Wer bislang gedacht hat, dass Spielentwickler ihre Games so machen sollten, dass sie möglichst jeder versteht, der entdeckt bei Microsoft jetzt einen neuen Ansatz: Wenn der Spieler ein Game nicht versteht, kommt ein KI-Assistent dazu und erklärt alles. Fatima Kardar leitet bei Microsoft Xbox den Bereich Spiele-KI. Sie hat festgestellt, dass "neue Spieler, wie ich" von "Computerspielen eingeschüchtert werden" können. Sie habe verschiedene Spiele ausprobiert, "aber sie schnell verworfen, weil das zu nichts führt", zitiert Heise online die Managerin aus einem Xbox Podcast.
Doch dank der KI des Xbox-Copilot for Gaming soll das jetzt anders, besser werden. Mit ihm an der Seite soll man schneller spielen können, auch weil er die Zeit für Setup und Installation verkürzt. Er soll Sparringspartner und Trainer sein, um im Spiel besser und erfolgreicher zu sein und er behält die gemeinsamen Freunde und Gaming-Buddies im Gedächtnis, soll sogar die Verbindung zu ihnen halten.
Erste Eindrücke auf der GDC
Das alles ist noch nicht fertig. Aber auf der Game Developer Conference (GDC), die ab Montag (17. März 2025) in San Francisco stattfindet, soll schon einiges zu sehen sein.
Warnendes Beispiel "Karl Klammer"
Zugleich haben sich die Microsoft-Entwickler aber auch fest vorgenommen, das Spielerlebnis nicht zu ruinieren. Ein guter Vorsatz. Denn leidgeprüfte Microsoft-Office-Kunden denken mit Schaudern an "Karl Klammer" zurück. Der Assistent in Form einer animierten Büroklammer – angeblich eine Eingebung der Gates-Gattin Melinda – trat immer wieder ungefragt und unvermittelt bei bestimmten Office-Programmen auf und war in seinem Hilfsangebot manchmal schwer zu bändigen.
Zwischen Nothelfer und Spielverderber
Aus den größtenteils genervten Reaktionen auf Karl Klammer will Microsoft lernen: Beim Gaming-Assistenten soll schon in der Entwicklung das Feedback von Spielern berücksichtigt werden. "Wir möchten das Spielerlebnis nicht ruinieren", betont Kardar. Und der Grat zwischen Hilfestellung, die dankbar aufgenommen wird und Spielern, denen der Erfolg genommen wurde, die versteckte Tür selbst zu finden oder das knifflige Rätsel selbst zu lösen, ist sehr schmal. Da muss die KI schon sehr intelligent und einfühlsam sein.
Spieler sollten selbst um Hilfe bitten
Jason Ronald von Microsoft stellt auf Heise online fest: "Es gibt einen hohen Prozentsatz Spiele, die die weitaus überwiegende Mehrheit der Spieler nie erlebt, weil sie vor Herausforderungen stehen, oder weil sie nicht verstehen, dass es diesen tollen Nebenstrang dort drüben gibt." Künstliche Intelligenz kann Spielern aus seiner Sicht dazu verhelfen, Computerspiele mehr zu genießen. Aber wahrscheinlich steigt der Genuss, wenn der Gaming-Assistent nur dann kommt, wenn der Spieler ihn ruft und er nicht wie Karl Klammer dereinst ungefragt einfach aufpoppt und die Lösung verrät – und sei sie noch so schwer.
Kein Retter für verkorkste Games
Und er sollte auf gar keinen Fall der Nothelfer oder die Ausrede für Spieleentwickler werden, deren Games durch eine fehlerhafte oder wenig eingängige Spielsystematik eigentlich unspielbar sind und die deswegen schon grundsätzlich weniger Spaß machen.
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