"Hier haben wir das erste Tier: Eine Erdkröte!", ruft Julia Hauer. Die 19-Jährige ist für einen Zaunabschnitt im Geisengrund, einem Gemeindeteil von Ansbach, zuständig. Mit ihrem Handschuh hebt sie vorsichtig eine etwa sieben Zentimeter lange Kröte aus dem Eimer. Die meiste Zeit des Jahres leben diese Amphibien in Wiesen und Wäldern. Doch im Frühling wandern sie los – und zwar zu dem Weiher, an dem sie geschlüpft sind. Im Fall dieses Exemplars ist es wohl einer der beiden Weiher im Geisengrund.
Ansbach: Größte Schutzaktion bayernweit
Auf einer Strecke von rund 18 Kilometern stellen die Helferinnen und Helfer im Landkreis Ansbach den Krötenschutzzaun auf. Das sei bayernweit die größte Aktion zum Thema Krötenschutz, bestätigt der Bund Naturschutz (BN). Michael Hauer von der BN Kreisgruppe Ansbach koordiniert das Ganze - die Aktion sei ein großer logistischer Aufwand. In erster Linie wolle man die Amphibien schützen, doch auch für die Autofahrer machen die Zäune die Straßen sicherer. Hauer schildert: "Wenn in einer Nacht 500, 600 Tiere wandern und ein Großteil davon überfahren wird, dann ist das wie Glatteis auf der Straße."
Krötenschutzzäune sorgen für stabile Tierpopulation
Im Laufe der Woche hat er zusammen mit vielen ehrenamtlichen Helfenden die Zäune hochgezogen. Ohne die Freiwilligen wäre die ganze Aktion kaum machbar, sagt Hauer. Zäune stehen immer dort, wo Straßen nah am Gewässer verlaufen. Neben dem Ansbacher BN baut die Straßenmeisterei der Stadt ebenso einen Teil der Zäune auf. Michael Hauer ist seit den 90er Jahren beim BN aktiv. Er ist überzeugt: In Gebieten, in denen schon seit Jahren Krötenschutzzäune stehen, ist die Population recht stabil. Hier im Landkreis funktioniert die Rettung der Tiere gut:
"In der Regel sind es immer über 50.000 Tiere – letztes Jahr war wirklich ein Spitzenwert, da hatten wir 70.000 Amphibien."
300 Kilometer Zaun bayernweit
Die Datenlage sei allerdings lückenhaft, erklärt der BN Bayern. Deshalb könne man nicht genau sagen, wie viele Tiere bayernweit jährlich gerettet werden. Schätzungen liegen bei rund 300.000 Amphibien. In ganz Bayern stelle man rund 300 Kilometer Zaun auf. Dieser wird so fixiert, dass die Kröten und Molche weder drüber hüpfen, noch darunter hindurchkriechen können. Stattdessen plumpsen sie in Eimer, die alle 20 Meter am Zaun in den Boden eingegraben sind.
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Kontrollen mehrmals täglich
Jeder Zaun hat eine oder mehrere Betreuungspersonen, so wie Julia Hauer. Für die Tochter von Michael Hauer ist es nicht das erste Jahr, in dem sie den Krötenzaun kontrolliert. Mindestens zweimal täglich, morgens und abends, kommt sie zur Kontrolle hierher:
"Zum einen weiß man, dass man was Gutes für die Tiere und die Umwelt tut und zum anderen ist es ja auch schön, so ein Spaziergang an der frischen Luft. Da wird man direkt wach nach dem Aufstehen."
In den Eimern: Erdkröten, Teich- und Bergmolche
Es sei immer eine Überraschung, wie viele und welche Tiere sie in den Eimern findet. Noch sind es einzelne Exemplare. Doch sobald die Nächte wärmer und feuchter werden, wird Hauer die Amphibien eimerweise zum Weiher schleppen. Besonders freut sie sich über den Bergmolch. Den erkennt sie an seinem orangefarbenen Bauch. Die auffällige Färbung hat der kleine Molch, um Fressfeinde abzuschrecken. "Aber ich finde eigentlich alle toll", sagt Hauer. Üblicherweise findet sie in ihren Eimern Erdkröten, Teich- und Bergmolche. Ab und an sind seltenere Amphibien wie die Knoblauchkröte mit dabei.
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Apell an Autofahrer: Runter vom Gas!
Überfahren zu werden, ist für die Amphibien ein qualvoller Tod. Wenn Autofahrer Rücksicht nehmen, dann ist es möglich, dass ein großer Teil der Tiere ihr Laichgewässer erreicht, betont Michael Hauer. Hauers Appell an Autofahrer lautet deshalb: Bitte unbedingt herunterbremsen, sobald ein Krötenschutzzaun in Sicht kommt. Das schütze im Zweifelsfall auch die ehrenamtlich Helfenden wie Julia. Sie trägt zwar eine Warnweste, wenn sie im Morgengrauen oder spätabends ihren Zaun absucht, doch auf die Rücksicht der Autofahrer hofft sie trotzdem.
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