Nach dem Vorfall mit Schüssen in der Nähe des NS-Dokumentationszentrums und des israelischen Generalkonsulats in München hat der israelische Staatspräsident Isaac Herzog mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier telefoniert. Beide hätten ihre "gemeinsame Verurteilung und unser Entsetzen" über die Tat "zum Ausdruck gebracht", schrieb Herzog im Onlinedienst X. Er sprach dabei von einem "Terroranschlag". Die Polizei machte bisher jedoch keine Angaben zu den Hintergründen der Tat.
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Am Morgen hatten Einsatzkräfte der Polizei eine bewaffnete Person erschossen. Es handelte sich dabei laut Aussagen der Ermittler um einen 18-jährigen Mann aus Österreich. Der Vorfall ereignete sich am Jahrestag des Münchner Olympia-Attentats vom 5. September 1972, bei dem elf Mitglieder der israelischen Olympiamannschaft getötet wurden.
Innenminister Herrmann zu Anschlagsverdacht: "Eindeutig"
Für den bayrischen Innenminister Joachim Herrmann (CSU) erhärtet sich der Verdacht auf einen versuchten Terroranschlag. Es sei "nun ganz eindeutig, dass das alles auf einen Anschlag auf das israelische Generalkonsulat oder deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hindeutet", sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Abend im Interview mit BR24 im BR Fernsehen. Ein möglicher Zusammenhang mit dem Anschlag vor 52 Jahren müsse geprüft werden.
Die Ermittlungen in dem Fall übernahm demnach eine für Terrorismusbekämpfung zuständige Spezialabteilung der Münchner Generalstaatsanwaltschaft. Zudem besteht ein intensiver Austausch mit den österreichischen Sicherheitsbehörden, wie der zuständige Bundesinnenminister Gerhard Karner mitteilte. Er habe diesbezüglich mit seinem bayrischen Amtskollegen Herrmann telefoniert. "Das Wichtigste ist, dass die Polizei rechtzeitig einschreiten und ein Blutvergießen verhindern konnte", teilte Karner mit.
Söder betont Bedeutung von Schutz jüdischer Einrichtungen
"München hat heute kurz den Atem angehalten", sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. "Zum Glück ist es am Ende gut ausgegangen." Der genaue Hintergrund des Täters müsse noch ermittelt werden. Es gebe aber einen "schlimmen Verdacht", sagte Söder und verwies ebenfalls auf einen möglichen Zusammenhang zwischen der Tat und dem Gedenktag an das Attentat auf die israelische Olympia-Mannschaft im Jahr 1972. Der Schutz jüdischer Einrichtungen sei für ihn von ganz zentraler Bedeutung. Der Vorfall bleibe "ein Warnsignal für uns alle", so Söder.
Oberbürgermeister Reiter fordert "Umdenken"
Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) forderte ein "Umdenken in der Bundesregierung". Sie müsse zum Schutz der Bürgerinnen und Bürger Vorratsdatenspeicherung und anlasslose Kontrollen ermöglichen, sagte Reiter in BR24live. "Die Vielfalt der Anschläge in den letzten Tagen und Wochen", so sagt er weiter, die mache ein Umdenken erforderlich.
Spaenle: Jüdinnen und Juden haben "pure Angst"
"Die jüdischen Menschen haben Angst, pure Angst", sagte der Antisemitismus-Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung, Ludwig Spaenle, im Interview mit BR24. Es fühle sich für viele Jüdinnen und Juden im Moment so an, als würde ihnen der Boden unter den Füßen weggezogen. Es könne nicht sein, dass Menschen jüdischen Glaubens in Deutschland für Vorfälle im Gaza-Krieg "in Mithaftung genommen" würden, kritisierte Spaenle.
Scholz: kein Platz für "Antisemitismus und Islamismus"
"Antisemitismus und Islamismus haben bei uns keinen Platz", schrieb auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Donnerstag auf X und lobte die Einsatzkräfte. Auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) warnte am Rande ihrer Nahostreise vor Antisemitismus in Deutschland: "Wir stellen uns gegen jeden Extremismus, egal aus welcher Ecke er kommt", sagte sie. Baerbock warnte allerdings vor Spekulationen. Zunächst müssten die Hintergründe des Vorfalls aufgeklärt werden.
"Hätte Katastrophe geben können": Schuster dankt Polizei
Das israelische Generalkonsulat dankte "den Polizeikräften in München für ihr Handeln und ihre Zusammenarbeit." Dieses Ereignis zeige, wie gefährlich der Anstieg des Antisemitismus ist. "Es ist wichtig, dass die breite Öffentlichkeit ihre Stimme dagegen erhebt", betonte die Generalkonsulin Talya Lador. Das Generalkonsulat sei heute geschlossen gewesen, um des Terroranschlags bei den Olympischen Spielen zu gedenken.
Auch Josef Schuster, der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, dankte auf der Plattform "X" der Polizei für das schnelle Eingreifen: "Es hätte heute in München eine Katastrophe geben können." Gegenüber BR24 sagte Schuster zudem: "Wir dürfen uns von den Feinden der offenen Gesellschaft unsere Freiheit und unser Leben nicht zerstören lassen."
Unsicherheitsgefühl - nicht nur in der jüdischen Gemeinschaft
Auch Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, dankte den Beamten: "Durch den schnellen Einsatz der Münchner Polizei wurde heute Schlimmeres verhindert", erklärte sie. "Trotzdem: Der Schock sitzt tief, dass es mitten in München zu einem solchen Schusswechsel kommen konnte, noch dazu in direkter Nähe des israelischen Generalkonsulats". Das Unsicherheitsgefühl nicht nur in der jüdischen Gemeinschaft werde sich nach diesem Vorfall "noch einmal verfestigen".
Bundesinnenministerin Faeser: "Schwerwiegender Vorfall"
Bundesinnenministerin Nancy Faeser schätzt die Schüsse in München als gravierend ein. "Es ist ein schwerwiegender Vorfall", sagte die SPD-Politikerin in Berlin. Sie wolle aber nicht spekulieren, es gelte abzuwarten. "Ich bedanke mich ganz herzlich bei der Münchner Polizei, die da einen guten Einsatz aus meiner Sicht machen", sagte Faeser. "Der Schutz jüdischer und israelischer Einrichtungen, das wissen Sie, hat oberste Priorität." Es sei sehr bitter, dass sich der Vorfall ausgerechnet vor dem NS-Dokumentationszentrum und dem israelischen Generalkonsulat ereignet habe.
Mit Informationen von dpa und Reuters
Im Video: Die Pressekonferenz zu den Schüssen in München im BR24 live
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