USA, Altoona: Eine Straße in der Wohnsiedlung von Judy Wood. Pennsylvania
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Swing States in den USA: Hier entscheidet sich die Wahl

Swing States in den USA: Hier entscheidet sich die Wahl

Im Wahlkampf-Endspurt konzentrieren sich Kamala Harris und Donald Trump vor allem auf die Swing States - jene US-Staaten, in denen ein besonders enges Rennen erwartet wird. Um welche es geht und wer laut Umfragen die besseren Chancen hat.

Über dieses Thema berichtet: Die Entscheidung am .

Acht Tage noch - dann entscheidet sich die Zukunft der USA. Und sie entscheidet sich vor allem in sieben Staaten, den sogenannten Swing States: Jene US-Bundesstaaten, die mal demokratisch, mal republikanisch wählen oder in denen ein besonders knappes Rennen erwartet wird.

In den USA gewinnt nicht zwingend der Kandidat, der insgesamt die meisten Stimmen holt. Sondern der- oder diejenige, die die Mehrheit im Wahlmänner-Gremium, dem Electoral College hat. Insgesamt gibt es 538 Wahlmänner-Stimmen bei der Präsidentschaftswahl, für eine Mehrheit braucht es 270. Rechnet man die Stimmen der Nicht-Swing-States zusammen, also jene Staaten, bei denen ein klares Ergebnis für Harris oder für Trump erwartet wird, käme die Demokratin auf 226 und der Republikaner auf 219.

Deswegen sind die Swing States so bedeutend

In den sieben Staaten, die bei dieser Wahl als Swing States gelten, gibt es insgesamt 93 Wahlmänner-Stimmen zu gewinnen, die meisten davon in Pennsylvania. Bei den Wahlen gilt: Wer die Mehrheit in einem Staat holt, bekommt alle Wahlmänner-Stimmen, das sogenannte "Winner takes it all"-Prinzip.

Im Wahlkampf verbringen die Kandidaten die meiste Zeit in diesen Staaten. Laut Berechnungen des Analyse-Portals "AdImpact" haben beide Parteien in den Swing States zusammen mehr als eine Milliarde Dollar allein für TV-Werbung ausgegeben. Die Umfrage-Daten zeigen, warum: In manchen der Swing States sind die Kandidaten quasi gleichauf.

Swing States: Um diese Staaten geht es

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Swing States in den USA

Arizona: Die Wut der Republikaner

  • Anzahl Wahlmänner: 11
  • Aktuelle Umfragen* - Trump vorn: 48.8% zu 46.7%
  • 2020 gewann: Biden - Vorsprung: 0,3 Prozentpunkte
  • 2016 gewann: Trump - Vorsprung: 3,5 Prozentpunkte

Arizona galt lange als Hochburg der Republikaner. Von 1952 bis 2016 konnten die Republikaner mit einer Ausnahme (Bill Clinton, 1996) immer gewinnen. Umso größer war der Ärger, als der Staat 2020 an Biden ging. Zumal: Der erste, der das vermeldete, war ausgerechnet der ultrakonservative Fernsehsender "Fox News". Die Wut darüber war bei den Republikanern enorm - und auch innerhalb des Trump-treuen Senders sorgte das für Diskussionen. Aktuell sieht es so aus, dass Trump den Staat zurückgewinnen könnte.

Georgia: Trumps berühmter Anruf

  • Anzahl Wahlmänner: 16
  • Aktuelle Umfragen - Trump vorn: 48.7% zu 47.0%
  • 2020 gewann: Biden, Vorsprung: 0,2 Prozentpunkte
  • 2016 gewann: Trump, Vorsprung: 5,1 Prozentpunkte

Was für Arizona gilt, gilt genauso für Georgia: Lange war der Staat eine Festung der Republikaner. Seit 1984 konnte nur ein Demokrat den Staat holen (wieder Clinton, 1992), bis es Joe Biden 2020 gelang. Das allerdings mit einem denkbar knappen Vorsprung: Biden holte in Georgia lediglich 11.779 Stimmen mehr als Trump.

Dieses knappe Ergebnis veranlasste Trump auch dazu, beim Innenminister in Georgia anzurufen, mit der Forderung, dass der ihm die notwendigen Stimmen finden solle, damit der Staat an ihn geht. Auch hier sieht es so aus, dass der Republikaner dieses Mal wieder die Oberhand haben könnte.

  • Trumps berühmter Anruf in Georgia, warum ihn nach wie vor so viele US-Amerikaner unterstützen und was in einer möglichen zweiten Trump-Amtszeit droht: Alles zu hören in der neuen Staffel des BR-Podcasts "Die Entscheidung": Die US-Wahl, Trump und die Demokratie - zu finden in der ARD-Audiothek und überall, wo es Podcasts gibt

Michigan: Schlägt Detroit zurück?

