Teilnehmende spannen ihre Regenschirme auf.
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In Dinkelsbühl versammelten sich rund 2.500 Menschen, die sich für den Erhalt ihres Krankenhauses einsetzten.

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Mahnwache: Kliniken in Dinkelsbühl und Rothenburg vor dem Aus?

Mahnwache: Kliniken in Dinkelsbühl und Rothenburg vor dem Aus?

Die Kliniken in Dinkelsbühl und Rothenburg im Landkreis Ansbach stehen vor dem Aus. Die Anzeichen für eine Schließung verdichten sich. Gestern haben die Klinik-Fördervereine zu einer wohl letzten Mahnwache aufgerufen – mit hunderten Regenschirmen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Keine 24-Stunden-Notfallversorgung mehr – dieses Szenario droht den beiden ANregiomed-Krankenhäusern in Rothenburg und Dinkelsbühl im Landkreis Ansbach.

Die beiden Krankenhaus-Fördervereine Rothenburg und Dinkelsbühl hielten deshalb am Sonntag eine gemeinsame Mahnwache unter dem Motto "Lasst uns nicht im Regen stehen, wir brauchen unsere Krankenhäuser als Schutz und Schirm!" ab. Knapp 2.500 Menschen versammelten sich mit aufgespannten Regenschirmen in Dinkelsbühl. Rund 1.500 Teilnehmende waren es in Rothenburg.

Kreistag-Mitglieder sprechen sich für Krankenhaus-Schließungen aus

"Die womöglich letzte Aktion", sagt Petra Ziegler, Vorsitzende des Krankenhaus-Fördervereins Dinkelsbühl, dem Bayerischen Rundfunk. Denn: Seit vergangenem Freitag scheint klar, was monatelang im Raum stand: Die Schließung der beiden Kliniken. Hintergrund ist eine entsprechende Stimmungsabfrage in einer nicht-öffentlichen Ansbacher Kreistagssitzung am vergangenen Freitag. Diese hatte ergeben, dass sich die meisten Mitglieder für eine Klinikschließung an den beiden Standorten aussprächen. "Diese Abfrage kann als Vorentscheidung gesehen werden", heißt es noch am Freitag von Dinkelsbühls Oberbürgermeister Christoph Hammer (CSU) im Gespräch mit BR24.

Verbindliche Entscheidung am 19. Februar

Eine verbindliche Entscheidung über die Zukunft kann allerdings nur in der nächsten ANregiomed-Verwaltungsratssitzung am 19. Februar getroffen werden, so CSU-Kreisrat und Mitglied des Verwaltungsrats Christoph Hammer. Dennoch sei wegen überschneidender Mitglieder von Kreistag und ANregiomed-Verwaltungsrat das von Landrat Jürgen Ludwig (CSU) am vergangenen Freitag abgefragte Stimmungsbild richtungsweisend. "Es war ein Herantasten, wie die Leute wohl abstimmen würden. Die Emotionen, was dieses Thema betrifft, sind in den vergangenen Monaten, auch bei unserem Landrat, verloren gegangen. Er setzt sich zu wenig für den Erhalt der Krankenhäuser ein", so Hammer, dessen Antrag auf eine öffentliche Sitzung und namentliche Abstimmung abgelehnt worden war.

Große Sorge um fehlende 24-Stunden-Notfallversorgung

Auch am Sonntag zeigte sich Hammer während der Mahnwache enttäuscht, aber kämpferisch: "Wir kämpfen bis zum Schluss. Wir wollen dieses Krankenhaus hier erhalten." Auch Rothenburgs Oberbürgermeister Markus Naser (parteilos) wird deutlich: "Wenn es dieses Klinikum nicht mehr gibt, dann haben die Leute hier Fahrtzeiten zum nächsten Klinikum von knapp 40 Minuten. Wenn es um Schlaganfälle oder Herzinfarkte geht, ist das nicht hinnehmbar."

"Wir haben klare Fakten und Zahlen geliefert"

Michaela Ebner, Vorsitzende des Rothenburger Krankenhaus-Fördervereins Mediroth, findet ebenfalls klare Worte: "Wir haben klare Fakten und Zahlen geliefert, wie sich die Situation darstellt. Und dann ist das schon schwer vermittelbar, wenn man sagt, man macht Rothenburg und Dinkelsbühl jetzt zu." Damit ging Ebner auf das hohe Defizit von ANregiomed ein.

Dinkelsbühls Rathauschef Hammer erklärte hierzu: "Wir haben drei Krankenhäuser Ansbach, Rothenburg und Dinkelsbühl. Die erwirtschaften momentan ein Defizit von knapp 22 Millionen Euro. Dinkelsbühl hatte letztes Jahr ein Defizit von 3,5 Millionen Euro, Rothenburg von 5,2 Millionen Euro. Warum opfern wir dann diese Krankenhäuser?" Damit spielte Hammer auf das Ansbacher Krankenhaus an, das als "echtes" Krankenhaus erhalten bleiben soll.

Sechs Szenarien zu Einsparungsmöglichkeiten

Der Klinikverbund ANregiomed hatte Ende vergangenen Jahres sechs Szenarien veröffentlicht, die die Zukunft der drei Standorte mit verschiedenen Einsparungsmöglichkeiten vorstellen. Das drohende fünfte Szenario, das in der Abstimmung im Kreistag am Freitag abgefragt wurde, sieht dabei vor, dass die stationäre Krankenhausversorgung in Dinkelsbühl und Rothenburg durch eine sogenannte "intersektorale Versorgung" ersetzt wird, was gleichzeitig bedeutet: Keine 24-Stunden-Notfallversorgung mehr.

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