Ein Radfahrer fährt an Großplakaten von FDP (l-r), CDU, SPD und Freien Wählern zur Europawahl vorbei
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Arne Dedert

Viele Unternehmen fordern ihre Mitarbeiter auf, an der Wahl zum Europäischen Parlament teilzunehmen.

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Unternehmen zeigen zur Europawahl Flagge

Im Vorfeld der Europawahlen positionieren sich auch Wirtschaftsverbände und einzelne Unternehmen. Im Vordergrund steht die Aufforderung, zur Wahl zu gehen. Denn ein Vereintes Europa sei gerade für die deutsche Wirtschaft wichtig.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Yes to Europe, Ja zu Europa. Diese Mischung aus Aufforderung und Bekenntnis ist derzeit an Flughäfen auf dem gesamten Kontinent zu lesen. Der Lufthansa-Konzern hat vier seiner Maschinen mit diesem Slogan lackiert, sie sind seit Wochen kreuz und quer in Europa unterwegs. In München wiederum will BMW im Vorfeld der Europawahl ein Zeichen setzen. Der Autobauer illuminiert nachts sein Museum am mittleren Ring mit einer riesigen Europaflagge.

Sorge vor Erstarken der EU-Gegner

Spricht man mit Managern großer Unternehmen in diesen Tagen über die anstehende Wahl, dann spürt man eine Veränderung. Vielen bereitet das Erstarken von EU-Gegnern sichtlich Sorge, deswegen haben die Firmen ihre traditionelle Scheu abgelegt, sich öffentlich zu politischen Themen zu äußern. Zum Beispiel Roland Busch. Der Vorstandsvorsitzende von Siemens plädiert für die Errungenschaft des Vereinten Europa, auf die sein Unternehmen und die gesamte deutsche Wirtschaft angewiesen seien:

"Wir haben eine ganz klare Position: Innovationskraft wird auch erzeugt durch diverse Teams. Durch eine offene, diverse Kultur. Die besten Menschen anziehen. Die sollen sich hier auch wohlfühlen. Dafür steht Deutschland, dafür steht Siemens, und dafür müssen wir eintreten. Alles andere wird das, was wir uns erarbeitet haben auf lange Zeit kaputtmachen. Und das wollen wir nicht." Roland Busch, Vorstandsvorsitzender Siemens AG

"Dexit" hätte verheerende Folgen

Geradezu verheerend wäre es laut Siemens-Chef Busch, würden sich hierzulande die Befürworter eines sogenannten "Dexit" durchsetzen, also einem Austritt aus der EU, von denen sich zum Beispiel in der AfD einige finden. Deutschland brauche vielmehr ein starkes Europa, um im globalen Wettbewerb mithalten zu können. Es gehe mehr und mehr darum, im Wettbewerb mit Großmächten wie China oder den USA zu bestehen. Wenn die deutsche Wirtschaft da etwas dagegensetzen wolle, dann gehe das nur über Europa.

"Wir brauchen ein starkes Europa. Jeder der irgendetwas anderes behauptet hat nicht verstanden, welchen Wert wir aus Europa ziehen. Jeden Tag." Roland Busch

Ein "Dexit", so hat es das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in einer Studie errechnet würde die Exportnation Deutschland härter treffen als die Folgen der Corona-Pandemie. Binnen fünf Jahren, so das IW würden fast 700 Milliarden Euro an Wertschöpfung verloren gehen.

Gefahren für die Demokratie

Dazu komme die Bedrohung demokratischer Errungenschaft durch Parteien, die sich für autoritäre Systeme wie das russische erwärmen, sagt Torsten Albig. Der frühere Ministerpräsident von Schleswig-Holstein ist heute Geschäftsführer bei Philip Morris Deutschland. Ein gemeinsamer Wirtschaftsraum, Freizügigkeit, einklagbare Rechte. Dinge, die vor 50 Jahren undenkbar gewesen wären seien heute gelebte Normalität.

Aber man müsse auch immer wieder darauf hinweisen, wie hart und mühsam diese Freiheiten erkämpf worden sein. Und wie bei jeder Errungenschaft in einer Demokratie gelte: Wenn man meine, sie sei automatisch da, dann beginne man schon, sie zu verlieren, so Albig weiter.

Ohne Europa kein Airbus

Für ganze Industrien ist Europa inzwischen lebenswichtig, etwa die Luft- und Raumfahrt. Ein Land wie Deutschland ist auf eigenen Beinen viel zu klein, um zum Beispiel Flugzeuge zu entwickeln und zu bauen. Deswegen wurde vor Jahrzehnten Airbus als deutsch-französisches Projekt ins Leben gerufen. Daraus wurde der erste integrierte europäische Konzern. Im globalen Wettbewerb brauche es mehr solche europäische Firmen, nicht weniger, sagt Airbus-Vorstand Michael Schöllhorn, der auch Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) ist:

"Wir sind ein europäisches Unternehmen wie wahrscheinlich wenige, mit einer ganz klaren europäischen Verfassung. Europa ist das, wofür wir wertemäßig stehen wollen: Für die Zusammenarbeit verschiedener Länder und verschiedener Kulturen in Europa. Außerdem ist Europa für uns sowohl im ganz praktischen Sinne unsere Heimat, was die Standorte angeht. Aber auch im übertragenen Sinne das, wofür wir stehen." Michael Schöllhorn, CEO Airbus Defence and Space

In einer gemeinsamen Kampagne unter dem Titel "Wir stehen für Werte" haben sich deshalb zahlreiche Unternehmen und Verbände zusammengeschlossen. Unter anderem fordern sie ihre Belegschaften auf, am 9. Juni zur Europawahl zu gehen.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

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