Die islamistische Hamas im Gazastreifen verschiebt die für diesen Samstag vorgesehene nächste Freilassung israelischer Geiseln auf unbestimmte Zeit. Zur Begründung teilte Hamas-Sprecher Abu Obeida mit, Israel halte sich nicht an die Vereinbarung zur Waffenruhe.
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Hamas: Stehen grundsätzlich zur Waffenruhe
Am Samstag wollten die Extremisten eigentlich drei weitere Geiseln freilassen. Dies werde erst möglich, wenn sich Israel wieder an die Vereinbarungen halte, hieß es nun. Die Hamas stehe aber grundsätzlich zu den Vereinbarungen über die seit dem 19. Januar für zunächst sechs Wochen geltende Waffenruhe und den Austausch von Geiseln gegen inhaftierte Palästinenser, bekräftigte Obeida.
Israel hingegen habe die Rückkehr von Vertriebenen in den nördlichen Gazastreifen verzögert, das Feuer an verschiedenen Stellen des Küstenstreifens eröffnet und die Einfuhr von Hilfsgütern behindert, begründete Obeida die Verschiebung der Freilassung. Die Hamas hingegen habe sich an alle Abmachungen gehalten.
Israel weist Vorwürfe zurück
Israel hat wiederholt Vorwürfe zurückgewiesen, es verletzte die Vereinbarungen. Der israelische Regierungssprecher David Mencer wies insbesondere Vorwürfe zurück, Israel blockiere Hilfslieferungen.
Israels Verteidigungsminister Israel Katz bezeichnete die Ankündigung der Hamas als gravierenden Verstoß gegen das Waffenruheabkommen und die Vereinbarung zur Freilassung der Geiseln. "Ich habe die IDF angewiesen, sich mit höchster Alarmbereitschaft auf jedes mögliche Szenario in Gaza vorzubereiten und die Ortschaften (am Rande des Gazastreifens) zu schützen", sagte er.
Empörung über Gesundheitszustand der Geiseln
Für Empörung und Entsetzen sorgten die Vorführung der drei freigelassenen Geiseln durch die Hamas und der Gesundheitszustand der Männer. Die Vereinten Nationen forderten Israel und die Hamas am Montag auf, eine humane Behandlung der Geiseln und Häftlinge zu gewährleisten. Die jüngsten Bilder von abgemagerten Menschen, die freigelassen wurden, seien "zutiefst beunruhigend", erklärte der Sprecher des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte, Thameen Al-Kheetan.
"Die Bilder, die wir von den am Wochenende freigelassenen israelischen Geiseln gesehen haben, zeigen Anzeichen von Misshandlung und schwerer Unterernährung und spiegeln die schrecklichen Bedingungen wider, denen sie im Gazastreifen ausgesetzt waren", erklärte er. Die UNO sei zudem "zutiefst besorgt" über die öffentliche Zurschaustellung der Freigelassenen. Auch mit Blick auf freigelassene Palästinenser äußerte sich Al-Kheetan besorgt.
Bisher 16 von 33 Geiseln frei
Seit Beginn der Waffenruhe im Gaza-Krieg am 19. Januar hat die Hamas bisher bei fünf Freilassungsaktionen 16 von insgesamt 33 israelischen Geiseln freigelassen, die während der ersten Phase der dreistufigen Vereinbarung von der Hamas übergeben werden sollen. Außerdem ließ die Terrororganisation fünf Thailänder frei, dies aber nicht als Teil der Vereinbarung mit Israel. Im Gegenzug entließ Israel 583 inhaftierte Palästinenser von vorgesehenen 1.904 Häftlingen.
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