Nur gut die Hälfte der Menschen in Deutschland fühlt sich derzeit im öffentlichen Raum sicher. Das zeigt der aktuelle ARD-DeutschlandTrend. 56 Prozent der Befragten geben an, sich auf öffentlichen Platzen und Straßen, in Parkanlagen und in öffentlichen Verkehrsmitteln sehr sicher oder eher sicher zu fühlen. 31 Prozent fühlen sich dagegen eher unsicher, neun Prozent sogar sehr unsicher. Damit ist das subjektive Sicherheitsgefühl deutlich geringer ausgeprägt als bei einer vergleichbaren Erhebung Anfang 2017, damals fühlten sich noch 75 Prozent sicher.
Sicherheitsgefühl: Große Unterschiede zwischen Parteianhängern
Die Unterschiede sind allerdings je nach Parteipräferenz der Befragten groß. Anhänger der drei Ampel-Parteien fühlen sich im öffentlichen Raum mehrheitlich sicher – bei den Grünen sind es 92 Prozent, bei der SPD 80 Prozent und bei der FDP 70 Prozent. Knapper ist es bei Anhängern der Union und des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW).
Ein "Unsicherheitsgefühl" überwiegt nur bei Anhängern der AfD: Vier von fünf fühlen sich eher unsicher oder sehr unsicher. Auffällig ist, dass sich Menschen ab 65 Jahren im öffentlichen Raum deutlich häufiger sicher fühlen als andere Altersgruppen.
Generell am weitesten verbreitet ist mit 49 Prozent die Befürchtung, bestohlen zu werden. 27 Prozent der Befragten befürchten, geschlagen und verletzt oder Opfer eines Terroranschlags zu werden. 20 Prozent haben die Befürchtung, in der Öffentlichkeit sexuell bedrängt zu werden.
Kriminalität bekämpfen: Höchster Kompetenzwert für CDU und CSU
Deutlich fällt die Antwort auf die Frage aus, welcher Partei am ehesten zugetraut wird, Kriminalität und Verbrechen zu bekämpfen. Hier liegen CDU und CSU mit 37 Prozent vorne. Das sind zwei Prozentpunkte mehr als kurz vor der Bundestagswahl im Jahr 2021.
Auf Rang zwei folgt die AfD mit 16 Prozent (+3). Die SPD liegt bei diesem Kompetenzwert nur noch bei 11 Prozent (-10). Interessant ist auch: 26 Prozent der Befragten nennen bei dieser Frage keine Partei.
Sonntagsfrage zur Bundestagswahl: Union weiter vorne
Wäre am Sonntag in Deutschland Bundestagswahl, würde die Union weiter stärkste Kraft. Laut dem ARD-DeutschlandTrend würden aktuell 31 Prozent der Befragten CDU oder CSU wählen. Mit deutlichem Abstand folgen AfD (17 Prozent), die SPD von Bundeskanzler Olaf Scholz (14 Prozent) und die Grünen (13 Prozent). Die FDP müsste mit fünf Prozent um den erneuten Einzug ins Parlament bangen. Die Linke würde mit drei Prozent an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern. Die Freien Wähler um Hubert Aiwanger liegen unter drei Prozent und fallen daher unter "Andere".
Zusammen kämen die Ampel-Parteien SPD, Grüne und FDP auf 32 Prozent. Damit würden sie eine Mehrheit klar verfehlen. Ohnehin bleibt die Bundesregierung unbeliebt: Nur 19 Prozent der Befragten geben an, mit der Regierungsarbeit zufrieden zu sein. 79 Prozent sind weniger oder gar nicht zufrieden. Bemerkenswert: Null Prozent zeigen sich mit der Arbeit der Ampel sehr zufrieden. Selbst bei Anhängern von Grünen und SPD sind die Unzufriedenen knapp in der Mehrheit, bei der FDP sind es 83 Prozent der Parteianhänger. Die nächste Bundestagswahl findet planmäßig im Herbst 2025 statt.
