EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (l.) am Freitag (13.09.2024) in Neuperlach. Rechts Münchens 3. Bürgermeisterin Verena Dietl.
Bildrechte: BR / Sandra Demmelhuber
Audiobeitrag

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (l.) am Freitag (13.09.2024) in Neuperlach. Rechts Münchens 3. Bürgermeisterin Verena Dietl.

Audiobeitrag
>

Ursula von der Leyen besucht München-Neuperlach

Ursula von der Leyen besucht München-Neuperlach

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat heute Neuperlach besucht. Sie wollte sich ein Bild davon machen, wie mit EU-Fördergeldern ein in die Jahre gekommener Stadtteil moderner und nachhaltiger umgestaltet wird.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Dass EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen heute Vormittag nach München-Neuperlach gekommen ist, um sich ein Bild zu machen, wie Europas Vorstädte und Trabantenstädte erneuert werden können, ist kein Zufall. Denn in Neuperlach lässt sich gut begutachten, wie ein Stadtviertel, das Nachkriegsplaner vor Jahrzehnten auf dem Reißbrett entworfen haben, modernisiert und Teil des "Green New Deal" der EU werden kann.

Im Fokus des Besuchs der EU-Kommissionspräsidentin stand dabei auch der Austausch mit engagierten Anwohnerinnen und Startup-Gründern.

Neuperlach – vor Jahrzehnten modern und fortschrittlich

Ramersdorf-Neuperlach ist Münchens 16. Stadtbezirk und liegt ganz im Südosten der Stadt. Mit mehr als 120.000 Einwohnern wohnen hier mehr Menschen als in jedem anderen Bezirk der Landeshauptstadt. Dabei hatte es hier 1945 kaum mehr als die zwei Dörflein Ramersdorf und Perlach gegeben, mit Häusern und Höfen, die sich rund um die alten Kirchen scharten.

Nach dem Krieg zogen immer mehr Menschen in die bayerische Landeshauptstadt, und mit dem Wirtschaftswunder in den Fünfziger Jahren wurde klar, dass München mit seinem angestammten Netz von Straßen und Häusern nicht mehr schnell genug wachsen konnte.

Daher beschloss der Münchner Stadtrat 1960 den Bau sogenannter "Entlastungsstädte". Die größte davon sollte Neuperlach werden. Von 1967 bis 1978 wurde hier ein komplett neuer Stadtteil aus dem Boden gestampft. Die Pläne waren dabei fortschrittlich – so sollten Fußgänger etwa möglichst wenig bei der Überquerung an Autostraßen warten müssen, weshalb viele Fußwege und auch Betonbrücken für Fußgänger angelegt wurden. Die eigentliche Trabantenstadt Neuperlach ist geprägt von einem großflächigen Ring von Hochhäusern und vielen Betonbauten.

In die Jahre gekommene Trabantenstadt

Aber mittlerweile ist das Viertel in die Jahre gekommen. Gebäude und Infrastruktur Neuperlachs sind vielfach sanierungsbedürftig. Neuperlach kämpft mit Problemen, wie sie viele Satellitenstädte großer Metropolen und auch europäische Klein- und Mittelstädte aufweisen.

In Neuperlach entsteht deshalb derzeit das Projekt "Creating NEBourhoods Together" (NEB). Es handelt sich dabei um ein Leuchtturmprojekt zum Neuen Europäischen Bauhaus, das von der EU mit fünf Millionen Euro gefördert wird. Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, hat sich deshalb in München von Start-ups oder am Projekt beteiligten Bildungseinrichtungen Vorschläge für eine moderne, nachhaltige und schöne Umgestaltung des Münchner Stadtteils angehört. Eine ähnliche EU-Förderung erhalten Rotterdam und Prag.

Begeistert erklärte sie bei dem Treffen: "Es wäre niemals planerisch möglich, wenn es nicht die Kreativität der Menschen [geben würde], die beteiligt sind und die das verstehen und sagen: 'Ja! Wir gehen in eine neue Zeit, und wir wollen, dass die Bauweise und die Art und Weise, wie wir zusammenleben, sich verbessert!'"

Anwohnerin: "Stadtviertel so nicht mehr zeitgemäß"

Die geplanten NEB-Aktionen in Neuperlach befassen sich mit der Neugestaltung des öffentlichen Raums für alle Generationen. So soll durch mehr grüne Freiräume zwischen den Gebäuden die Artenvielfalt gefördert werden. Eine sogenannte "Schatteninsel" aus Holz sorgt an heißen Sommertagen nicht nur für Abkühlung, sondern dient auch als Begegnungsort.

Gundula Wolf-Tinapp lebt seit über 40 Jahren in Neuperlach und ist auch im Bezirksausschuss. Sie sagt, das Stadtviertel ist insgesamt nicht mehr zeitgemäß: "Neuperlach ist über 50 Jahre in Teilen jetzt alt und das Leben hat sich geändert. Dadurch, dass die Frauen arbeiten, wollen sie ihre Kita gleich nebenan haben." Sie berichtet auch, dass es in Neuperlach beispielsweise kaum Restaurants gebe. "Es muss umgeplant werden."

"Umdenken statt Abreißen"

Umdenken statt Abreißen – heißt es jetzt. Eine der Ideen ist, dass sich Wohn- und Gewerbebauten mehr mischen sollen. Außerdem gibt es bereits Pläne, sanierungsbedürftige Betonbauten durch Holzfassaden zu erweitern. Dadurch sollen Wohnflächen sozial und technisch aufgewertet werden. Eine weitere Idee ist, leerstehende Bürogebäude in öffentliche Orte umzuwandeln und mehr Treffpunkte für Jugendliche einzurichten.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!