Waldrappe aus Plastik als Lockmittel.
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Umbau für mehr Waldrapp-Nachwuchs in Burghausen

Umbau für mehr Waldrapp-Nachwuchs in Burghausen

Nach einem Umbau bekommt der Waldrapp ein noch größeres Zuhause auf der Burg Burghausen - unter anderem mithilfe einer Waldrapp-Attrappe aus dem 3D-Drucker. Die Hoffnung: Mehr Nachwuchs für die eigentlich ausgestorbenen Vögel.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Seit dem 17. Jahrhundert galt der Waldrapp in Bayern als ausgestorben. Doch seit 2004 werden die Vögel in einem Artenschutzprogramm in Burghausen wieder angesiedelt. Die Artenschützerinnen und -schützer vom "Waldrappteam", die das Wiederansiedlungsprogramm organisieren, gehen davon aus, dass aktuell knapp über 60 Tiere die warmen Monate in Burghausen verbringen. Insgesamt seien es 280 Waldrappe nördlich der Alpen. Die umgebaute Brutanlage an der Burg Burghausen soll dafür sorgen, dass die Vögel Eier legen, Küken schlüpfen und so diese Population schneller anwachsen kann.

Mehr Platz für die Waldrapp-Brut

Die neuen Brutnischen sind kleine Holzhäuschen mit einer offenen Front, die den Nestern der Waldrappe nach dem Umbau noch mehr Platz bieten. Für 35 bis 38 Nester sei dort Platz, sagt der Manager der Waldrapp-Kolonie in Burghausen, Oliver Habel. Allerdings sei die Population aktuell noch lange nicht so groß, es sei viel mehr ein Blick in die ferne Zukunft. Das Waldrappteam erwartet dieses Jahr sechs bis acht Nester in den Brutnischen der Burg. "Bei der Zahl an Nestern können wir, wenn alles klappt, mit 24 bis 32 Jungtieren rechnen", so Habel.

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Ein Waldrappweibchen in Burghausen aus einem vergangenem Sommer.

Schutz vor Marder und Uhu

Marder mögen Waldrapp-Eier. Durch die neuen Brutnischen gibt es aber nicht nur mehr Platz, sondern auch mehr Schutz für die Vögel. Das Waldrappteam habe seitlich an den Brutnischen einen Marderschutz angebracht, erklärt Koloniemanager Habel. Außerdem sind Uhus eine Gefahr für die Waldrapp-Jungtiere. Deswegen seien die Brutnischen jetzt niedriger in ihrer Höhe als zuvor. Laut Koloniemanager Habel tut sich der Uhu dadurch deutlich schwerer, das Nest anzufliegen.

Waldrapp-Attrappen für den geselligen Vogel

Um es den Waldrappen noch leichter zu machen, sich in Burghausen heimisch zu fühlen, hat das Artenschutzteam ein "Attrappen-Nest" aufgestellt. Darin sitzen in Lebensgröße zwei Kunststoff-Waldrappe, die aus dem 3D-Drucker kommen. Denn der Waldrapp ist ein eher geselliges Tier. Koloniemanager Habel erklärt: "Die Tiere sind Koloniebrüter. Das sieht man daran, dass Waldrappe eben immer sehr nah bei ihren Artgenossen ihre Nester bauen." Dass dieses Gruppen-Gefühl auch mit Attrappen funktioniert, haben Habels Kollegen an einem weiteren Waldrapp-Brutstandort im baden-württembergischen Überlingen herausgefunden.

Rückkehr an den historischen Lebensraum

Der Ausbau der Waldrapp-Anlage in Burghausen an der historischen Burgmauer ist möglich durch eine enge Zusammenarbeit des Waldrappteams und der Schlossverwaltung der Burg. Man wolle dem eigentlich schon ausgestorbenen Vogel wieder ein Zuhause bieten, sagt Heinz Donner von der Schlossverwaltung.

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Die neuen Brutnischen in der Wehrmauer am Pulverturm.

Dass der Waldrapp schon einmal rund um die Burg gelebt hat, zeigt ein Gemälde in der Burg aus dem 14. oder 15. Jahrhundert. Für den Bau musste nichts an der alten Mauerstruktur verändert werden, darauf haben die Tierschützer und Schlossverwalter beim Planen und Einrichten der Brutnischen geachtet.

Waldrappe beobachten: Vor Ort und bald im Stream

Wer den Waldrapp in seinem umgebauten Zuhause besuchen will, kann die Tiere von der Burg Burghausen aus beobachten. Die Brutnischen befinden sich in der Wehrmauer des sogenannten Pulverturms, der etwas abseits der Haupt-Burganlage steht. Dazu kommt noch bald die Möglichkeit, den Tieren online, live über einen Stream rund um die Uhr beim Brüten zuschauen zu können. Insgesamt acht Kameras stehen seit den Umbau-Arbeiten bereit, die den Alltag der Tiere festhalten, sobald sie voraussichtlich im März oder April aus dem Süden nach Oberbayern zurückkehren. Vielleicht schon bald mit Nachwuchs.

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