Antonia Pfeiffer hat an diesem Mittwochabend eine glühende Herausforderung – sie ist weder Eisverkäuferin noch Bademeisterin und muss trotzdem heute eine Gruppe von 30 schwitzenden Menschen durch die schwül-heiße Innenstadt von Aschaffenburg führen. Das Thermometer zeigt 32 Grad. Antonia Pfeiffer ist die Klimaanpassungsmanagerin der Stadt.
Zusammen mit den Teilnehmenden erkundet sie das Stadtgebiet und zeigt an Beispielen auf, vor welche Herausforderungen Grünflächen und Gewässer hier gestellt sind, wo es Klima-Hotspots und Klima-Oasen gibt. Und vor allem, wie sich die zunehmende Hitze auf die Menschen in der Stadt auswirkt und wie sie damit umgehen können. Denn Aschaffenburg schneidet beim "Hitze-Check" der Deutschen Umwelthilfe (DUH) ziemlich schlecht ab.
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Aschaffenburg: Genügend Grün und trotzdem heiß
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat für ihr Ranking deutsche Städte mit über 50.000 Einwohnern analysiert. Es ging um den Anteil an mit Beton und Asphalt versiegelter Fläche sowie den Anteil an Grünvolumen. Von letzterem hat die Stadt Aschaffenburg am Untermain eigentlich seit jeher reichlich mit dem Schöntal-Park und der Fasanerie in der Stadt und dem Schönbusch-Park am Stadtrand. Doch dazwischen auch sehr viel Beton. Die Hälfte der Stadtfläche ist laut dem "Hitze-Check" der DUH zu 50 Prozent versiegelt, also bebaut oder geteert. Damit liegt Aschaffenburg im Ranking auf Platz 8 der heißesten Städte Bayerns.
Bayerischer Untermain zählt zu heißesten Regionen
Von einer Sprecherin der Stadt heißt es auf Nachfrage von BR24, dass sich Aschaffenburg aufgrund seiner geografischen Lage immer schon durch höhere Temperaturen im deutschlandweiten Vergleich auszeichnet. Allein im vergangenen Jahr habe es in Aschaffenburg 27 Tage mit Temperaturen über 30 Grad gegeben, erklärt Klimaanpassungsmangerin Antonia Pfeiffer. Der gesamte bayerische Untermain gehört bundesweit zu den heißesten Regionen.
Aschaffenburg will mehr Grün schaffen
Die Stadt will langfristig gegensteuern und mehr Grün schaffen. Eine Klimaanpassungsstrategie sieht die Begrünung von Dächern und Fassaden, mehr Grünflächen und das Pflanzen von 1.000 Bäumen vor. Und auch mehr "blau" soll der Abkühlung von Mensch und Luft dienen, etwa durch die Entwicklung von Wasserspielen und zehn öffentliche Trinkwasserbrunnen.
Dazu will die Stadt die Verwendung von durchlässigen Materialien bei Sanierungen und Neubauten fördern, und die Menschen in der Stadt besser aufklären und für das Thema sensibilisieren. Des Weiteren soll es eine Bewässerungsstrategie für das Stadtgrün als Erweiterung des Schwammstadt-Prinzips geben.
Schweinfurt schneidet noch schlechter ab
Im ebenfalls durch die Umwelthilfe als "schlecht" bewerteten Schweinfurt gibt es immerhin 330 Hektar öffentliche Grünflächen und 25.000 Bäume. In den vergangenen zehn Jahren seien laut Angaben der Stadt 30 Hektar neu dazugekommen. Trotzdem rangiert die Industriestadt auf Platz vier der heißesten Städte in Bayern mit einer Flächenversiegelung von fast 55 Prozent und etwas weniger Grün als in Aschaffenburg.
Doch immerhin plant die Stadt bereits gegenzusteuern: in den kommenden Jahren sollen laut der Stadt Schweinfurt nochmals 30 Hektar Grünfläche dazukommen – etwa im Bürgerpark. Die Hitzeschutz-Maßnahmen würden unter anderem die Grün-Blaue Infrastruktur im Gewerbegebiet Maintal, das Monitoring der Wasserversorgung der Stadtbäume mittels Sensoren und das Begrünungskonzept in der Innenstadt mit Baumkübeln umfassen.
Würzburg setzt auf Hitzeaktionsplan
Etwas besser im Ranking steht Würzburg da. Zwar stehen die Ampeln im "Hitze-Check" sowohl bei der Versiegelung als auch bei den Grünflächen auf orange, aber die Stadt bemüht sich weiter in den grünen Bereich zu rücken. Gelingen soll das mit einem Hitzeaktionsplan, den die Stadt seit 2023 zusammen mit dem Landkreis Würzburg verfolgt. Kurzfristige Maßnahmen, die laut Stadt bereits umgesetzt sind, sind beispielsweise die Aktivierung bzw. Neuschaffung von Trinkbrunnen, Refill-Konzepte in Zusammenarbeit mit dem Einzelhandel oder Sichtbarmachen der Hitzewarnungen des Deutschen Wetterdienstes zum Beispiel an Straßenbahn- und Bushaltestellen.
Bürgerinnen und Bürger sind gefragt
Im Jahr 2024 will die Stadt Würzburg das Trinkwassernetz weiter ausbauen, Flyer zum Umgang mit Hitze in mehreren Sprachen verteilen und mehrere Vorträge halten, heißt es Anfrage von BR24. Zudem fließe der Themenkomplex Hitzeanpassung auch kontinuierlich in die Bauleitplanung und in Stadtentwicklungsprojekte mit ein.
Auch beim Klimarundgang in Aschaffenburg betont die Klimaanpassungsmanagerin Antonia Pfeiffer, dass Bürger gerade mit der Gestaltung ihrer Gärten und Dächer viel zum Stadtklima beitragen können. "Je mehr grün, desto besser", sagt sie.
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