In der Sonderausstellung steht ein Replikat des Menschenaffe Udo neben dem einer urzeitlichen Raubkatze, im Hintergrund zeigt eine Leinwand Hauerelefanten an einer Wasserstelle.
Bildrechte: BR/Eva Heime
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Dem Spaziergänger im urzeitlichen Allgäu konnten neben Udo auch Raubkatzen und Hauerelefanten begegnen.

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Sonderausstellung: Menschenaffe Udo trifft auf seine Nachbarn

Sonderausstellung: Menschenaffe Udo trifft auf seine Nachbarn

Es war die Sensation, als im Allgäu eine bisher unbekannte urzeitliche Menschenaffenart entdeckt wurde. Neben "Udo" gab es noch mehr Fossilien - darunter ein weiterer spektakulärer Fund. Die Entdeckungen sind erstmals in einer Ausstellung zu sehen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Es war einer der Momente, in denen die Welt aufs Allgäu schaute: Als Forscherinnen 2019 ihre Ergebnisse zu den Überresten des Menschenaffen Udo bekanntgaben, berichteten auch internationale Universitäten und Zeitungen darüber. Denn der 11,6 Millionen Jahre alte Menschenaffe aus der Tongrube Hammerschmiede bei Pforzen im Ostallgäu konnte aufrecht gehen – Millionen Jahre früher als gedacht.

Udo teilte sich das urzeitliche Allgäu auch mit anderen Geschöpfen: Zehntausende Fossilien von mehr als 100 Tierarten haben Forscher der Universität Tübingen allein in der Hammerschmiede seit 2011 gefunden. Grund genug für das Stadtmuseum Memmingen, den berühmten Menschenaffen in einer Sonderausstellung mit der Gemeinde Pforzen und dem Landkreis Ostallgäu auf Giganten seiner Zeit treffen zu lassen.

Die Allgäuer Tierwelt vor zwölf Millionen Jahren

Die Tiere, die vor rund zwölf Millionen Jahren die dschungelartigen Wälder, Auen, Feuchtwiesen, Sümpfe und Seen des Alpenvorlands bewohnten, hatten nur wenig gemein mit den Arten, die man heute in Deutschland findet.

Drei unterschiedliche Elefantenarten gab es, daneben Nashörner und Flughörnchen, mit einer Spannbreite von über einem Meter. "Das Allgäu hat sich in den letzten 30 Millionen Jahren in vier Schritten aufgebaut", erklärt Kurator Klaus Schamel. In jeder Entwicklungsstufe habe es unterschiedliche Lebewesen gegeben.

Besonderes Ausstellungsstück: Der Stoßzahn eines Giganten

Einer der Giganten war das Deinotherium, genannt Hauerelefant. Die Rüsseltiere lebten vor 22 Millionen bis eine Million Jahren und gehörten zeitweise zu den größten landlebenden Säugetieren. Ein charakteristisches Merkmal waren ihre Stoßzähne im Unterkiefer: nicht wie beim heutigen Elefanten nach vorne gebogen, sondern fast vertikal nach unten gerichtet.

Einer dieser Zähne verstaubte mehr als 90 Jahre lang in einem Karton im Heimatmuseum, jetzt wird er zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert. Laut Schamel gehörte er einem der größten Hauerelefanten: fünf Meter hoch und mehr als 20 Tonnen schwer.

Highlight der Ausstellung: Menschenaffe Udo

"Unser Ziel ist es, den Allgäuern kundzutun, wie ihre Heimat in den letzten 30 Millionen Jahren aussah", sagt Ausstellungskurator Schamel. Das Highlight bleibt dabei jedoch Udo, der Menschenaffe mit dem wissenschaftlichen Namen "Danuvius Guggenmosi".

Der Fund vor einigen Jahren brachte das bisherige Wissen durcheinander, erklärt Torsten Stöckle, zweiter Bürgermeister von Pforzen. Der Vorsitzende des "Fördervereins Udo" sagt, dass mit dem Fund die "Menschheitsgeschichte neu geschrieben wird". Nicht in Afrika, sondern im Allgäu liege der Ursprung der Menschen. "Bisher wurde davon ausgegangen, der Ursprung liegt vor sechs bis sieben Millionen Jahren in Afrika. Jetzt kommt eine Wissenschaftlerin aus Tübingen und sagt: Ich habe da etwas, das ist über elf Millionen Jahre alt und stammt aus dem Allgäu.“

Mit seiner s-förmigen Wirbelsäule sowie seinem Gebiss mit 32 Zähnen auf der einen, seinen längeren Armen als Beinen und seinen Greiffüßen auf der anderen Seite, vereine Udo Merkmale von Menschen und Menschenaffen. Wer möchte, kann sogar ein Selfie mit einer Nachbildung des Sensationsfunds machen – sozusagen von seinem Urahnen.

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