Zwölf Euro in der Stunde, ab Januar 12,41 Euro – das ist der Mindestlohn in Deutschland. Dieser wird per Gesetz allerdings erst Erwachsenen zugestanden. Wenn Schüler unter 18 Jahren einen Ferienjob machen, darf man ihnen auch weniger zahlen. Das ist diskriminierend, findet Anna Gmeiner, DGB-Bezirksjugendsekretärin. Und auch SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert sieht darin eine "nicht begründbare Verzerrung".
Kühnert will Ausnahmeregelung abschaffen
"Die 16-Jährige, die im Biergarten Bierkrüge an die Tische bringt, leistet die exakt gleich wertvolle Arbeit wie der 20-Jährige, der das tut", sagte Kühnert der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten". Der SPD-Politiker will deshalb die Ausnahme beim gesetzlichen Mindestlohn für unter 18-Jährige abschaffen, um damit sicherzustellen, dass künftig auch Ferienjobber Mindestlohn erhalten.
Dass in Annoncen im Internet teils gezielt nach Minderjährigen gesucht werde, "weil man sie für neun oder zehn Euro die Stunde arbeiten lassen kann", bezeichnete der SPD-Politiker als "unerhört".
DGB-Jugend fordert faire Bezahlung für Ferienjobs
Auch die DGB-Jugend in Bayern macht sich gegen die Ausnameregelung stark. Egal wie alt jemand ist – es sollten zwölf Euro pro Stunde auch im Ferienjob gezahlt werden, heißt es von dort. "Auch Ferienjobs müssen fair bezahlt werden. Beim Unterschreiben des Arbeitsvertrages sollte man das ganz besonders im Blick haben", sagt Anna Gmeiner.
Auch die Linkspartei fordert einen Mindestlohn - ausnahmslos für jeden. Die Regelung für minderjährige Ferienjobber sei "ein Paradebeispiel dafür, wie Ausbeutung in diesem Land gesetzlich ermöglicht und legitimiert wird", erklärte die stellvertretende Linken-Fraktionsvorsitzende, Susanne Ferschl. Die Linke fordere seit Jahren erfolglos, die bestehenden Ausnahmen vom Mindestlohn zu streichen.
"In Sachen Mindestlohn kupfert die SPD ja nicht das erste Mal bei der Linken ab", erklärte Ferschl. "Das ist gut, wenn es den Menschen nutzt. Der Mindestlohn als gesetzliche Untergrenze muss flächendeckend und ohne Ausnahmen gelten." Gleichzeitig müssten "die Vorgaben der EU-Richtlinie zum Mindestlohn umgesetzt und der Mindestlohn so auf armutssichere 14 Euro erhöht werden".
Mindestlohn – eine Frage des Respekts
Der Mindestlohn sei eine Frage des Respekts für die geleistete Arbeit, und zwar unabhängig vom Alter, meint Kühnert. Auch er selbst habe als Schüler in den Ferien gearbeitet. Bei seiner Ferientätigkeit in Baumärkten sei er unter anderem für die Inventur zuständig gewesen und habe "unendlich viele Schrauben gezählt". Er sei damals 17 Jahre alt gewesen und habe sich "für Fußball-Touren mit Freunden" ein bisschen Geld dazuverdienen wollen.
Mit Informationen von dpa und AFP.
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