Dass ein Festakt verschoben werden muss, kommt schon mal vor. Dass Verzögerungen bei der Postzustellung der Grund dafür sind, ist eher selten. Genau das ist allerdings in Freyung im Landkreis Freyung-Grafenau passiert.
1.000 Einladungen nicht angekommen
Am 3. Dezember 1953 wurde Freyung zur Stadt erhoben. Das 70-jährige Jubiläum hätte jetzt im Kursaal groß begangen werden sollen – unter anderem mit einem Gottesdienst und der Festrede, gehalten von Uwe Brandl, dem Präsidenten des Bayerischen Gemeindetags. Die Freyunger Stadtverwaltung hatte dazu per Post mit Stempel vom 16. November etwa 1.000 Einladungen verschickt.
Anfang der Woche habe man bemerkt, dass diese nur ganz vereinzelt angekommen seien, so Stadtsprecher Michael Pradl zum BR. Auch die Freyunger Lokalredaktion der Passauer Neuen Presse – Luftlinie nur 300 Meter vom Rathaus entfernt – hat die Einladung erst am heutigen Mittwoch bekommen und die ungewöhnliche Geschichte als erste veröffentlicht (externer Link, möglicherweise Bezahl-Inhalt).
Stellungnahme der Post steht noch aus
Das Problem liegt bei Zustellungsschwierigkeiten der Deutschen Post, so Pradl. Wo genau die Verzögerung entstanden sei, habe ihm ein Postsprecher nicht erklären können. Weil es sich nicht um Einschreiben handle, sei es auch schwierig, nachzuvollziehen, wo die Einladungskarten gerade liegen. Der BR hat die Pressestelle der Post um eine Stellungnahme gebeten. Sie liegt noch nicht vor.
Wie auch immer: Das Stadtjubiläum wird auf kommendes Jahr verschoben. Ein genauer Termin steht noch nicht fest. Pradl: "Für uns ist das natürlich sehr unangenehm. Und aufwendig: Wir müssen über unsere Verteiler – sozusagen auf dem kleinen Dienstweg – alle angeschriebenen Gäste auf dem Laufenden halten. Die Absage des Termins am Sonntag war nicht das große Problem." Es sei übrigens eine Wiederholung der Geschichte, so der Stadtsprecher. Die Stadterhebung Freyungs fand zwar im Dezember 1953 statt, wurde aber auch erst im Juni 1954 offiziell gefeiert – dazu würde die Verschiebung also zumindest passen.
Vermehrt Probleme bei der Deutschen Post
Die Deutsche Post hatte in letzter Zeit mehrfach Probleme. So gab es immer wieder Vorfälle, bei denen Postboten die Sendungen nicht korrekt zugestellt haben, sondern einfach verschwinden ließen – zuletzt in München, Bayreuth und in den Landkreisen Regensburg und Fürstenfeldbruck. Außerdem wollte die Deutsche Post das Briefporto vorzeitig erneut erhöhen, scheiterte mit diesem Plan aber. Derzeit wird diskutiert, ob die Postzustellung künftig nur noch an fünf Tagen in der Woche möglich sein wird oder ob die Post Standardbriefe langsamer zustellen darf.
Grundsätzlich gilt laut Verbraucherzentrale: Die Deutsche Post AG ist gesetzlich dazu verpflichtet, dass im Jahresdurchschnitt 80 Prozent der Briefsendungen in Deutschland am nächsten Tag ankommen. Nach zwei Tagen müssen 95 Prozent der Briefsendungen ausgeliefert werden.
Bundesnetzagentur verzeichnet Anstieg der Beschwerden
Die Bundesnetzagentur ist mit dem Verbraucherservice Post und der Schlichtungsstelle Post Anlaufstelle für Bürgerinnen und Bürger, die mit ihren Anliegen beim Postunternehmen kein Gehör gefunden haben. Sie antwortet auf BR-Anfrage: "Die Postversorgung in Deutschland ist sehr zuverlässig und leistungsfähig. Allerdings treten regional immer mal wieder Probleme auf, die für die Betroffenen deutlich spürbar sein können. Insbesondere im zweiten Halbjahr 2022 gab es einen steilen Anstieg der Eingaben, die bei der Bundesnetzagentur eingegangen sind. Auch in diesem Jahr liegt die Zahl der Eingaben auf einem konstant erhöhten Niveau. Ein Rückgang der Gesamtzahl der Beschwerden im Vergleich zum Vorjahr konnte daher bisher nicht verzeichnet werden."
Anhaltende Zustellmängel in manchen Regionen
Die bei der Bundesnetzagentur eingehenden Eingaben seien bisher immer ein zuverlässiger Indikator für Probleme bei der Postversorgung gewesen, heißt es weiter. Nach Erfahrung der Bundesnetzagentur liegen meist signifikante Mängel bei der Postversorgung vor, wenn sie eine regionale oder lokale Beschwerdehäufung feststellen. Insbesondere die Beschwerden über Zustellprobleme beziehen sich häufig nicht nur auf einen Mangel bei einer einzelnen Sendung, sondern schildern anhaltende Zustellmängel, heißt es. Diese Eingaben beziehen sich also auf eine größere Zahl von Sendungen, die nicht oder deutlich verspätet zugestellt worden sind.
Aus den Zonen mit der Postleitzahl 8 und 9 am Anfang sind bis Ende Oktober 2023 insgesamt 3.841 Meldungen bei der Bundesnetzagentur eingegangen. Aus dem Postleitzahlbereich 94078 - dem der Stadt Freyung - waren es bis Ende Oktober 2023 zwei Eingaben.
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