Allershausen im oberbayerischen Landkreis Freising hat es beim Hochwasser schwer erwischt. Eine Woche lang war deshalb auch die dortige Grund- und Mittelschule geschlossen. Immer noch ist sie von der Stromversorgung abgeschnitten. Trotzdem findet dort jetzt wieder Unterricht statt – und nicht nur das: Es werden sogar "Quali"-Prüfungen abgehalten. Kein leichtes Unterfangen.
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Vater organisiert Notbeleuchtung mit Gerüsten
Die Sache mit den Prüfungen hat dem momentan krisengebeutelten Rektor Thomas Nistler großes Kopfzerbrechen bereitet. Wegen des schlechten Wetters sei es "viel zu dunkel", sagt er: "Wir brauchen Licht!"
Zum Glück hat sich ein Vater etwas einfallen lassen, damit den Schülern auch im wahrsten Sinne ein Licht aufgeht: Der Mann hat für die Turnhalle ein Notstromaggregat organisiert und extra Gerüste für die Beleuchtung aufgebaut.
Gummistiefel im Rektorat – im Keller steht noch Wasser
In den übrigen Gebäudeteilen der Schule ist es hingegen weiter recht düster – und auch auffallend ruhig. Kein Gong, kein Telefonklingeln im Sekretariat. Zumindest funktionieren die Computer in den beiden Räumen wieder, dank eines weiteren Notstromaggregats.
Im Büro von Rektor Nistler stehen jederzeit die Gummistiefel bereit. Denn im Untergeschoss, wo auch die technischen Anlagen sind, ist immer noch Wasser. Vor allem aber herrscht dort ein ziemliches Chaos.
1.700 Quadratmeter geflutet – Türen rollen sich auf
Computer, Schränke, Schulbücher, Stühle, Bastelmaterial, Kochtöpfe – alles liegt über- und ineinander verkeilt. Die Türen sind so aufgequollen, dass sie sich eingerollt haben. Es riecht modrig.
Zum Glück hat die Glonn "nur" den Keller geflutet. Wobei der Schulleiter bei dem Wort "nur" gequält lächelt. Bei der Größe des Kellers spreche man von 1.700 Quadratmetern, in denen das Wasser bis zu 2,50 Meter stand: "Das ist dann schon ein kleiner See."
Seit dem Hochwasser kann Rektor Nistler wegen Zukunftssorgen nicht mehr richtig schlafen: "Ich hab tausend Gedanken: Was ist nächstes Jahr mit dem Unterricht? Wie können wir die Kinder beschulen?“
"Abenteuerlicher" Neustart – Vielen Kindern geht es nicht gut
Erst wenn der Keller trocken ist, wird die Stromversorgung wieder aufgebaut – auch oben, in den unversehrten Klassenzimmern samt den digitalen Whiteboard-Klapptafeln. "Wir haben mit Kreide schreiben müssen", erzählt ein Sechstklässler.
Überhaupt sei der Neustart in der Schule "sehr abenteuerlich" gewesen. Vielen Klassenkameraden gehe es nicht so gut. Die Lehrkräfte haben Tipps von einem Kriseninterventionsteam bekommen. Sie reden viel mit den Schülerinnen und Schülern – und lassen sie erzählen.
"Das gewohnte Umfeld tut ihnen gut"
Einige Kinder wurden von Feuerwehrleuten aus den Wohnhäusern getragen, als die Glonn alles überflutete. Manche seien schon sehr mitgenommen, sagt Lehrerin Regina Culic, die eine Erste Klasse unterrichtet.
Es gibt aber auch schönere Geschichten: Kinder haben erzählt, wie die Familie zusammengeholfen habe oder wie sie mit Keschern Fische aus überfluteten Flächen gerettet hätten. Für alle sei es jedenfalls wichtig, dass sie wieder in die Schule können, ist die Lehrerin überzeugt: "Der Alltag und das gewohnte Umfeld tun ihnen sehr gut."
Möglicherweise noch Wochen ohne Strom
Für die Großen gehören auch die "Quali"-Prüfungen zu diesem Alltag. Gut möglich, dass dabei auch die Beleuchtungskonstruktion in der Turnhalle noch öfter zum Einsatz kommt. Denn bis die Schule wieder eine normale Stromversorgung hat, kann es noch viele Wochen dauern.
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