Insgesamt hat die Gastronomen-Familie Glawe in Nürnberg drei Gasthäuser mit zwei Biergärten, beschäftigt dafür acht bis zehn Festangestellte und rund 30 Aushilfen. Doch nach Corona und dem Lockdown seien viele Fachkräfte in andere Branchen abgewandert, klagt Joachim Glawe. Dabei läuft das Geschäft gut. Die Kundschaft schätzt das Landbierparadies-Konzept mit typisch fränkischer Küche und einer Vielzahl fränkischer Biere.
Aushilfen hat Joachim Glawe genug. Studenten und Schüler haben jetzt in der Biergartenzeit mitgearbeitet. Es kommen auch immer wieder Bewerbungen rein. Doch das Fachpersonal fehlt.
So sucht er dringend nach Gaststättenleitern, die verantwortlich sind für Bestellungen, Abläufe und Abrechnungen. Die Koordination verschiedener Aufgaben und die Personalführung erfordere einschlägige Kenntnisse und Erfahrung, so Glawe. Auch fehlt es an gelernten Köchen.
Prämien als Anreize
Mit seinen 37 Jahren einschlägiger Berufserfahrung hat er sich einen möglichen Lösungsansatz einfallen lassen, um an Personal zu kommen: Er zahlt 1.500 Euro für die Vermittlung eines Mitarbeiters, der sich bewährt. Der neue Mitarbeiter selbst erhält nach der Probezeit eine Prämie von 2.000 Euro.
"Wir sind auch der Meinung, dass ein Mitarbeiter, der ein halbes Jahr bei uns dann arbeitet und mit dem wir auch zufrieden sind und er auch zufrieden mit der Stelle ist, dass wir da gerne 2.000 Euro dafür ausgeben." Joachim Glawe, Landbierparadies
Die Idee könnte Früchte tragen. Laut Glawe haben sich schon "der ein oder andere beworben". Was daraus wird, müsse man abwarten. Die Interessenten hatten andere Jobs und müssen sich auch an Kündigungsfristen halten. Ein Koch allerdings habe am 1. September neu angefangen.
Gaststättenverband sieht Vor- und Nachteile
Der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband, kurz Dehoga, sieht die Idee der Nürnberger Gastrofamilie Glawe mit Prämienzahlungen für neue Fachkräfte und für deren Vermittler differenziert. Für die neuen Mitarbeitenden sei die Zahlung einer Einmalprämie nach bestandener Probezeit "eher eine Einzelfalllösung", so Dehoga-Landesgeschäftsführer Thomas Geppert auf BR-Anfrage. Die meisten Restaurants und Gaststätten würden davon absehen. In vielen Betrieben würde "stattdessen das Gehalt angepasst, wovon der Mitarbeiter langfristig profitiert", so Geppert.
Prämien für die Vermittlung neuer Fachkräfte in Hotels und Gaststätten zu bezahlen, habe sich dagegen mittlerweile bewährt. "Die Unternehmen machen damit gute Erfahrungen", sagt der Dehoga-Landesgeschäftsführer. Der Arbeitsplatz würde authentisch beschrieben, die Motivation im Team steige, und eine Vermittlungsprämie zu bezahlen sei billiger als Anzeigen zu schalten.
Kreativität auf dem Arbeitsmarkt gefragt
In Zeiten des Mitarbeitermangels lassen sich Unternehmer immer wieder ungewöhnliche Lösungsansätze einfallen. Im Bayerischen Wald wirbt ein Wellness-Hotel um ältere Arbeitnehmer und Rentner. Im Handwerk hat ein Nürnberger Metzger zwei Azubis aus Vietnam über eine Vermittlungsagentur aus Regensburg gewinnen können.
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