Jeremias Schröder ist das neue Ehrenoberhaupt der Benediktiner. Der gebürtige Mindelheimer wurde am Samstagvormittag in einer geheimen Wahl von 215 Benediktineräbten aus aller Welt in Rom zum neuen Abtprimas der weltweiten Benediktinerkonföderation gewählt.
Benediktiner: Brückenbauer zur Ostkirche
Der Benediktiner möchte sich für mehr Verständigung mit der Ostkirche einsetzen. "Wir Mönche mit der Einfachheit unseres Lebens, die im Osten aber auch verstanden wird, können vielleicht da Brückenbauer sein", sagte Abtprimas Jeremias Schröder im Interview auf Bayern 2. In der vergangenen Zeit seien im Kontakt etwa mit der russisch-orthodoxen Kirche "so viel Sand, so viel Schwierigkeiten" hineingekommen. Er glaubt, dass die Benediktiner angesichts der großen Konflikte und Kriege einiges zur Verständigung beitragen könnten. Sie seien vor vielen Jahren vom Papst beauftragt worden, Brückenbauer zur Ostkirche zu sein.
"Das weltweite Mönchtum und sein Dienst an der Kirche sind meine Leidenschaft, seit ich vor 40 Jahren Mönch in St. Ottilien geworden bin", sagte Abt Jeremias nach seiner Wahl. "Als ich jung war, hat mir unsere Hochschule Sant'Anselmo und das Gemeinschaftsleben hier in Rom ein Bewusstsein und eine Liebe für unsere weltweite Konföderationsfamilie vermittelt." Er dankte seinen Mitbrüdern für das Vertrauen, das sie ihm entgegenbringen, und erklärte, den Dienst in Sant'Anselmo gerne anzunehmen.
Schon zwei Bayern vor Schröder Abtprimas in Rom
Der 59-Jährige ist der dritte Mönch aus dem oberbayerischen Benediktinerkloster St. Ottilien, der an die Spitze der katholischen Ordensgemeinschaft gewählt wurde: 16 Jahre lang, bis 1993, stand ihr der spätere Augsburger Bischof Viktor Josef Dammertz vor; von 2000 bis 2016 war der im April verstorbene Notker Wolf Abtprimas der weltweiten Gemeinschaft der Benediktiner.
Schröder vertritt nun rund 22.000 Benediktiner in aller Welt. Fast zwei Drittel sind Frauen. Diese organisierten sich seit einigen Jahren selbstständig neu, sagte Schröder. Das finde er "sehr, sehr gut". Es sei ihm aber ein großes Anliegen, dass sich die Gemeinschaften der Männer und Frauen nicht auseinanderentwickelten, sondern "gemeinsam in die Zukunft gehen".
Dritter Ehrenprimas aus St. Ottilien
Schröder hat sich in der Vergangenheit immer wieder auch kirchenpolitisch geäußert. So äußerte er sich etwa wohlwollend zur Frage nach Priestern mit Familie und zum Segen für Menschen in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften.
Schröder war seit 2000 Erzabt der Kongregation der rund 80 Missionsbenediktiner von St. Ottilien, die von dem oberbayerischen Klostersitz im Landkreis Landsberg am Lech aus 22 selbstständige Klöster in Europa, Afrika, Asien und Südamerika gegründet haben. Nachdem das Kongregationskapitel eine Ämtertrennung von der Leitung der Erzabtei beschlossen hatte, trat er 2012 als Erzabt zurück, blieb aber Präses der Kongregation. Dass St. Ottilien mit Schröder nun den dritte Ehrenprimas der weltweiten Benediktinerföderation stellt, macht "auch ein wenig stolz", sagt Ludger Schäffer, Prior von St. Ottilien gegenüber BR24.
Geheime Wahl mit Zweitdrittelmehrheit
Die Wahl des benediktinischen Ehrenoberhaupts erfolgte in drei Wahlgängen, bei der jeweils eine Zweidrittelmehrheit notwendig ist. Danach, wenn ein vierter Wahlgang nötig ist, braucht es nurmehr die absolute Mehrheit der Stimmen.
Schröder trat 1984 als Novize in die Erzabtei der St. Ottiliener Missionsbenediktiner ein. 1985 legte er seine Profess ab. Von 1985 bis 1990 studierte er Philosophie und Theologie in Rom, von 1990 bis 1994 Geschichte in Oxford. Bereits 1992 wurde Schröder zum Priester geweiht. Seinen Posten in Rom übernimmt er nun von dem US-amerikanischen Abt Gregory Polan.
Schröders bisheriges Amt als Abtpräses der Missionsbenediktiner von St. Ottilien übergibt er mit dem heutigen Tag an seinen bisherigen Stellvertreter Abt Michael Reepen OSB von der Abtei Münsterschwarzach in Franken, wie die Erzabtei St. Ottilien mitteilt.
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