Auch wenn SAP für Schlagzeilen sorgte, weil der Software-Riese die Mitarbeiter lieber wieder im Büro sieht als im Homeoffice, ändert sich für viele Konzerne in Bayern nichts. Das zeigen Untersuchungen. Auch eine Umfrage des Bayerischen Rundfunks bei einigen Firmen bestätigt den Trend.
Bei dem Versicherer Allianz ist es Standard, dass Mitarbeitende zu 40 Prozent von zu Hause aus arbeiten können. Am Hauptsitz München ist es jedoch deutlich mehr: Je nach Absprache mit dem Team können Arbeitnehmer bis zu vier Tage in der Woche daheim arbeiten. Daran soll sich auch künftig nichts ändern. "Wir schauen uns natürlich die Produktivität an und was die Bedürfnisse der Kunden sind", sagt Bettina Dietsche, Personalleiterin der Allianz-Gruppe. "Aber wir sehen den Mehrwert: In unserer Mitarbeiterbefragung sagen 90 Prozent der Kollegen, dass Homeoffice wichtig ist."
Homeoffice: Bei vielen Mitarbeitern hoch im Kurs
Einer von ihnen ist Armin Angermeyer. Bei der Allianz ist er Experte für die Künstliche Intelligenz. Er arbeitet drei Tage die Woche im Homeoffice und zwei vor Ort. Erst kürzlich ist sein zweiter Sohn auf die Welt gekommen. Homeoffice bringt für ihn einen deutlichen Vorteil, weil er mehr Zeit mit seinen Kindern verbringen kann: "Mich so ins Familienleben einbringen wäre nicht möglich, wenn ich wie vor Corona die ganze Woche ins Büro gehen müsste", so Angermeyer.
Homeoffice ist auch für seine Kollegin Katja Oristanio nicht mehr wegzudenken. Vor kurzem ist die Allianz-Angestellte in den Schwarzwald gezogen: „Wenn ich kein Homeoffice mehr machen könnte, müsste ich den Arbeitgeber wechseln.“
Homeoffice-Anteil in Bayern sinkt
Andere Arbeitgeber sehen Homeoffice allerdings nicht so gerne, insbesondere in den USA. Einige Konzerne wie Google, Zoom, Amazon und Disney fordern mehr Büropräsenz.
Laut Zahlen des Landesamts für Statistik ist in Bayern der Anteil der Angestellten, die jeden Tag im Homeoffice arbeiten, auch deutlich gesunken. Während vor drei Jahren noch 36 Prozent ausschließlich von zu Hause aus gearbeitet haben, betrug die Quote im Freistaat zuletzt nur noch 21 Prozent.
Immer mehr Homeoffice-Möglichkeiten – auch in Bayern
Das liegt nicht unbedingt an den Unternehmen. Viele Firmen umgarnen Bewerber mit der Möglichkeit von Homeoffice. Das zeigt eine Auswertung von 55 Millionen Stellenanzeigen durch die Bertelsmann Stiftung. Jana Fingerhut von der Stiftung: "Inzwischen steht in jeder fünften Stellenanzeige ein Angebot zur Homeoffice-Möglichkeit – fünfmal mehr als vor Corona."
Eine BR-Umfrage bei einigen der größten Unternehmen in München kam ebenfalls zu dem Ergebnis, dass sich Homeoffice etabliert hat.
Bei Siemens gilt nach wie vor, dass alle Beschäftigten weltweit, "sofern machbar und vom Jobprofil her möglich", an zwei bis drei Tagen pro Woche mobil arbeiten können. Voraussetzung dafür sei eine Absprache mit der Führungskraft, heißt es dort.
Die Stadt München befürwortet ausdrücklich "das Angebot mobilen Arbeitens als gleichberechtigte Alternative zum Arbeiten an der Arbeitsstätte", so Stefanie Schneider aus der Pressestelle. Grundsätzlich seien bei der Landeshauptstadt München alle Aufgaben für mobiles Arbeiten geeignet, die "ohne Einschränkung in Qualität und Quantität auch außerhalb der Dienststelle erledigt werden können."
Der Flughafen München versucht seinen Mitarbeitern die "größtmögliche Flexibilität" zu ermöglichen, so Pressesprecher Robert Wilhelm. Es sei gelungen, gänzlich auf eine Zahl für die Ober- oder Untergrenzen bei mobiler Arbeit zu verzichten. Stattdessen sollen die Führungskräfte und ihre Teams das optimale Gleichgewicht selbständig finden.
Bei BMW sei mobiles Arbeiten und Homeoffice seit vielen Jahren gelebte Praxis, so Jana Fenn aus der BMW-Kommunikationsabteilung. Starre Quoten und Vorgaben gebe es nicht. Man setze auf "intelligente Lösungen".
Auch bei der Technischen Universität München (TUM) ist Homeoffice in Form der Telearbeit schon lange Bestandteil der Arbeitswelt. Festlegungen dazu seien schon vor 20 Jahren auf den Weg gebracht worden. Damit sei die TUM eine der ersten Universitäten Deutschlands gewesen, so Pressesprecher Klaus Becker.
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