Vor dem Landgericht Hof haben vier Männer zugegeben, einen Geldautomaten in Konradsreuth gesprengt zu haben.
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Vor dem Landgericht Hof haben vier Männer zugegeben, einen Geldautomaten in Konradsreuth gesprengt zu haben.

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Geständnis bei Prozessauftakt gegen Geldautomaten-Sprenger

Geständnis bei Prozessauftakt gegen Geldautomaten-Sprenger

Vor dem Landgericht Hof müssen sich ab heute vier Männer aus den Niederlanden verantworten. Zum Prozessbeginn haben sie zugegeben, einen Geldautomaten in Konradsreuth gesprengt zu haben. Dass sie gefasst werden konnten, liegt auch an einem Feldhasen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Zerstörte Banken, manchmal verletzte Anwohner: Geldautomaten-Sprenger gehen in der Regel skrupellos vor, um an ihre Beute zu kommen. Auch den vier Männern, die sich ab heute vor dem Landgericht Hof verantworten müssen, wird eine solche Tat zur Last gelegt. Im März 2024 sollen sie den Geldautomaten einer Sparkasse in Konradsreuth im Landkreis Hof gesprengt und dabei Bargeld im niedrigen fünfstelligen Bereich erbeutet haben.

Jahrelange Haftstrafen bei Geständnis

Zum Prozessauftakt haben dabei das Landgericht Hof, die Verteidigung und die Staatsanwaltschaft eine Verfahrensabsprache getroffen: Demnach sollen die vier Angeklagten zu einer Gefängnisstrafe von bis zu mehr als vier Jahren verurteilt werden, wenn sie jeweils ein Geständnis ablegen. Das taten alle Angeklagten am Nachmittag über ihre Verteidiger. Über mögliche Hintermänner oder die jeweilige Tatbeteiligung der anderen Angeklagten wurden aber keine Angaben gemacht.

Laut ihrer eigenen Darstellung hatten die Männer sich vorher nicht näher gekannt und betonten, dass sie keine Personen verletzen wollten. Ihre Aussagen deuten auf einen hohen Organisationsgrad der kriminellen Strukturen im Hintergrund hin: Fluchtfahrzeug, Sprengstoff sowie das Ziel – der Geldautomat in Konradsreuth – sei ihnen "zugeteilt" worden. Demnach seien auch die gestohlenen Kennzeichen von vornherein für verschiedene Abschnitte der Tat vorgesehen gewesen. Einer der niederländischen Angeklagten gab an, dass es – um schnell an Geld zu kommen – in seiner Gegend "nichts ungewöhnliches" sei, sich für Automatensprengungen anwerben zu lassen. Mehrere Angeklagte räumten ein, dass die Tat wohl nicht ihre letzte gewesen wäre, wäre sie nicht gescheitert.

Bei dem Vorfall im vergangenen März mussten mehrere Menschen, die direkt neben der betroffenen Bankfiliale in Konradsreuth wohnen, wegen der Sprengstoff-Explosion evakuiert werden. Die Anklage lautet neben schwerem Bandendiebstahl deshalb auch: dreifache gefährliche Körperverletzung.

Geldautomaten-Sprenger kommen oft davon

Auf der Flucht war die mutmaßliche Bande von einem Feldhasen ausgebremst worden. Auf dem Weg zur Autobahn sei es zu einem Wildunfall gekommen, so die Ermittler. Die vier Verdächtigen zwischen 22 und 26 Jahren ließen ihr Auto stehen und setzten ihre Flucht zu Fuß fort. Kurze Zeit später konnten sie in Thüringen festgenommen werden.

Nicht immer sind die oft großangelegten Fahndungen nach Geldautomaten-Sprengern so erfolgreich. Laut dem Landeskriminalamt gab es im vergangenen Jahr 22 versuchte beziehungsweise vollendete Sprengungen von Geldautomaten in Bayern. Aber nur bei sechs Tatkomplexen konnten auch Verdächtigte festgenommen werden. 2023 gab es in drei von 21 Fällen Festnahmen.

Mit 22 Sprengungen ist die Lage in Bayern vergleichsweise ruhig. Ein Schwerpunkt der Banden, die oft aus den Niederlanden einreisen, liegt in Nordrhein-Westfalen mit 153 Fällen. Bundesweit liegen die Zahlen für 2024 noch nicht vor. 2023 hat das Bundeskriminalamt (BKA) insgesamt 461 Sprengungen gezählt, dabei erbeuteten die Täter rund 28,4 Millionen Euro.

Eingefärbte Geldscheine zurückgelassen

In der Sparkassen-Filiale in Konradsreuth bei Hof sollen die vier Angeklagten laut Staatsanwaltschaft rund 12.370 Euro erbeutet haben. Das Geld ist inzwischen sichergestellt. Damit hätten sie aber nur einen Teil des verfügbaren Bargelds mitgenommen, erklärt die zuständige Staatsanwaltschaft Bamberg. Alle zu stark eingefärbten Geldscheine ließen die mutmaßlichen Täter nämlich zurück. Die Filiale in der oberfränkischen Gemeinde gehört zu den Banken, die inzwischen Färbetechnik-Systeme nutzen, um mögliche Täter abzuschrecken. Laut Staatsanwaltschaft war die entsprechende Vorrichtung aber in mindestens einem Geldschacht des Automaten ebenfalls detoniert und damit ohne Funktion.

Sechs Verhandlungstage bis Mitte März

Für den jetzt startenden Prozess gegen die vier mutmaßlichen Automaten-Sprenger sind bis Mitte März bislang sechs Verhandlungstage angesetzt. Zusätzlich laufen in drei weiteren Fällen in Ober- und Unterfranken Ermittlungen, teilt die Staatsanwaltschaft Bamberg mit. Bei ihr laufen seit April 2023 alle Fäden in Fällen mit Verdacht auf bandenmäßige Sprengungen zusammen.

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