Diedorf Anfang Juni: Eine Straße, eine Einfahrt zu einem Haus und ein Sportplatz sind überschwemmt.
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Die Diedorfer wollen Überschwemmungen wie dieses Jahr im Juni nicht noch einmal erleben, deshalb machen sie bei der Gemeindespitze Druck.

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Nach Hochwasser im Landkreis Augsburg: Bürger machen Druck

Nach Hochwasser im Landkreis Augsburg: Bürger machen Druck

Die Gemeinde Diedorf war besonders schwer vom Juni-Hochwasser betroffen. Deshalb fordern die Bürger dort schnell mehr Schutz vor Überschwemmungen. Die Gemeindespitze erklärt, warum das alles nicht so leicht sei. Verständnis erntet sie dafür nicht.

Über dieses Thema berichtet: Bayernmagazin am .

Welche Rolle hat ein Dammbruch an einem Teich beim Hochwasser gespielt; wie kann unser Ort künftig besser vor einer plötzlichen Flutwelle geschützt werden? Darum ging es bei einer Versammlung, zu der die Marktgemeinde Diedorf bei Augsburg eingeladen hatte. 200 Bürger sind gekommen. Sie haben Bürgermeister Peter Högg, Vertreter des Wasserwirtschaftsamt und des Landratsamts Augsburg aufgefordert, zu handeln - und zwar schnell.

Dammbruch löst folgenschwere Flutwelle in Diedorf aus

Viele von ihnen waren betroffen vom Hochwasser, etliche haben jetzt noch mit der Beseitigung der Schäden an den Häusern zu kämpfen. Die Überflutung am ersten Juniwochenende sei der "worst case" gewesen, sagte ein Experte eines Ingenieurbüros, weil am Oberlauf des Anhauser Baches ein Damm an einem Fischteich gebrochen und schlagartig das Wasser in einer Flutwelle geflossen sei. Ein Anwohner schilderte dem BR, das durch die Wucht des Wassers schwere landwirtschaftliche Anhänger und Walzen einfach mitgerissen worden seien.

Diedorfer haben klare Forderungen - und sind wütend

Konkret wollten die Bürger wissen, was die Gemeinde nun tun werde. Viele Diedorfer würden sich, das wurde deutlich, unter anderem im Tal des Anhauser Baches ein Querbauwerk an der Ortsmarke "Webers Brünnele" wünschen, das bei drohendem Hochwasser die Fluten abpuffern soll. Doch das dauere, bis alle Prüfungen erfolgt seien, betonte eine Mitarbeiterin der Gemeinde.

Vielen Bürgern geht das angesichts immer wieder drohender Starkregenereignisse nicht schnell genug. Dementsprechend kochte die Stimmung am Abend immer wieder hoch: "Wir haben in den letzten 20 Jahren zweimal hundertjähriges Hochwasser hier gehabt", sagte eine Bürgerin, "wir brauchen jetzt von Ihnen Hinweise, wie wir uns darauf einstellen können." Ein anderer Zuhörer fordert die Gemeindespitze auf, zu handeln: "Was muss denn noch alles passieren, damit Ihr aufwacht und mal den Geldbeutel aufmacht und für einen vernünftigen Schutz sorgt? Ich bin Steuerzahler, ich bestehe drauf, dass da endlich was passiert, macht was Gescheites!"

Bürgermeister versucht, die Bürger zu beschwichtigen

Diedorfs Bürgermeister Peter Högg ("Wir für Diedorf") versuchte, die Wogen zu glätten. Allerdings mit wenig Erfolg. Die Gemeinde habe nur begrenzte Mittel zur Verfügung, man müsse versuchen, eine umsetzbare Lösung zu finden. "Aber wir werden das Geld in die Hand nehmen", etwa um die notwendigen Flächen für den Hochwasserschutz zu erwerben.

Es sei alles nicht so einfach, gerade in einem Gebiet wie Diedorf, wo sich ein Landschaftsschutzgebiet ans nächste reihe, warf eine Mitarbeitern der Stadt ein. Etliches an Verzögerung sei dadurch bedingt, dass von Anwohnern oder Verbänden gegen die Hochwasserschutzpläne der Gemeinde geklagt werde. "Wir haben das Heft des Handelns nicht allein in der Hand", erklärte Anna Röder vom Markt Diedorf, "aber wir sind dran".

Erster Erfolg der Diedorfer Bürger

Eine gute Nachricht sei, so Röder, dass die Gemeinde jetzt die von Bürgern geforderten digitalen Pegel am Anhauser Bach einführen werde, um rascher auf ein heranrollendes Hochwasser reagieren zu können. "Wir holen gerade Angebote ein, das wird kommen", sagte Röder. Bislang hat die Feuerwehr die Wasserpegel an Messstäben im Fluss abgelesen. Beim Juni-Hochwasser war das aber zuletzt nicht mehr möglich, weil der Zufahrtsweg überschwemmt war.

Die Interessensgemeinschaft "Hochwasserschutz für Diedorf und Anhausen" hat am Abend unter Berufung auf die Bayerische Gemeindeordnung direkt auf der Bürgerversammlung zwei Anträge eingereicht. Zum einen soll am bisherigen Rückhaltebecken der Ablauf verringert werden, um einen besseren Abfluss für das Wasser aus dem Anhauser Bach zu erreichen. Zum anderen soll die Gemeinde in einem beschleunigten Verfahren das lange geplante Querbauwerk im Anhauser Tal auf den Weg bringen. Die Gemeinde hat nun drei Monate Zeit, die Anträge zu bearbeiten.

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