Das Krankenhaus St. Josef in Schweinfurt
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Schließung Krankenhaus St. Josef: Orden weist Kritik zurück

Schließung Krankenhaus St. Josef: Orden weist Kritik zurück

Der Würzburger Orden der Erlöserschwestern wird kritisiert, weil er wegen möglicher Abtreibungen keine Trägerschaft mit dem Leopoldina-Krankenhaus der Stadt Schweinfurt eingehen will. Nun reagieren Orden und Krankenhausmitarbeiter.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Die Schließung des Schweinfurter St. Josefs-Krankenhauses ist weiterhin hoch umstritten. In Kommentaren wurde der Würzburger Orden "Kongregation der Schwestern des Erlösers" auch dafür kritisiert, dass er wegen Schwangerschaftsabbrüchen keine Trägerschaft mit dem städtischen Leopoldina-Krankenhaus Schweinfurt eingehen wollte. Nun begründet der Frauenorden seine Haltung.

Schwangerschaftsabbruch mit christlichen Werten unvereinbar

Auf Anfrage des Bayerischen Rundfunks schreibt Generaloberin Schwester Monika Edinger: "Von Anfang an war klar, dass wir als Ordensgemeinschaft (...) nicht in eine Krankenhausträgerschaft mit einem kommunalen Träger eingehen können. Als katholisches Krankenhaus sind wir den christlichen Werten und dem Kirchenrecht verpflichtet" In einer Einrichtung in der Trägerschaft der Kongregation könne daher kein Schwangerschaftsabbruch stattfinden.

Edinger weiter: "Seitens des Leopoldina- Krankenhauses wurde uns bestätigt, dass derzeit keine Schwangerschaftsabbrüche vorgenommen werden. Gleichzeitig hat die Stadt als kommunaler Träger bestätigt, dass ein kommunaler Träger Schwangerschaftsabbrüche nicht ausschließen darf."

Ausschlussgründe: Mögliche Abtreibungen und assistierte Suizide

In der Folge war ein "Zwei-Träger-Modell" entwickelt worden. Ein Gutachter kam jedoch zu dem Ergebnis, dass "eine langfristige Gesundheitsversorgung" nur mit einer "Ein-Trägerschaft" mit den beiden Standorten St. Josef und Leopoldina hätte funktionieren können. "In der nochmaligen Prüfung wurde wiederum bestätigt, dass ein grundsätzlicher Ausschluss von Schwangerschaftsabbruch für einen kommunalen Träger nicht möglich ist und auch juristisch nicht zu lösen ist", schreibt Edinger. Es sei aber auch um die Frage des assistierten Suizids gegangen. Würde er gesetzlich verankert werden, wäre das "ein weiteres Ausschlusskriterium für uns als Kongregation" gewesen.

Tatsache sei weiter gewesen, dass die Kongregation mit den Strukturvorgaben der Krankenhausreform das Krankenhaus St. Josef als alleiniger Träger aus wirtschaftlichen Gründen nicht hätte weiterführen können, so Edinger. Der Orden war fest davon ausgegangen, dass die Stadt Schweinfurt das Haus zum 1.1.2025 übernimmt. Die Absage im April kam für die Kongregation nach deren Aussage völlig überraschend.

Entscheidung für Ärztlichen Direktor des Krankenhauses nicht nachvollziehbar

Dr. Wolfgang Menger, der Ärztliche Direktor des Krankenhauses St. Josef, erklärt schriftlich: "Die Begründung ist – wenn man die Realität am Krankenhaus Leopoldina kennt – nicht nachvollziehbar. Im Umkehrschluss müsste man davon ausgehen, dass am Leopoldina-Krankenhaus keine christlichen Wertevorstellungen gelten. Außerdem meine ich, dass man sensible Bereiche in einem Ein-Träger-Modell hätte ausklammern können. Was ich allerdings akzeptiere ist, dass die Kongregation als alleiniger Träger aus finanziellen Gründen mittelfristig keine Zukunft gehabt hätte." Das Klinikum habe bis 2022 ausgeglichen gewirtschaftet. Auch in den Jahren davor habe es Gewinne erzielt. Es habe aber keinen einzigen effektiven Sanierungsansatz gegeben, um das erstmalige Defizit auszugleichen.

"Es wäre ein großer Segen, wenn es zum 31.12. nicht den schlecht vorbereiteten Cut gäbe", schreibt Menger. Er wünscht sich statt dessen, dass es unter der städtischen Trägerschaft – oder gemeinsam mit dem Landkreis und dem Bezirk Unterfranken – im Sinne einer Transformationsabwicklung weitergehen gehen könnte. "Das wäre auch ein positives Signal für die assoziierten Praxen ringsum.“

"Christliche Werte als Deckmantel"

Noch deutlicher kritisiert der Chefarzt der Viszeralchirurgie im Krankenhaus St. Josef Christoph Schmidt die Entscheidung. "Christliche Werte als Deckmantel zu benutzen, um sich seiner Verantwortung gegenüber 800 Mitarbeitern zu entziehen, ist geradezu absurd und lässt die gelebte Realität außer Acht. Es scheint eine Floskel zu sein, die letztlich die wahren Hintergründe verbergen soll." Ein wirklicher Wille, sich für die Mitarbeiter und die Gesundheitsfürsorge in Stadt und Landkreis einzusetzen, sei offensichtlich nie wirklich gewollt gewesen. "Ein Krankenhaus wie das St. Josef zu schließen, scheint im Augenblick absolut widersinnig zu sein, da in diesem Krankenhaus alle politischen Vorgaben zu den intersektoralen Verzahnungen zwischen Praxen, ambulanter und stationärer Versorgung seit über 15 Jahren gelebt werden. Die baulichen Gegebenheiten mit anhängigen Praxen, Ärztehaus und ambulantem OP-Zentrum sind wie geschaffen für die politisch geforderten Versorgungsstrukturen."

Nach über 90 Jahren will der Orden das Krankenhaus St. Josef mit knapp 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern spätestens Ende des Jahres schließen.

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