Die "Wirtschaftsweise" und Nürnberger Professorin Veronika Grimm ist auf der Aktionärshauptversammlung von Siemens Energy in den Aufsichtsrat der Aktiengesellschaft gewählt worden. Sie hat dabei gut drei Viertel der Stimmen erhalten, wie das Unternehmen mitteilte.
In einer Rede hatte sie zuvor betont, "Siemens Energy gehört für mich zu den weltweit spannendsten Unternehmen. Mit seinem umfassenden Portfolio spielt es eine entscheidende Rolle bei der globalen Verwirklichung der Energiewende."
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Siemens AG stimmte nicht für Grimm
Bei der Abstimmung gab es allerdings ein pikantes Detail. Einer Mitteilung von Siemens Energy zufolge hatte lediglich ein einzelner Aktionär gegen die Berufung von Grimm gestimmt. Ohne dieses Votum hätte die Zustimmung ansonsten bei über 99 Prozent gelegen.
Mittlerweile wurde bekannt: Die Siemens AG, die an Siemens Energy beteiligt ist, stimmte nach eigenen Angaben nicht für die Ernennung Grimms. Als Grund wurde ein Interessenskonflikt genannt.
Heftiger Streit im Sachverständigenrat um Aufsichtsratsmandat von Grimm
Um die Berufung in den Aufsichtsrat von Siemens Energy hatte es zuvor schon eine heftige Auseinandersetzung gegeben, da Grimm eben auch im Sachverständigenrat zur Beurteilung der wirtschaftlichen Entwicklung ist, der die Bundesregierung berät. Seit knapp vier Jahren gehört sie dem Gremium an.
Die vier anderen Mitglieder des Sachverständigenrates, unter anderem die Vorsitzende Monika Schnitzer, hatten vehement davor gewarnt, dass Grimm den Posten bei Siemens Energy annimmt. Das würde den Rat wegen möglicher Interessenskonflikten vor eine Herausforderung stellen. Sie hatten ihrer Kollegin deshalb nahegelegt, den Sachverständigenrat zu verlassen, sollte sie das Mandat antreten.
Grimm dagegen hatte erklärt, dass sie keinen solchen Konflikt sehe und auch prüfen lassen, ob das Aufsichtsratsmandat kompatibel sei mit ihrer Aufgabe im Sachverständigenrat. Die Unabhängigkeit des Sachverständigenrats sei außerdem "mit dem Anliegen, mich aus dem Amt zu drängen, nicht vereinbar". Auch der Konzern habe im Rahmen einer Compliance-Prüfung festgestellt, dass der Fall unbedenklich sei.
Auch andere Wirtschaftsweise hatten Aufsichtsratsmandate
Grimm ist nicht die erste Wirtschaftsweise, die ein Aufsichtsratsmandat bei einem Unternehmen angenommen hat. Zuvor hatte es allerdings keine solche öffentliche Kritik wie im Fall Grimm jetzt gegeben. Möglicherweise hat zu dem Unmut im Sachverständigenrat beigetragen, dass Grimm in der Beurteilung mancher Themen zu anderen Schlüssen kommt als andere Mitglieder im Rat. Sie steht beispielsweise einer Lockerung der Schuldenbremse skeptisch gegenüber und hatte in der Energiepolitik eigene Akzente gesetzt.
Mit Informationen von Reuters und dpa.
Im Video: Hauptversammlung von Siemens Energy
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