Nach mutmaßlich rassistischen Vorfällen bei Faschingsveranstaltungen in Bayern ermittelt die Polizei nun auch in Niederbayern und der Oberpfalz - unter anderem geht es um den Verdacht auf Volksverhetzung. Hängen die Vorfälle zusammen? Und was hat ein TikTok-Trend damit zu tun?
"Ausländer raus"-Rufe bei Kinderfasching in Niederbayern
Wie die Polizei am Freitag mitteilte, sollen am Sonntag beim Kinderfasching in einer Diskothek in Geiersthal im Landkreis Regen "ausländerfeindliche" Ausrufe zu hören gewesen sein. Verdächtige seien bisher nicht identifiziert worden. Ermittelt werde wegen des Verdachts auf Volksverhetzung.
Die deutlich hörbaren Rufe sollen aus der Menge gekommen sein. Der Passauer Neuen Presse liegt nach eigenen Angaben ein Video der Veranstaltung vor, in dem mehrfach der Ruf "Ausländer raus" zu hören ist. Jetzt sucht die Polizei nach den Tätern. Dabei hofft die Polizei auf Hinweise von Zeugen.
Rassistische Rufe auch bei Faschingszug in der Oberpfalz
Auch in der Oberpfalz ermittelt die Polizei nach einem möglichen rassistischen Vorfall – dort bei einem Faschingszug. Wie das Polizeipräsidium der Oberpfalz am Freitag mitteilte, habe sich ein 31-Jähriger nach dem Faschingszug bei der lokalen Presse gemeldet. Laut seiner Aussage soll eine Gruppe von Zuschauern am Rande des Zugs die bereits genannte nationalistische Parole zu dem Lied "L‘Amour Toujours" von Gigi D’Agostino skandiert haben.
Die Polizei sucht nun Zeugen des Vorfalls. Eine offizielle Anzeige sei noch nicht eingegangen, es werde auf Eigeninitiative von Staatsanwaltschaft und Kripo Amberg ermittelt. Gesucht werden Menschen, die während des Zugs in der Nähe der Kirchstraße und des dortigen Ortsweihers waren und entsprechende Parolen mitbekommen haben. Die Polizei bittet auch den 31-jährigen Zeugen, der sich gegenüber der Presse geäußert hatte, sich bei der Polizei zu melden.
Ähnliche Vorfälle – zum selben Lied
Zuvor hatten ähnliche Vorfälle unter anderem in Landsberg am Lech in Oberbayern Ermittler auf den Plan gerufen. Auch hier sollen mehrere Menschen auf einem Zugwagen zu dem Lied von Gigi D'Agostino die betreffende fremdenfeindliche Parole skandiert haben. Die Polizei ermittelt wegen des Verdachts der Volksverhetzung und sucht nach Zeugen.
Und auch im Rheinland sollen zu dem Lied von Gigi D’Agostino Nazi-Parolen gesungen worden sein. In diesem Zusammenhang ermittelt die Kölner Staatsanwaltschaft gegen Besucher eines Musik-Clubs in Reichshof im Oberbergischen Kreis wegen des Verdachts der Volksverhetzung und des Verwendens verfassungsfeindlicher Symbole.
Neonazi-Hymne und Social Media-Trend
Auffällig ist, dass die fremdenfeindlichen Parolen meistens im Zusammenhang mit dem Lied "L’Amour Toujours" fallen. Dabei handelt es sich eigentlich um ein harmloses Liebeslied des italienischen DJs Gigi D'Agostino aus dem Jahr 1999. In rechtsextremen Kreisen hat es sich offenbar zu einer Art Neonazi-Hymne entwickelt.
Über die sozialen Netzwerke entwickelte sich zusätzlich eine starke Reichweite. Dass das Lied "L’Amour Toujours" mit rechtsextremen Parolen überlegt wird, dabei handelt es sich zum Beispiel auf der Plattform TikTok um einen Trend, so eine Sprecherin der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus Bayern zum BR. Der Popsong werde genutzt, um die betreffenden Parolen sagbarer zu machen. Dadurch sollen menschenfeindliche Ideen und rechtsextremes Gedankengut in der gesellschaftlichen Mitte verbreitet werden, so die Rechtsextremismus-Expertin.
Im Video: Ausländerfeindliche Parolen auf Faschingswagen im Landsberg
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