Wahlplakate von Claudia Roth und Volker Ullrich
Bildrechte: picture alliance / Eibner-Pressefoto | Eibner-Pressefoto/Heike Feiner
Bildbeitrag

Wahlplakate von Claudia Roth und Volker Ullrich

Bildbeitrag
>

Wahlrechtsreform: In einigen Wahlkreisen lagen die Nerven blank

Wahlrechtsreform: In einigen Wahlkreisen lagen die Nerven blank

Nicht alle Sieger der Wahlkreise kommen in den Bundestag. Grund ist die Wahlrechtsreform. In Augsburg lagen deshalb die Nerven blank. Die Grünen verloren München-Süd an die CSU. Ob die CSU-Kandidatin in den Bundestag kommt, ist aber unklar.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Wegen der Wahlrechtsreform war der Wahltag für viele Kandidaten bis zum späten Abend spannend – denn nicht alle Sieger in den Wahlkreisen ziehen tatsächlich ins Parlament ein. Das ist die Folge der Deckelung der Bundestagsgröße auf 630 Sitze. Und so lagen bei dem ein oder anderen Kandidaten die Nerven blank.

Eklat in Augsburg – Nerven liegen blank

Bei der Wahlversammlung der Stadt Augsburg kam es zu einem Eklat. Als CSU-Kandidat Volker Ullrich, der die meisten Stimmen erhielt, den Saal betrat, ging die Grünen-Politikerin Claudia Roth auf ihn zu und wollte ihm die Hand schütteln. Doch Ullrich schlug die Hand weg und sagte zu Roth: "Gehen Sie weg! Sie sind keine Demokratin." Durch die Wahlrechtsreform könnte er trotz gewonnenem Direktmandat nicht mehr in den Bundestag einziehen. Roth sei mit Schuld an 20 Prozent Wählerstimmen für die AfD, meinte Ullrich.

"Das geschieht dir recht"

Auch der FDP-Abgeordnete Maximilian Funke-Kaiser bekam die Enttäuschung des CSU-Mannes zu spüren. Auch ihm habe Ullrich die ausgestreckte Hand weggeschlagen und gesagt: "Das geschieht Dir recht." Funke-Kaiser hat sein Bundestagsmandant aller Voraussicht nach verloren.

"Hier so eine Show zu veranstalten, ist absolut inakzeptabel und lasst tief blicken", so der FDP-Politiker. Roth betonte: "Das ist unter jeder Gürtellinie. Wenn wir so weitermachen, dann machen wir das Geschäft der Anti-Demokraten." Wenig später entschuldigte sich Ullrich bei Roth. Sie nahm die Entschuldigung an, sagte dem BR aber, sie sei schockiert über das, was da eben geschehen sei.

Grünen verlieren bislang einziges bayerisches Direktmandat

Die CSU dürfte in allen bayerischen Wahlkreisen bei den Erststimmen vorne liegen. Die Grünen verloren ihr bislang einziges bayerisches Direktmandat. Spitzenkandidatin Jamila Schäfer kam im Wahlkreis München-Süd laut vorläufigem Ergebnis des Landeswahlleiters auf 29,8 Prozent der Stimmen, Claudia Küng von der CSU auf 30,4 Prozent.

Ob Küng dieses Ergebnis für einen Einzug in den Bundestag reichen wird, hängt davon ab, wie viele Mandate die CSU über die Zweitstimmen bekommt und wie hoch die anderen CSU-Kandidatinnen und -Kandidaten ihre Wahlkreise gewonnen haben. Schäfer zieht dagegen erneut ins Parlament ein, weil sie auf der bayerischen Grünen-Landesliste auf Platz eins stand.

Interaktiv: Das sind die Ergebnisse in Bayerns Wahlkreisen

Freie Wähler nicht über Direktmandate im Bundestag

Enttäuschung auch bei den Freien Wählern: Sie schafften den erhofften Einzug in den Bundestag über drei Direktmandate in Bayern nicht. Sowohl in Landshut als auch in Rottal-Inn unterlagen ihre Kandidaten dem jeweiligen CSU-Bewerber.

Parteichef Hubert Aiwanger musste im niederbayerischen Wahlkreis Rottal-Inn sogar der AfD den Vortritt lassen. Mit 34,9 Prozent der Erststimmen zieht dort voraussichtlich Günter Baumgartner (CSU) als Direktkandidat in den Bundestag ein. Nach Zweitstimmen liegen die FW sogar in ihrem Stammland Bayern laut Hochrechnungen unter der Fünf-Prozent-Schwelle.

Enttäuschung bei der SPD: "Herbe Wahlniederlage"

Der Bundestagsabgeordnete und Passauer SPD-Direktkandidat Johannes Schätzl zeigte sich enttäuscht über das Ergebnis seiner Partei. "Ich glaube, das ist ein Abend, an dem die Sozialdemokratie nicht zufrieden sein kann. Wir haben eine herbe Wahlniederlage kassiert. Da wird es viel aufzuarbeiten geben – auch die nächsten Monate."

Mit Blick auf die Ergebnisse der AfD sagte Schätzl: "Ich glaube, die gesamte Politik trägt eine Verantwortung. Wir haben hier eine Situation, dass wir einen in Passau einen Kandidaten haben, der nicht einmal in Passau wohnt und ein sehr gutes Ergebnis eingefahren hat. Das ist ein bisschen erschreckend für uns." Schätzl kam hinter dem Wahlsieger Hans Koller von der CSU und dem Regensburger Stadtrat Erhard Brucker von der AfD nur auf den dritten Platz.

Linke in Nürnberg-Nord erfolgreich: "Wir sind selber überrascht"

Die Linke erhielt im Wahlkreis Nürnberg-Nord außergewöhnlich viele Stimmen. Nach dem vorläufigen Endergebnis kommt die Partei im Wahlkreis auf einen Zweitstimmenanteil von 12,8 Prozent – nach den bisher ausgezählten Stimmen ist das der höchste Anteil im Freistaat. Und: Im Vergleich zur Bundestagswahl 2021 ist es ein Plus von 6,8 Prozentpunkten. Der Wahlkreis ist recht gemischt, mit einem hohen Arbeiter-, aber auch einem hohen Akademikeranteil.

Der Direktkandidat der Linken, Titus Schüller, kam bei den Erststimmen auf 9,8 Prozent – auch das ist bayernweit der höchste Anteil der Linken. 2021 bekam der 34-jährige Linken-Stadtrat 5,4 Prozent. "Wir sind selber überrascht", sagte Schüller zum Wahlerfolg der Linken. Die drängendsten Themen der Zeit seien steigende Mieten und niedrige Löhne. "Dazu hat die Linke Antworten", sagte Schüller im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk.

Mit Informationen von dpa

Im Video: Reaktionen aus Bayern

Reaktionen aus Bayern
Bildrechte: BR
Videobeitrag

Reaktionen aus Bayern

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!