ARCHIV - 31.01.2023, Baden-Württemberg, Stuttgart: Ein Schild weist auf die Agentur für Arbeit hin. (Symbolfoto) (zu dpa: «Wie entwickelt sich der Arbeitsmarkt im Saarland?») Foto: Marijan Murat/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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FAQ: Einwanderer auf dem bayerischen Arbeitsmarkt

FAQ: Einwanderer auf dem bayerischen Arbeitsmarkt

Auch wenn die Arbeitslosigkeit steigt: Es gibt ebenso einen Zuwachs an Beschäftigung in Bayern. Dieses Plus basiert seit 2023 ausschließlich auf Menschen, die keine deutsche Staatsangehörigkeit haben. Ein Blick auf die Zahlen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 vor Ort am .

In Bayern sind sechs Millionen Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Beschäftigungszahlen werden anders als Arbeitslosenzahlen zeitversetzt veröffentlicht, das heißt die folgenden Daten sind vom Juli 2024.

Welchen Anteil am Arbeitsmarkt machen Ausländer aus?

4,8 Millionen der Beschäftigten sind Deutsche, mehr als 1,1 Millionen der Beschäftigten haben eine ausländische Staatsangehörigkeit. Das ist ein Anteil von 19 Prozent an der Gesamtzahl der Beschäftigten.

Ein Vergleich mit den Zahlen des Vorjahrs, dem Sommer 2023, zeigt: Bei Beschäftigten mit deutscher Staatsangehörigkeit sank die Zahl innerhalb eines Jahres um 12.500, bei Ausländern stieg sie dagegen um fast 48.000 Menschen im Job. Der Zuwachs erfolgt vor allem in Branchen wie Gesundheit und Pflege, Verkehr und Logistik aber auch im verarbeitenden Gewerbe.

Grafik: Beschäftigte in Bayern nach Staatsangehörigkeit

Größter Anteil kommt aus der Europäischen Union

Mehr als die Hälfte der Beschäftigten (583.000) ohne deutschen Pass stammt aus der Europäischen Union, der Großteil davon aus Ländern der EU-Osterweiterung.

Daraus ergibt sich wiederum eine Reihenfolge: Den größten Anteil machen mit 131.000 Männer und Frauen aus Rumänien aus, an zweiter Stelle stehen 74.000 Beschäftigte mit polnischer Staatsangehörigkeit, gefolgt von Kroaten und Ungarn.

Drittstaaten: Zuwanderung von außerhalb der EU

Derzeit sei zu beobachten, dass es gerade Menschen jenseits der Europäischen Union sind, die für das Beschäftigungswachstum in Bayern verantwortlich seien, erklärt der Chef der bayerischen Arbeitsagenturen, Markus Schmitz. Das heißt, sie kommen aus sogenannten Drittstaaten. Dabei ist von Ländern außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraumes (EWR) die Rede, zu denen etwa die Schweiz oder Norwegen gehören.

Die aktuelle Zuwanderung in den Arbeitsmarkt kommt Schmitz zufolge vor allem aus der Türkei, den Maghreb-Staaten, also nordafrikanischen Ländern. Darüber hinaus noch aus Indien, China und Vietnam.

Wer aus Drittstaaten in Bayern arbeitet

Insgesamt arbeiten in sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung aktuell 545.000 Menschen aus den Drittstaaten in Bayern. Mit 133.000 Menschen kommt der größte Teil von ihnen aus Westbalkanländern, das sind unter anderem Bosnien und Herzegowina, der Kosovo und Serbien.

Danach kommen mit rund 86.000 Menschen Beschäftigte aus den Asylherkunftsländern wie Syrien, Afghanistan und dem Irak. Darüber hinaus arbeiteten zum Stichtag im Sommer 2024 etwa 38.600 Ukrainerinnen und Ukrainer im Freistaat in sozialversicherungspflichtigen Jobs. Das war ein Plus gegenüber dem Vorjahr von 38,2 Prozent.

Wie hoch ist die Arbeitslosigkeit in Bayern?

Trotz wachsender Beschäftigung sind die Aussichten auf dem bayerischen Arbeitsmarkt in diesem Jahr schwierig: Im Januar stieg die Zahl der Arbeitslosen mit rund 329.000 auf den höchsten Wert seit fast 15 Jahren. Die Quote liegt bei 4,2 Prozent.

Auch die Anzeigen auf Kurzarbeit sind im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen, nämlich um 20 Prozent.

Daten zur Arbeitslosigkeit von Deutschen und Zuwanderern

Die aktuellen Daten für den Vergleich zur Arbeitslosigkeit von Deutschen und Zugewanderten stammen aus dem Juli 2024. Zu diesem Zeitpunkt lag die Arbeitslosenquote in Bayern bei 3,6 Prozent. Bei Bürgerinnen und Bürgern mit deutscher Staatsangehörigkeit betrug sie 3,2 Prozent. Bei Beschäftigten mit anderer Staatsangehörigkeit lag sie zum gleichen Zeitpunkt bei 8,5 Prozent. Bei Zuwanderern aus der EU zeigten Bulgaren mit 9,3 Prozent einen Spitzenwert.

Ein Grund für die höhere Arbeitslosigkeit bei ausländischen Bürgerinnen und Bürgern sei ihre Beschäftigung in Berufen mit geringer Qualifikation, erklärt Bayerns Arbeitsagenturchef Markus Schmitz. "Das führt in der Folge dazu, dass diese Menschen öfter in Helfertätigkeiten beschäftigt sind. Und dort ist das Risiko, arbeitslos zu werden, deutlich höher."

Arbeitslosigkeit unter Geflüchteten

Die höchste Arbeitslosenquote beim Blick auf die Herkunftsländer verzeichneten im Juli 2024 die in Bayern lebenden Ukrainerinnen und Ukrainer. Von ihnen sind 36 Prozent arbeitslos. Bei syrischen Staatsangehörigen, die vor allem seit 2015 nach Deutschland geflüchtet sind, lag die Quote bei fast 30 Prozent. Unter afghanischen Geflüchteten lag der Wert bei 20 Prozent.

Bayern steht bei der Integration von Geflüchteten dennoch besser da als andere Bundesländer. 48 Prozent der Geflüchteten sind sozialversicherungspflichtig beschäftigt - Tendenz laut Hochrechnungen steigend. Dieser Wert liegt über dem Bundesdurchschnitt. Nur in Hamburg liegt die Quote noch höher als in Bayern.

Grafik: Arbeitslosenquote in Bayern nach Staatsangehörigkeit

Zuwanderer in der Ausbildung

Bei den Auszubildenden ist der Anteil der Deutschen unter ihnen rückläufig. So haben im September 2023 rund 48.500 junge Menschen in Bayern eine Lehre begonnen, 80 Prozent von ihnen haben die deutsche Staatsangehörigkeit.

Zu Beginn des Ausbildungsjahres 2024 lag der Anteil nur noch bei 77 Prozent. Eine genaue Aufschlüsselung über die Herkunftsländer gibt es bei den Auszubildenden nicht. Allerdings geht aus der Statistik hervor, dass gut 7 Prozent von ihnen Fluchterfahrung haben.

Grafik: Azubis in Bayern nach Staatsangehörigkeit

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