Höhlentauchen in Mexiko
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Tauchen in der Tajmahal Cenote, Tulum, Halbinsel Yucatan

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Entdeckung: Medizin aus giftigen Unterwasser-Krebsen?

Entdeckung: Medizin aus giftigen Unterwasser-Krebsen?

Gegen fast jede Beschwerde ist ein Kraut gewachsen, besagt ein altes Sprichwort. Doch dass auch tierische Stoffe heilende Wirkung haben können, ist weniger bekannt. Forscher haben einen Krebs entdeckt, dessen Gift bei Nervenkrankheiten helfen könnte.

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"Natur-Wirkstoffe" – das klingt immer so harmlos. Aber gerade in der Erkältungszeit sind Salbei, Thymian, Eukalyptus oder Kräutertee im Dauereinsatz. Es gibt aber auch Natur-Wirkstoffe, die von Tieren stammen und sich beim Menschen gegen Krankheiten einsetzen lassen.

So konnte zum Beispiel aus dem Speichel einer Echse ein Diabetes-Medikament entwickelt werden und es gibt einen Wirkstoff gegen Tumore aus Käfergift. Ein Team aus Wissenschaftlern der Goethe-Universität Frankfurt hat nun einen Unterwasserkrebs entdeckt, dessen Gift als Wirkstoff ebenfalls vielversprechend sein könnte.

Höhlentauchen für die Forschung

Die Krebse mit den neu entdeckten Giften leben unter Wasser in den unterirdischen Höhlensystemen von Yukatán, in Mexico. Der Evolutionsbiologe Björn von Reumont von der Goethe-Universität Frankfurt ist in diese dunklen Höhlen abgetaucht und hat die rund 3 cm langen Tiere (Xibalbanus tulumensis) gesammelt.

Ohne Fachkenntnis würde man sie nicht als Krebse erkennen, so Reumont: "Die sehen eigentlich aus wie so ein Garten-Hundertfüßer, den man ins Wasser geworfen hat und der völlig bleich ist. Die haben zum Beispiel auch keine Augen."

Bildrechte: Goethe-Universität Frankfurt / Björn M. von Reumont
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Giftiger Unterwasserkrebs: Xibalbanus tulumensis

Manche Krebse jagen mit Gift

Dass es unter Krebstieren auch giftige Exemplare gibt, wurde erst vor wenigen Jahren entdeckt. Von Reumont hat deswegen gezielt nachgeschaut und tatsächlich Giftdrüsen gefunden. Gemeinsam mit einem internationalen Netzwerk von Giftforschern hat er das Toxin der Tiere dann untersucht und Strukturen gefunden, die dem Gift von Spinnen ähneln.

Offenbar hemmt das Gift der Krebse verschiedene Ionenkanäle: "Das ist eine Aktivität, die zum Beispiel genutzt werden kann, um Krankheiten im Nervensystem zu beeinflussen, weil dort die Ionenkanäle eine große Rolle spielen für die Signalübertragung", erklärt von Reumont. Auch als Schmerzmittel könnte das Krebsgift wirksam sein – oder besser gesagt: als Vorlage dienen. Es ist also möglich, dass seine Wirkweisen auch irgendwann uns Menschen helfen werden.

Krebse jetzt schon eine gefährdete Art

Besorgniserregend ist allerdings, dass die Tiere schon jetzt in Gefahr sind: Dreckiges Wasser und der Bau der neuen Eisenbahn quer durch Yukatán bedrohen die Unterwasserhöhlen.

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