Der viele Schnee im vergangenen Winter hat den Schweizer Gletschern nur wenig genutzt: Weil es im Juli und August sehr warm war und zudem Saharastaub auf den Bergen niederging, ist das Volumen der Gletscher in diesem Jahr um 2,5 Prozent zurückgegangen. Das berichtet die Schweizerische Kommission für Kryosphärenbeobachtung der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz.
August teils heißer als Hitzesommer 2003 und 2022
Nach dem starken Schneefall im Winter 2023/24 sah es zunächst gut aus, teilte die Akademie mit, die sich auf Daten des Schweizer Gletschermessnetzes (Glamos) bezieht. Besonders oberhalb von 2.200 Metern seien 30 Prozent mehr Schnee gefallen als im langjährigen Durchschnitt.
Dann kamen aber die heißen Sommermonate Juli und August. "Der August verzeichnete gar den größten Eisverlust seit Messbeginn", hieß es. Auf dem 3.463 Meter hohen Jungfraujoch sei der August noch wärmer als gewesen als in den Hitzesommern 2003 und 2022. Damit setzt sich eine beunruhigende Entwicklung fort: In den Jahren 2022 und 2023 war das Gletschervolumen schon um insgesamt zehn Prozent geschrumpft, so viel wie nie zuvor in einer Zweijahresperiode.
Saharastaub verstärkt Abschmelzen des Schnees
Negativen Einfluss hatte in diesem Jahr zudem Saharastaub. Er verfärbt den Schnee gelb-braun und führt dazu, dass der Schnee mehr Sonnenenergie absorbiert - und dadurch stärker schmilzt.
Zudem sei über 3.000 Metern zwischen Mitte Juni und Mitte September kaum Schnee gefallen. "Dies ist im langjährigen Vergleich außergewöhnlich, trat in den letzten Jahren aber immer häufiger auf", heißt es in dem Bericht.
Zugspitze: Schneeferner-Gletscher "in bedauerlichem Zustand"
Auch in Deutschland schmelzen die verbliebenen Gletscher immer schneller. In den nächsten Jahren werden die vier letzten deutschen Gletscher nacheinander ihren Status als Gletscher verlieren, so die Prognose. In gut zehn Jahren dürfte Deutschland gletscherfrei sein.
Der Nördliche Schneeferner an der Zugspitze etwa sei "in einem bedauerlichen Zustand", sagt der Glaziologe und Geograf der Hochschule München, Wilfried Hagg. "Die Oberfläche ist weiter stark eingesunken und ein Felsriegel in der Mitte ist stark angewachsen. Er droht, den Gletscher in den nächsten Jahren von oben her in zwei Eisflecken zu zerteilen." An der 2962 Meter hohen Zugspitze verzeichneten die Wissenschaftler laut Hagg heuer den zweitwärmsten Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1901.
Klimawandel zeigt sich in den Bergen deutlich
Bis Ende des Jahrzehnts, so die Einschätzung der Forscher, wird der Nördliche Schneeferner kein Gletscher mehr sein. Früher wird es demnach den Watzmann- und den Blaueisgletscher bei Berchtesgaden treffen. Die Prognose hier sind noch zwei oder drei Jahre. Nur der Höllentalferner im Wettersteingebirge dürfte länger überleben – ungefähr bis 2035. Er liegt in einer Mulde und wird im oberen Teil durch Lawinen gespeist.
Der Klimawandel zeigt sich gerade in den Bergen deutlich. Das Abschmelzen der Gletscher gilt als Indikator für die globale Erwärmung. Für Bergsteiger bedeutet das: Steinschlag nimmt zu, Randspalten zwischen Eis und Fels werden größer – wie am Höllentalferner als einer der beliebten Aufstiege zur Zugspitze.
Mit Informationen von dpa
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