Da besucht man zum ersten Mal in seinem Leben das Oktoberfest, reist dafür extra an aus Minnesota, USA, kleidet sich dem Brauch entsprechend - und dann? Reißt der Träger der Lederhose. Doch der strahlenden Laune des jungen Amerikaners im rot-weiß karierten Hemd tut das keinen Abbruch: "Wir spüren immer noch den Spirit des Oktoberfestes."
Der Amerikaner passt bestens ins Bild des ersten Wiesn-Tags: So wie er sind die allermeisten Menschen auf dem Oktoberfest in bester Stimmung - und in Tracht. Selbst Bayerns Ministerpräsident Markus Söder erscheint zum Anstich überraschenderweise in kurzer Lederhose. Die Sonne scheint, die Luft ist warm, die Zelte und die Biergärten sind schnell gefüllt, und Oberbürgermeister Dieter Reiter braucht wieder nur zwei Schläge auf den Hahn, bevor er rufen kann: "O'zapft is! Auf eine friedliche Wiesn!"
Die erste gute Nachricht: Der "Run" findet statt
Die erste Frage des Tages lautet: Kann der "Run" stattfinden? Freunde des traditionsreichen Neun-Uhr-Galopps aufs Festgelände hatten die Sorge gehabt, die angekündigten strengeren Kontrollen könnten den Wettlauf ausbremsen. Doch kontrolliert werden die Wartenden, die sich teils schon frühmorgens in die Schlange gestellt hatten, schon ebendort - und werden Punkt neun Uhr aufs Festgelände losgelassen. Die Zelte sind dann so schnell voll, dass die Eingänge teils schon am frühen Nachmittag geschlossen werden. Eine halbe Million Besucher sind es laut Schätzungen der Polizei bereits am ersten Wiesn-Tag.
Was sich alle wünschen: eine friedliche Wiesn
Auch Schausteller, Standbesitzerinnen und Wiesn-Bedienungen starten gut gelaunt ins Oktoberfest - und hoffen auf eines: dass es friedlich bleibt. "Eine friedliche Wiesn und Menschen, die ein Lächeln im Gesicht haben, das reicht schon", sagt Brezenstandlbesitzerin Marion Schott. Im Bräurosl-Zelt startet Wiesn-Bedienung Fabi in seine zweite Saison, und auch er sagt: "Wenn's friedlich ist, macht's uns auch am meisten Spaß." Dann hört er das Zwölf-Uhr-Leuten und muss los - einen Ruf verteidigen. "In 33 Minuten haben alle ihr Bier. Ich glaube, mit dieser Zeit waren wir letztes Jahr das schnellste Zelt."
Im Video: BR-Reporter Steinbacher zum Oktoberfest-Start
Entspannter Auftakt für Polizei und Sanitäter
Friedlich läuft der erste Wiesn-Tag auch aus der Sicht von Polizei und Sanitätsdienst. Das erste sogenannte "Bieropfer" landet erst zweieinhalb Stunden nach dem Anstich in der Wiesn-Sanitätsstation - in manchen Jahren gab es die ersten Alkohol-Einsätze bereits, bevor es überhaupt Bier gab. Bis Mittag haben es die Sanitäter vor allem mit Sturzverletzungen und Kreislaufproblemen zu tun.
Andreas Franken vom Polizeipräsidium München betont am Nachmittag: "Bislang für uns alles störungsfrei." Es würden zwar die ersten Anzeigen aufgenommen, es gebe auch Festnahmen wegen Kokainbesitzes. Das seien aber die spektakulärsten Sachen, die zu vermelden seien. Hinzu kommen "wiesnübliche Einsätze" wegen Alkohol und Körperverletzung, wie der Pressesprecher der Polizei-Wiesnwache sagt. 600 Beamte seien vor Ort, 54 Kameras überwachen das Gelände. "Man macht hier alles, um die bestmögliche Sicherheit zu gewährleisten", sagt Franken.
Trachten- und Schützenzug am Sonntag
Der Start ist also geglückt. Am Sonntag soll das Wetter ebenfalls gut sein, Bier wird genug da sein, es gibt eine neue Chance auf Plätze im Zelt und am Vormittag bewegt sich der traditionelle Trachten- und Schützenzug von der Innenstadt zur Theresienwiese. Gute Aussichten für ein gelungenes erstes Wiesn-Wochenende.
Im Video: O'zapft is!
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