Gleich nach dem Anschlag in Solingen war es angekündigt worden: Die Sicherheitsmaßnahmen beim Münchner Oktoberfest werden verschärft. Jetzt werden immer mehr Details bekannt.
Verstärkte Suche nach Messern
Bei den Kontrollen an den Eingängen zum Münchner Oktoberfest werden heuer auch Metalldetektoren eingesetzt. Dabei handle es sich nicht um "große Kisten", durch die man hindurchgehen müsste, sondern um Handgeräte, erklärte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk. Denn in Anbetracht der Ereignisse in Solingen achte man verstärkt darauf, dass Besucher keine Messer auf das Gelände mitnehmen.
Außerdem werde man die Ordner aufstocken und gegebenenfalls auch "Verdachtspersonen" abtasten lassen. Auf dem öffentlichen Raum vor den Eingängen dürfe das zwar eigentlich nur die Polizei, so Reiter. Man habe das aber "pragmatisch gelöst" und den Bereich ebenfalls als Festgelände definiert. Somit dürften auch die eigenen Sicherheitskräfte dort Oktoberfest-Besucher abtasten.
OB Reiter: "Bestmögliche Sicherheit bieten"
Konkrete Hinweise auf eine Gefährdungslage beim Oktoberfest gebe es aktuell nicht, versicherte der Oberbürgermeister dem BR. Das sei in Solingen aber auch nicht der Fall gewesen. Doch leider sei zuletzt die Zahl derer, die "durchdrehen", deutlich gestiegen.
Deswegen wolle man auch die "bestmögliche Sicherheit bieten". Von einer "abstrakten Gefährdungslage" durch den islamistischen Terrorismus in Bayern insgesamt spricht Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Die Sicherheitsbehörden seien höchst wachsam, jedem Hinweis werde akribisch nachgegangen.
Schon seit 2009 Oktoberfest-Gelände zusätzlich gesichert
Auch in der Vergangenheit hatte es im Vorfeld des Oktoberfestes Terrorbefürchtungen gegeben: Nach einem Video des islamistischen Terrornetzwerks Al-Qaida mit Wiesn-Bezug wurde das Festgelände 2009 mit Lastwagen gegen Angriffe gesichert. Außerdem wurden Sperrringe gezogen, die bis heute Gültigkeit haben. So dürfen zum Beispiel nur Anwohner mit dem Auto in die Zone um das Festgelände fahren.
Nach Lastwagen-Anschlägen in Nizza, Berlin, London und Barcelona wurden die Sicherheitsvorkehrungen für die Wiesn 2016 und 2017 weiter angepasst und das Gelände komplett umzäunt. Die Zufahrten versperren inzwischen Poller und Pflanzenkübel aus Beton. Fahrer und Mitfahrer von Lieferwagen werden einer Sicherheitsüberprüfung unterzogen. Die Fahrzeuge werden stichprobenartig kontrolliert.
Längere Wartezeiten an Wiesn-Eingängen erwartet
Taschen und Rucksäcke mit mehr als drei Liter Volumen dürfen nicht mitgenommen werden. Messer und Glasflaschen sind verboten. Über dem Gelände gelten Flugverbote, auch für Drohnen. Mehr als 50 Videokameras helfen bei der Überwachung. Polizeibeamte sind mit Bodycams unterwegs. Im vergangenen Jahr waren rund 600 Polizisten und an die 2.200 Ordner im Einsatz. Zahlen für dieses Jahr wollen Polizei und Kreisverwaltungsreferat Mitte nächster Woche vorstellen.
Die nun geplanten verschärften Kontrollen werden wohl zu längeren Wartezeiten an den Eingängen führen, so der OB im BR-Gespräch. Aber das sei "eine bessere Sicherheit auf jeden Fall wert".
Mit Material von dpa
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