  • Anzahl Wahlmänner: 15
  • Aktuelle Umfragen - Harris vorn: 47.6% zu 47.3%
  • 2020 gewann: Biden – Vorsprung: 2,8 Prozentpunkte
  • 2016 gewann: Trump – Vorsprung: 0,2 Prozentpunkte

"Das ganze Land wird sein wie - wollen Sie die Wahrheit hören? - es wird sein wie Detroit". Das erklärte Donald Trump jüngst. Das ganze Land werde wie Detroit enden, wenn Kamala Harris Präsident werde. Was ungewöhnlich an dieser Äußerung war? Trump sagte sie auf der Bühne des "Detroit Economic Club" und beleidigte damit die Stadt seiner Gastgeber. Galt Detroit, die größte Stadt Michigans, lange als Symbol für den industriellen Niedergang der USA, ist die Stadt für viele inzwischen wieder ein Beispiel, wie es bergauf gehen kann.

Aktuell liegt Harris vorn, ein Vorteil für sie: Die Demokratin Gretchen Whitmer ist Gouverneurin in Michigan, äußerst beliebt und spielt im Wahlkampf eine wichtige Rolle.

Nevada: Die Demokraten zittern

  • Anzahl Wahlmänner: 6
  • Aktuelle Umfragen - Trump vorn: 47.6% zu 47.3%
  • 2020 gewann: Biden – Vorsprung: 2,4 Prozentpunkte
  • 2016 gewann: Clinton – Vorsprung: 2,4 Prozentpunkte

In Nevada ein umgekehrtes Bild: In sechs der letzten acht Präsidentschaftswahlen stimmten die Wähler dort für den demokratischen Kandidaten. Das lag auch an dem großen Anteil an hispanischen Wählern. Die stimmen zwar nach wie vor mehrheitlich für die Demokraten, doch der Anteil der Hispanics, der für Trump votierte, ging im ganzen Land von 2016 auf 2020 deutlich nach oben.

North Carolina: Gelingt den Demokraten eine Überraschung?

  • Anzahl Wahlmänner: 16
  • Aktuelle Umfragen - Trump vorn: 48.5% zu 47.1%
  • 2020 gewann: Trump – Vorsprung: 1,3 Prozentpunkte
  • 2016 gewann: Trump – Vorsprung: 3,7 Prozentpunkte

In den vergangenen 40 Jahren konnte nur ein Demokrat bei den Präsidentschaftswahlen hier gewinnen (Barack Obama, 2008). Harris' Partei macht sich dennoch Hoffnung auf einen Überraschungserfolg. Trump liegt in den Umfragen aber weiter vorn.

Pennsylvania: Der große Preis

  • Anzahl Wahlmänner: 19
  • Aktuelle Umfragen - Trump vorn: 48.0% zu 47.7%
  • 2020 gewann: Biden – Vorsprung: 1,2 Prozentpunkte
  • 2016 gewann: Trump – Vorsprung: 0,7 Prozentpunkte

Pennsylvania ist der Swing State, der die meisten Wahlmänner-Stimmen zu vergeben hat. Nicht wenige sagen deswegen: Der Kandidat, der Pennsylvania gewinnt, gewinnt auch die Präsidentschaftswahl. Auch hier hoffen die Demokraten auf die Zugkraft des populären Gouverneurs: Josh Shapiro erfreut sich großer Beliebtheit, weswegen er auch als Kandidat für den Vize-Präsidentschaftsposten galt. Nicht wenige hätten seine Nominierung für strategisch klüger gehalten - weil das vermutlich die Chancen der Demokraten erhöht hätte, Pennsylvania zu gewinnen.

Wisconsin: Das Trauma der Demokraten

  • Anzahl Wahlmänner: 10
  • Aktuelle Umfragen - Harris vorn: 47.9% zu 47.7%
  • 2020 gewann: Biden – Vorsprung: 0,6 Prozentpunkte
  • 2016 gewann: Trump – Vorsprung: 0,8 Prozentpunkte

Wisconsin ist sicher, dachten sich die demokratischen Strategen offenbar sehr lange. Seit 1988 hatten sie den Staat stets gewonnen - und 2016 waren sie so überzeugt, dass Kandidatin Hillary Clinton nicht ein einziges Mal Wisconsin besuchte. Trump gelang ein Überraschungserfolg und der Staat gilt seitdem als Symbol für den verkorksten Clinton-Wahlkampf 2016. Biden konnte den Staat 2020 zurückerobern, allerdings nur knapp. Aktuell sind Trump und Harris quasi gleichauf.

*Alle Umfrage-Zahlen in diesem Artikel stammen aus dem Portal "FiveThirtyEight" (externer Link), Stand: 27. Oktober. FiveThirtyEight erhebt Daten aller relevanten Umfrage-Institute aus den USA und errechnet einen landesweiten Durchschnitt.

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