Applaus brandet im Saal im Rathaus auf, als die Ergebnisse nach und nach eintreffen. Es kam wie erwartet: Der strahlende Sieger heißt Michael Kern von der CSU. Der Kandidat des Mitte-Links-Bündnisses Christian De Lapuente (SPD) konnte den großen Vorsprung nicht mehr aufholen. Kern holte rund 64,2 Prozent der Stimmen, auf De Lapuente entfielen 35,8 Prozent.
Michael Kern neuer OB
Der neue Oberbürgermeister der 140.000 Einwohner-Stadt ist knapp 50 und zweifacher Familienvater. Der Verwaltungsjurist ist Mitglied des Ingolstädter Stadtrats und arbeitet für eine Versicherungsfirma in München. Er wurde erstmals in der Geschichte der CSU basisdemokratisch zum OB-Kandidaten gewählt. Als OB will er sich vor allem die Wirtschaft wieder neu beleben.
Super Wahltag in Ingolstadt
Die wahlberechtigten Ingolstädter durften gleich doppelt wählen: einen neuen Bundestag und einen neuen OB. Rund 1.000 Wahlhelfer waren am Wahlabend im Einsatz, so die Stadt. Das sind so viel wie üblich, zusätzliche Helfer seien nicht nötig gewesen, der zeitliche Mehraufwand sei überschaubar, so ein Sprecher der Stadt.
Priorität hatte die Bundestagswahl. Jedes Wahllokal zählte zuerst diese Stimmen aus. Dann kamen die Stimmzettel für den neuen Oberbürgermeister. Da kleinere Wahllokale schneller waren, kamen den ganzen Abend über auch nach und nach die Ergebnisse für die OB-Wahl.
Normalerweise finden Kommunalwahlen nicht zeitgleich mit einer Bundestagswahl statt. Dafür gab es in Ingolstadt eine Sondergenehmigung. Der neue Oberbürgermeister wird bis 2032 im Amt bleiben. Im nächsten Jahr zur Kommunalwahl wird deshalb nur der Ingolstädter Stadtrat gewählt.
Viel Arbeit für den neuen OB
Klar ist jetzt schon: Es gibt viel zu tun für Michael Kern als nächsten Oberbürgermeister. Die finanzielle Situation der Audi-Stadt ist angespannt. Im Haushalt müssen bis 2028 große Einsparungen vorgenommen werden, denn die Gewerbesteuer ist stark rückläufig, wie ein Sprecher der Stadt auf BR-Anfrage mitteilt. Über den VW-Konzern sind deutlich weniger Einnahmen in Ingolstadt ankommen. Gleichzeitig stehen große und teure Projekte an: Schulsanierungen und Erweiterungen, ein Museumsbau sowie die Sanierung des Stadttheaters. Daher ist das erklärte Ziel des neuen Rathauschefs, neue Unternehmen nach Ingolstadt zu holen.
OB Scharpf wird Wiesn-Chef
Die außerplanmäßige Wahl war nötig, da der amtierende Oberbürgermeister Christian Scharpf (SPD) Ingolstadt verlässt, um in München Wirtschaftsreferent und damit auch Wiesn-Chef zu werden. Im Oktober hat ihn der Münchner Stadtrat gewählt. Zum 1. März tritt er den Posten an. Scharpf ist gebürtiger Ingolstädter, lebte aber schon vor seiner Wahl zum Ingolstädter OB mit seiner Familie in München. In den vergangenen Jahren ist er viel gependelt, denn während er unter der Arbeitswoche in Ingolstadt war, blieb seine Frau mit den vier Kindern in München. Vor allem für die Familie kehrt Scharpf nun wieder in die Landeshauptstadt zurück.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!