Bündnis Sahra Wagenknecht klettert auf acht Prozent
Für das Bündnis Sahra Wagenkecht (BSW) geht es bei der Sonntagsfrage dagegen nach oben. Das BSW kommt auf acht Prozent, drei Prozentpunkte mehr als im ARD-DeutschlandTrend Anfang Mai. Bei der Frage, ob das BSW in Bundesländern mitregieren sollte, fällt auf: In den östlichen Bundesländern fänden 55 Prozent eine BSW-Regierungsbeteiligung gut. Bundesweit sind es 38 Prozent.
Dem Satz "Außer Sahra Wagenknecht hat das BSW wenig zu bieten" stimmen 57 Prozent der Befragten eher zu. Punkten kann das BSW mit seinem Kurs in der Migrations- und Sozialpolitik: 53 Prozent finden gut, dass sich Wagenkechts Partei gleichzeitig für mehr Soziales und weniger Zuwanderung einsetzt. Deren Russland-Kurs stößt dagegen bundesweit mehrheitlich auf Ablehnung: Mehr als die Hälfte findet es eher nicht gut, dass sich das BSW gegen weitere Waffenlieferungen an die Ukraine einsetzt. 59 Prozent sehen auch kritisch, dass das BSW für ein besseres Verhältnis mit Russland eintritt.
Allerdings gibt es hier ebenfalls Unterschiede zwischen Ost und West. Bei den Befragten in den östlichen Bundesländern findet es eine Mehrheit gut, dass die Wagenknecht-Partei gegen weitere Waffenlieferungen ist (52 zu 38 Prozent) und ein besseres Verhältnis mit Russland will (47 zu 43 Prozent).
Waffenlieferungen an die Ukraine: Genug, mehr oder weniger?
Seit Russland im Februar 2022 die Ukraine überfallen hat, liefern viele Staaten dem angegriffenen Land Waffen. Auch Deutschland gehört dazu. Wie die deutsche Unterstützung für die Ukraine zu bewerten ist, darüber gehen die Meinungen im ARD-DeutschlandTrend auseinander. 19 Prozent gehen die Waffenlieferungen nicht weit genug, 36 Prozent gehen sie zu weit. 38 Prozent der Befragten sagen, die deutsche Unterstützung sei angemessen.
Während vor allem FDP-Anhänger mehr deutsche Waffen für die Ukraine fordern, ist bei den Anhängern von AfD und BSW die klare Mehrheit dagegen. Und auch in diesem Punkt gibt es deutliche Unterschiede zwischen West und Ost: In den östlichen Bundesländern geht die deutsche Unterstützung der Ukraine mit Waffen jedem zweiten Befragten zu weit.
ARD-DeutschlandTrend: Klares Stimmungsbild zu US-Wahl
Bei der US-Präsidentschaftswahl im November sieht es weiter nach einem Duell von Amtsinhaber Joe Biden mit seinem Vorgänger Donald Trump aus. Aus Sicht der meisten Befragten beim ARD-DeutschlandTrend ist keiner der beiden ein überzeugender Kandidat – 59 Prozent sehen das so. Nennenswerte Unterstützung für Donald Trump gibt es nur bei Anhängern der AfD (40 Prozent).
Kurz vor der zweiten Runde der Parlamentswahlen in Frankreich ist derweil klar: Wenn der rechtsextreme Rassemblement National von Marine Le Pen die nächste französische Regierung anführen sollte, wäre das aus Sicht der meisten Befragten schlecht für das deutsch-französische Verhältnis. 61 Prozent gehen davon aus, dass sich das Verhältnis verschlechtert. 19 Prozent gehen davon aus, dass sich nicht viel verändern würde – und fünf Prozent rechnen mit einer Verbesserung.
Zum Video: ARD-DeutschlandTrend
Der ARD-DeutschlandTrend
Für den aktuellen ARD-DeutschlandTrend befragte das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap vom 1. bis 3. Juli 2024 insgesamt 1.294 Wahlberechtigte in Deutschland (770 Telefoninterviews und 524 Online-Interviews). Es handelt sich um eine repräsentative Studie.
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