Der österreichische Attentäter, der am 5. September 2024 auf das israelische Generalkonsulat und das NS-Dokuzentrum in München geschossen hat, hatte laut Generalstaatsanwaltschaft in erster Linie eine israelfeindliche Tatmotivation. Auf einer Pressekonferenz im Bayerischen Landeskriminalamt (LKA) haben am Freitagmittag Beteiligte von LKA, Polizei und Generalstaatsanwaltschaft die Ergebnisse der sechsmonatigen Ermittlungen präsentiert.
Täter: Großes Interesse an Waffen und Sprengstoff
Der 18-jährige österreichische Attentäter, der im Verlauf des Anschlags von der Polizei erschossen wurde, hatte sich laut Generalstaatsanwältin Gabriele Tillmann seit 2021 mit islamistischem Gedankengut beschäftigt. Islamismus habe bei dem Angriff wohl aber nur eine untergeordnete Rolle gespielt, teilten das bayerische Landeskriminalamt und die Generalstaatsanwaltschaft mit: "Vielmehr zeigte sich beim Täter das Bild einer unreifen Persönlichkeit, die sich in einer Phase des Umbruchs und der Instabilität befand."
Außerdem interessierte er sich insbesondere für Waffen und Sprengstoff, weshalb ihm schließlich die österreichischen Behörden ein Waffenbesitzverbot erteilten. Zudem hatte der Mann wohl eine Vorliebe für zahlreiche Ego-Shooter- und ähnliche Computerspiele.
Laut den Ermittlern war der Attentäter zudem stark sozial isoliert, hatte keine Freunde, scheiterte in Schule und Ausbildung und hatte stark kränkbare Persönlichkeitszüge. Nach dem Überfall der Hamas auf Israel und dem folgenden Krieg in Gaza im Oktober 2023 habe er sich in die Vorstellung hineingesteigert, Muslime würden auf der Welt benachteiligt und unterdrückt, und er habe damit begonnen, sich immer mehr mit israelfeindlichen Inhalten zu beschäftigen, so die Generalstaatsanwältin.
Kauf von Repetierbüchse und Bajonett
Trotz des auferlegten Waffenbesitzverbots, versuchte der spätere Attentäter beharrlich an Waffen zu kommen und spezialisierte sich schließlich auf die Suche nach historischen, frei verkäuflichen Waffen im Internet. Es gelang ihm schließlich für 300 Euro eine Schweizer Repetierbüchse und 50 Schuss Munition sowie ein Bajonett zu kaufen. Der Verkäufer musste nur den Pass des Österreichers kontrollieren. Dass ein Waffenbesitzverbot bestand, wäre erst aufgefallen, wenn der 18-Jährige seine Waffe angemeldet hätte.
Kurz vor der Tat recherchierte der Österreicher den Standort des Generalkonsulats in München im Internet, verabschiedete sich von seinen Eltern, holte die Waffe aus einem Versteck im Wald und reiste über Freilassing nach Deutschland ein.
Täter irrt zwischen Gebäuden umher
In München angekommen, habe der Österreicher wohl größere Orientierungsschwierigkeiten gehabt, so Sebastian Herre vom LKA. Deswegen habe der Attentäter zuerst auf das NS-Dokuzentrum geschossen und dann das Leibniz-Rechenzentrum über ein zerschlagenes Fenster betreten. Erst dann habe er den Eingang von seinem eigentlichen Ziel, dem israelischen Generalkonsulat gefunden, das allerdings an diesem Tag wegen Erinnerungsfeierlichkeiten an das Olympia-Attentat geschlossen war. Mit seinem Bajonett hieb er auf das Klingelschild und ein Fenster, ohne jedoch Schaden anzurichten und gab zwei Schüsse auf das Gebäude ab. Am Ende lieferte er sich im Innenhof eines Nachbargebäudes einen Schusswechsel mit Polizeibeamten und wurde schließlich tödlich verletzt.
Ermittler: Täter hat alleine gehandelt
Die Ermittlung wurde zwischenzeitlich mit bis zu 100 Ermittlern geführt, auch über Grenzen hinweg – Ermittlungsbehörden in Österreich, Kroatien, den Niederlanden und den USA waren ebenfalls involviert. 140 Zeuginnen und Zeugen wurden befragt. Gesichert scheint inzwischen, dass der Täter alleine handelte, auch wenn er ein besonderes Interesse für das islamistische Bündnis HTS hatte. Symboliken der islamistischen Terrororganisation HTS habe er 2021 zwar in einem Computerspiel verwendet, es gebe jedoch keine ernsthaften Verbindungen zu irgendwelchen Terrororganisationen. Es habe außerdem keine Abschiedsbriefe, Taterklärungen oder Manifeste im Internet gegeben. Weitere Beteiligte an der Tat schlossen die Ermittler ebenfalls aus.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Textes hieß es, der Attentäter habe eine islamistische Motivation gehabt. Diese spielte jedoch laut Generalstaatsanwaltschaft und bayerischem Landeskriminalamt nur eine untergeordnete Rolle. In erster Linie habe er eine israelfeindliche Tatmotivation gehabt.
Die Tatwaffe vom 5. September 2024
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