen zehnjährigen Bundesanleihe auf mehr als 2,8 Prozent. Schuldenmachen dürfte für den "Sparmeister" Deutschland langfristig teurer werden.

EZB senkt Leitzins weiter ab auf 2,5 Prozent

EZB-Präsidentin Lagarde rechnet mit einem schwächeren Wachstum in der Eurozone. Die Wirtschaft werde in diesem Jahr nur um 0,9 Prozent wachsen, auch die Inflation werde mit 2,3 Prozent hartnäckig hoch bleiben. Trotzdem senkte die EZB ihren Leitzins auf 2,5 Prozent. Vor diesem Hintergrund wird die Notenbank die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland mit Sicherheit genauestens beobachten.

Die hohen Sondervermögen werden sich nur dann rechnen, wenn sie tatsächlich die Wirtschaft in Deutschland beleben. Wenn die Unternehmen wieder investieren und neue Mitarbeiter einstellen. Derzeit jagt noch eine Entlassungswelle die nächste. Die massiven Programme sind nichts anderes als eine Wette auf eine bessere Zukunft.

2012 hat der damalige EZB-Präsident Mario Draghi mit seinem berühmten Satz: "Wir retten den Euro. Wir tun alles, was nötig ist" die Märkte beruhigt. Wenn Friedrich Merz nun bewusst "Whatever it takes" wiederholt, hat er sich selbst die Messlatte ziemlich hochgelegt.

Folgen der EZB-Entscheidung für Sparzinsen und Bauzinsen

Die Sparer müssen sich weiterhin auf niedrige Zinsen einstellen. Im vergangenen Jahr hatten die Geldhäuser im Zuge der Zinswende der EZB ihre Festgeldzinsen teilweise auf mehr als vier Prozent angehoben. Doch das ist längst wieder vorbei.

Ein Blick auf verschiedene Vergleichsportale zeigt: Beim einjährigen Festgeld gibt es weniger als drei Prozent. Die besten Angebote, auch das ist den deutschen Sparern nicht neu, stammen von ausländischen Banken. Oft sind sie auch noch an Bedingungen geknüpft wie die Eröffnung eines Depots.

Baudarlehen sind wieder günstiger geworden. Als die EZB anfing, ihre Zinsen rasant zu erhöhen, kletterten die Darlehenszinsen genauso schnell auf vier Prozent und mehr. Die Lage hat sich gebessert, als die Notenbank begann, ihre Zinsen wieder zu senken. Aktuell müssen Bauherren und Immobilienkäufer zwischen drei und 3,5 Prozent für zehnjährige Kredite zahlen.

Darlehenszinsen werden nach den Zinsen an den Anleihemärkten festgelegt. Der schnelle Anstieg der Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe ist ein Indikator, dass Bauen oder der Erwerb einer Immobilie tendenziell wieder teurer werden könnte.

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