26.01.2025, Bayern, Aschaffenburg: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (l, CSU) und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (r, SPD) stehen im Park Schöntal an der Gedenkstätte und gedenken der Opfer der tödlichen Messerattacke. In der Stiftsbasilika St. Peter und Alexander findet eine Trauerfeier mit ökumenischem Gottesdienst statt. Im Park Schöntal in Aschaffenburg wurden am 22. Januar 2025 eine Junge und einen Mann getötet. Foto: Daniel Vogl/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Nach tödlichem Angriff in Aschaffenburg – Trauerfeier

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Messerattacke in Aschaffenburg: Gemeinsam in der Trauer

Messerattacke in Aschaffenburg: Gemeinsam in der Trauer

"Es ist eine schwere Zeit, aber wir haben zusammengestanden", sagte Pfarrer Heim bei der Gedenkfeier für die Opfer der Messerattacke in Aschaffenburg. Zahlreiche Menschen versammelten sich. Auch politische Vertreter zeigten ihre Anteilnahme.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Kerzen, Kranzniederlegungen, Kundgebungen. Nach dem tödlichen Messerangriff am späten Mittwochvormittag kommen noch immer Tag für Tag zahlreiche Menschen zum Trauern an den Tatort in Aschaffenburg. Während der Tatverdächtige, ein 28-jähriger Afghane, mittlerweile in einer Psychiatrie untergebracht ist, steht die nordbayerische Stadt weiterhin bundesweit im Fokus. Schon kurz nachdem ein kleiner Junge und ein Mann im Park Schöntal mitten in der Innenstadt niedergestochen und drei Menschen teils schwer verletzt wurden, ist das Verbrechen zum umstrittenen Wahlkampfthema geworden.

Am Sonntag stand im großen Rahmen wieder das Gedenken an die Opfer im Vordergrund – bei einem ökumenischen Gottesdienstdienst in der Stiftskirche St. Peter und Alexander, gut einen Kilometer vom Tatort entfernt.

Bischof Jung: Alle stehen zusammen

"Es ist eine schwere Zeit, aber wir haben zusammengestanden", so der Aschaffenburger Stiftspfarrer Martin Heim während des Gottesdienstes, der vom evangelisch bayerischen Landesbischof Christian Kopp und dem katholischen Würzburger Bischof Franz Jung geleitet wurde. Jung erinnerte daran, dass heute alle Menschen in Deutschland, unabhängig von ihrer Konfession, zusammenstehen.

Bischof Kopp: Lassen uns das Ziel einer friedlichen Gesellschaft nicht nehmen

Die Tat sei vollkommen unmenschlich, sagte Kopp: "Wie kann es sein, dass ein Mensch ein unschuldiges Kind angreift? Ein Erwachsener gegen ein kleines Kind: Das ist so abgründig, dass es tiefer kaum noch geht." Jedes Kind bedeute heiliges Leben, das niemals gewaltsam zerstört werden dürfe.

Kopp betonte aber ebenfalls, wie wichtig es sei, weiterhin zuversichtlich zu sein: "Wir lassen uns das Ziel einer friedlichen und gewaltfreien Gesellschaft nicht nehmen. Wir lassen uns unsere Entscheidung für die Nächstenliebe nicht nehmen von einer Person, die psychisch krank war, auch nicht von denen, die diese Tat für das Spalten unserer Gesellschaft nutzen wollen."

Glockenläuten zur Tatzeit um 11.45 Uhr

Unter den Teilnehmenden waren auch Vertreter der islamischen Glaubensgemeinschaft Ahmadiyya. Der Imam der Aschaffenburger Ahmadiyya-Gemeinde, Zischan Mehmood, wurde von Stiftspfarrer Heim ausdrücklich begrüßt.

"Wir sind zutiefst betroffen, als wäre unser eigenes Kind gestorben. Der Islam lehrt uns, dass die gesamte Menschheit eine Familie ist. Die Opfer waren Teil unserer Menschheitsfamilie", sagte Mehmood. Er warnte davor, solche Taten zu instrumentalisieren – "für einen Wahlkampf, der mit Ängsten und Emotionen spielt". Für diese Worte erhielt der Imam Beifall. Mehrere Tage nach der Bluttat hatten am Samstag in Aschaffenburg und Fürth tausende Menschen gegen einen drohenden Rechtsruck demonstriert.

Während der Tatzeit, zwischen 11.45 Uhr und 11.50 Uhr, wurde die Trauerfeier unterbrochen: Die Glocken aller Aschaffenburger Kirchen läuteten für fünf Minuten.

Söder und Faeser vor Ort

Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) besuchten die Gedenkfeier.

Der Ministerpräsident richtete seine Worte an die Angehörigen der Opfer: "Narben verheilen nie ganz." Er fühle mit den Betroffenen und versuche, Trost zu spenden. Die Tragödie tue sehr weh, da ein unschuldiges Kind und ein Helfer aus der Gemeinschaft gerissen worden seien. Seine größte Angst im Leben sei, dass seinen eigenen Kindern etwas zustößt, sagte Söder, der zudem betonte: "Das Gute und Böse sind keine Frage von Herkunft oder Glauben. Alle Kinder dieser Welt haben Liebe verdient."

Bereits vor der Feier hatten Söder und Faeser den Tatort aufgesucht. Beide legten dort Kränze nieder.

Opfer war selbst Vater von kleinen Kindern

Unterdessen hat die evangelisch-lutherische Kirche in Bayern weitere Details bekannt gegeben: Der getötete 41-jährige, der den Täter aufhalten wollte und seinen Mut mit dem Leben bezahlte, sei Mitglied einer evangelischen Kirchengemeinde in Aschaffenburg gewesen und hatte selbst kleine Kinder. Ministerpräsident Söder nannte dessen Namen: Kai-Uwe Danz. Posthum wolle er ihm die bayerische Rettungsmedaille verleihen.

Auf einer Treppe am Eingang zum Park Schöntal stehen zahlreiche Kerzen zum Gedenken an die Opfer des Anschlags.
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Vier Tage nach dem tödlichen Messerangriff in Aschaffenburg mit zwei Toten will die Stadt in einer zentralen Trauerfeier der Opfer gedenken.

Hinweis der Redaktion: In der ursprünglichen Version des Artikels hatte es geheißen, der getötete Zweijährige habe der Aschaffenburger Ahmadiyya-Gemeinde angehört. Dies trifft nicht zu. Wir haben den Artikel deshalb aktualisiert.

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