Seit der Bundestagswahl überschlagen sich die Ereignisse. Die USA unter Donald Trump stellen ihre Unterstützung für die Ukraine infrage und wenden sich von Europa ab. Die künftige Bundesregierung steht vor historischen Herausforderungen, die sie mit massiven Investitionen bewältigen will.
- Zum Artikel von "Dein Argument": Wie funktionieren Wahlumfragen?
Für die Landesverteidigung und den Erhalt der Infrastruktur von der Schiene bis zur Schule sollen Schulden in ungeahntem Umfang gemacht werden. Was halten die Deutschen davon? Und wie ist die politische Stimmung eineinhalb Wochen nach der Bundestagswahl?
Schulden: Für die große Mehrheit unvermeidlich
Noch vor der Aufnahme offizieller Koalitionsverhandlungen hat die schwarz-rote Sondierungsrunde sich auf ein mehrere hundert Milliarden Euro schweres Kreditpaket für Verteidigungs- und Infrastrukturinvestitionen verständigt.
Die Notwendigkeit höherer Ausgaben auf beiden Feldern wird von einer Mehrheit der Bundesbürger anerkannt: Zwei Drittel befürworten größere Budgets für die Bundeswehr. Sogar vier von fünf Deutschen heben den Daumen für umfassende Infrastrukturprojekte – eine Mehrheit über alle politischen Lager hinweg.
Staatsausgaben nach Parteipräferenz
Dass beides vornehmlich über Einsparungen finanziert werden könnte, wie im Wahlkampf von der Union ausgerechnet, ist inzwischen vom Tisch. Doch auch eine Finanzierung über eine deutlich höhere Schuldenaufnahme unterstützen sechs von zehn Wahlberechtigten – und auch gut zwei Drittel der Unions-Anhänger. Lediglich Wähler von AFD und BSW sprechen sich mehrheitlich gegen neue Schulden aus.
Grafik: Neue Schulden
Kein Vertrauen in Trump und die USA
Das außenpolitische Auftreten der US-Administration prägt nicht nur die schwarz-roten Sondierungsgespräche, es beeinträchtigt auch massiv die Sicht der Bundesbürger auf die USA und deren Präsidenten. Jeder zweite Deutsche gibt an, seine Meinung zu Donald Trump habe sich seit dessen Amtsantritt verschlechtert. Gerade einmal jeder Siebte äußert sich zum US-Präsidenten wohlwollend.
Zugleich bricht das Ansehen der USA ein und erreicht einen neuen Tiefststand im ARD-DeutschlandTrend: Die USA sind für nur jeden sechsten Wahlberechtigten ein Partner, dem Deutschland vertrauen kann.
Wachsender Zuspruch für eine europäische Armee
Die NATO stellen die Deutschen nicht infrage. Der Aussage "Die NATO ist wichtig, um den Frieden in Europa zu sichern" stimmen 84 Prozent der Befragten zu. Drei Viertel sind jedoch der Ansicht, dass sich die europäischen Partner derzeit nicht auf den Beistand der USA verlassen können. 71 Prozent befürworten daher den Aufbau einer europäischen Armee.
Grafik: Europäische Armee
Beliebtheitswerte: Pistorius weiter klar vorn
Wie schon vor der Wahl ist Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) der mit Abstand beliebteste Politiker. Sein Zustimmungswert ("sehr zufrieden / zufrieden") liegt um 34 Prozent vor dem von SPD-Parteichef Lars Klingbeil. Friedrich Merz (CDU) wie auch Markus Söder (CSU) büßten zuletzt jeweils fünf Punkte ein.
Grafik: Politikerzufriedenheit
Die Sonntagsfrage: Veränderung nur bei der FDP
"Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre...": Eineinhalb Wochen Wochen nach der realen Bundestagswahl für viele keine erstrebenswerte Vorstellung. Und doch ist die Frage aufschlussreich, weil sie zeigt, wie zufrieden die Bundesbürger mit dem Ausgang der Wahl und der Wirkung ihrer Stimme sind.
Fast alle Bürger würden ihre Stimme - gerundet - wieder genauso abgeben wie am 23. Februar. Die CDU/CSU wäre mit 29 Prozent klar stärkste Kraft, die AfD liegt wieder bei 21 Prozent. Es folgen SPD (16 Prozent), Grüne (12) und Linke (9). Das BSW müsste mit fünf Prozent erneut um den Einzug in den Bundestag bangen. Beunruhigend ist das Ergebnis für die FDP, die offenbar kaum vermisst wird und mit drei Prozent nochmal um 1,3 Punkte weniger Zuspruch erfahren würde als am Wahlsonntag.
Im Video: Politische Stimmung nach der Wahl im ARD-Deutschlandtrend
Der aktuelle ARD-Deutschlandtrend
Der ARD-DeutschlandTrend
Für den aktuellen ARD-DeutschlandTrend befragte das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap am 4. und 5. März 1.325 Bürgerinnen und Bürger (790 Telefoninterviews und 535 Online-Interviews). Es handelt sich um eine repräsentative Studie.
Infratest dimap weist darauf hin, dass die Sonntagsfrage zur Bundestagswahl aktuelle Parteipräferenzen misst und kein tatsächliches Wahlverhalten. Sie ermittelt einen Zwischenstand im Meinungsbildungsprozess der Wahlbevölkerung, der erst am Wahlsonntag final abgeschlossen ist. Rückschlüsse auf den Wahlausgang sind damit nur bedingt möglich. Viele Wähler legen sich kurzfristig vor einer Wahl fest.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!