Zehn Schülerinnen und Schüler ziehen Kabel durch die Aula der Wirtschaftsschule Gunzenhausen. Sie stellen ein Windrad und Strommasten auf die Bühne. Konzentriert arbeitet die Gruppe am Bühnenbild für ihr Theaterstück "Upschalten". Seit Montag beschäftigten sich die Jugendlichen mit der Geschichte rund um die Energiewende. Die zwölfjährige Alexis wollte sofort mitmachen, als sie gehört hat, dass es ein Theater zu diesem Thema geben wird. "Ich finde, es ist ein sehr wichtiges Thema. Das muss man mal öfter ansprechen", sagt die Schülerin. Am Rand der Bühne stellt sie mit ihren Mitschülern drei Fahrräder auf, die Kraftwerke. Die Räder liefern im Theaterstück den Strom für jede Szene. Bei der Aufführung werden bis zu drei Zuschauer auf den Rädern strampeln müssen – je nach Strombedarf.
In vier Tagen ein Theaterstück einstudieren
Ein komplettes Theaterstück in nur vier Tagen auf die Bühne zu bringen, ist ambitioniert. Aber es funktioniert, sagt der Theaterpädagoge Jean-Francois Drozak. Er erarbeitet mit den Jugendlichen das Stück. Sie müssten den Text nicht auswendig lernen. Die Dialoge entwickelten sich beim Reden, sagt der Theaterpädagoge. "Durch die Interaktion ergibt sich ein ganz rasches Miteinanderspielen, was ermöglicht, dass man wirklich innerhalb von zwei, drei Tagen 50 Minuten, 60 Minuten auf die Bühne bringt", meint Drozak. Er tourt mit dem Theater für den Energieversorger N-Ergie seit einigen Jahren durch Franken. In nur zwei Tagen hat er mit den Schülerinnen und Schülern die Wirtschaftsschul-Version von "Upschalten" entwickelt. Die erste Probe auf der Theaterbühne läuft sehr gut. Alle kennen ihre Positionen, und der Text sitzt auch schon beinahe komplett.
Eine Geschichte mit zwei Ebenen
Das Energie-Stück spielt auf zwei Ebenen. Zum einen erzählt es die Geschichte des Japaners Masayuki, der aus dem Japan vor 1.000 Jahren ins Hier und Jetzt gereist ist, um etwas "abzuschalten". Er weiß allerdings nicht was und sorgt deshalb für jede Menge Chaos. Zum anderen erzählt das Theaterstück die Geschichte der Ingenieure in den Kraftwerken, die dafür sorgen, dass immer genug Strom für die Theaterszenen vorhanden ist. Zum Beispiel in der dritten Szene. Er sei zwar ruhig, aber etwas angespannt, sagt der Schüler David. Er ist einer der Ingenieure.
"Masayuki muss lernen, in einer modernen Wohnung zurechtzukommen. Ich schlage vor, weiterhin zwei Biokraftwerke laufen zu lassen. Wir sollten aber die Messwerte genau verfolgen, um bei Bedarf die Stromproduktion anzupassen." Auszug aus 'Upschalten'
Theater machen und dabei lernen
Die Jugendlichen lernen mit dem Theaterstück beinahe nebenbei, wie Stromproduktion und vor allem auch das Stromnetz funktionieren. Es sei wichtig, den Kindern so viel Sachwissen wie möglich über das komplexe Thema Energie näherzubringen, erklärt Jean-Francois Drozak. Denn nur so werde die Energiewende möglich. Drozak ist überzeugt davon, dass die Energiewende schmerzhaft und teuer werden wird. "Diese Wachstums- oder Transformationsschmerzen, die können wir nur als Gesellschaft gemeinsam ertragen, wenn wir wissen, warum wir das tun. Dass wir eine Vision haben. Eine Idee. Und diese Idee zu vermitteln ist ganz wichtig, und zwar im Mikrokosmos Gunzenhausen", erklärt Drozak.
Schulleiter will über Energiewende aufklären
Genau deshalb hat der Schulleiter der Wirtschaftsschule Gunzenhausen, Andreas Uffelmann, die Theaterproduktion an seine Schule geholt. "Die Energie ist das Lebenselixier von uns allen, und das Ganze sich vor Augen zu führen mit einem Theaterstück und spielerisch das Ganze zu erarbeiten, das kann man eigentlich nicht besser machen", ist Uffelmann überzeugt. Finanziert wird das Projekt vom Bayerischen Wirtschaftsministerium und der Schulinformations-Abteilung des fränkischen Energieversorgers N-Ergie. Den Verantwortlichen dort sei es wichtig, die Jugendlichen aufzuklären, sagt Kerstin Fischer von der N-Ergie. Das Unternehmen habe einen gesellschaftlichen Auftrag und investiere deshalb in die Bildung der Jugendlichen.
Theaterprojekt verbindet die Jugendlichen
Hört man sich unter den Schülerinnen und Schülern der Wirtschaftsschule Gunzenhausen um, scheint dieses Konzept aufzugehen. Jule findet, dass sie durch das Theaterstück viel über erneuerbare Energien gelernt hat. Kristian hat erkannt, dass es ohne Energie in unserer Gesellschaft nicht geht. Die Jugendlichen spielen ihre Rollen mit viel Engagement und an den richtigen Stellen auch mit dem passenden Witz.
Dieses Theaterprojekt bringt die Schülerinnen und Schüler aus den unterschiedlichen Klassen zusammen. Das finden die Jugendlich gut. "Es hat schon sehr viel mit Team-Arbeit zu tun", findet David. Und auch Leyla freut sich, eine ganze Woche lang mit neuen Leuten etwas zu erschaffen.
"Ihr werdet nur noch schlafen wollen"
Nach vier Tagen harter Theater-Arbeit sind die zehn Schülerinnen und Schüler der Wirtschaftsschule Gunzenhausen bereit für ihre Premiere von "Upschalten" am Donnerstagabend (21.03.24). Am Freitag führen sie es noch zwei Mal am Vormittag auf. Und dann müssen sie wieder abbauen und einpacken. "Ihr werdet am Freitagnachmittag nur noch schlafen wollen", prophezeit Jean-Francois Drozak seinen Schützlingen. Denn Theater ist harte Arbeit – aber eine sehr bereichernde, finden die Jugendlichen.
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